Nicht nur Burkina Faso, Mali und der Niger stellen sich gegen die Dominanz Frankreichs in der Region. Nun verlangt auch der Tschad den Abzug der französischen Truppen aus seinem Territorium. Für die Franzosen wird es in den ehemaligen afrikanischen Kolonien zusehends ungemütlich.
Lange Zeit stand der Großteil des nordwestlichen Afrikas unter französischer Kontrolle. Selbst nach der Entlassung in die Unabhängigkeit behielt Paris die Zügel – vor allem auf finanzieller und wirtschaftlicher Ebene – in der Hand. Neben dem CFA-Franc (früher an den Französischen Franc, nun an den Euro gebunden) als finanzielles Kontrollinstrument dominieren französische Konzerne auch die Wirtschaft der meisten dieser Länder.
BREAKING CHAD HAS DEMANDED FRANCE WITHDRAW TROOPS
— DD Geopolitics (@DD_Geopolitics) September 6, 2023The crumbling house of French colonialism faces another blow as Chad demands the withdrawal of French troops from the country. This push gained momentum after the unfortunate killing of a local resident by French soldiers,… pic.twitter.com/JvIWE6wvAQ
In den meisten der französischen Ex-Kolonien dominierten auch nach der Unabhängigkeit frankophile Eliten, die ihre Kinder auf französische Privatschulen und Universitäten schickten und sich entsprechend arrangierten. Während diese Oberschicht im Luxus schwelgt, gehören die früheren französischen Kolonien in Afrika zumeist gleichzeitig zu den ärmsten Ländern der Welt. Dies führte in den letzten Jahren jedoch zu Gegenreaktionen – und zu Militärputschen gegen diese Eliten.
No respite for France as a 'New Africa' rises
— The Cradle (@TheCradleMedia) September 1, 2023
African states are one by one falling outside the shackles of neocolonialism. Chad, Guinea, Mali, Burkina Faso, Niger, and now Gabon are saying 'non' to France's longtime domination.
By @RealPepeEscobar https://t.co/wBU61WZFuf
Nachdem die neuen Regierungen in der Zentralafrikanischen Republik, Mali und Burkina Faso bereits die französischen Truppen aus dem Land jagten, folgen der Niger, Gabun und der Tschad bereits auf dem Fuß. Und besonders interessant: Gerade der Tschad war als Ausweichquartier für die derzeit im Niger stationierten französischen Soldaten ausgesucht worden. Doch nachdem ein französischer Soldat aus nächster Nähe einen tschadischen Soldaten mit mehreren Schüssen tötete, kam es zu Unruhen. Die Regierung des Landes steht nun unter Druck, die französischen Truppen auszuweisen.
— Abdur Razzak Vai (@RazzakVai) September 6, 2023
Deadly anti-French protests in Chad after an altercation between a French and a local soldier
After a French soldier in a quarrel with a local military man shot him dead protests erupted in the city of Faya in Chad.#France #Chad pic.twitter.com/PBElV0a84e
Für die Franzosen, die bislang von den billigen Ressourcen aus der Region profitierten, wird es zunehmend schwierig. Vor allem die Chinesen drängen in die Region und bieten sich als “antikolonialistische” Alternative zu den Europäern (und Amerikanern) an. Auch Moskau versucht, die Beziehungen zu den Ländern in der Region zu verbessern und so den Franzosen das Wasser abzugraben.
— @PalasAtenea(2)
These are the coups that have occurred in #France colonies just in the last 3 years:#Gabon – 08/2023#Niger – 072023#BurkinaFaso – 01/2022#Guinea – 09/2021#Chad – 04/2021#Mali – 08/2020
There are still 8 states under the control of France in #Africa … pic.twitter.com/FqyvUlVxUI
(@AthenaMia2nd) September 2, 2023
Die Afrikaner scheinen ein neues Selbstbewusstsein zu entwickeln und zu versuchen, die letzten Überreste der Kolonialära abzuschütteln. Ob der wachsende chinesische Einfluss dort eine bessere Option ist, sei dahingestellt, doch für die Europäer wird es dort auf jeden Fall ungemütlicher.