Offiziell will die nigerianische Regierung so „lokale Talente“ fördern, doch mit dem Verbot von weißen Models und ausländischen (britischen) Voice-Overs nimmt die Maßnahme einen rassistischen Beigeschmack an. Man stelle sich vor, ähnliche Regelungen würden in Österreich oder Deutschland aufgestellt…
Stellen Sie sich vor, die österreichische Bundesregierung würde beschließen, dass künftig in der Werbung nur mehr weiße, autochthone Österreicher (am besten noch mit entsprechendem Akzent) auftreten dürfen. Dies, um die heimische Künstlerwelt zu fördern. Das Ergebnis wäre ein internationaler „Shitstorm“ wegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit. Doch in Nigeria ticken die Uhren anders.
Wie die britische „The Times“ berichtet, ist der afrikanische Staat der erste weltweit, der weiße bzw. generell ausländische Models für die Werbung in TV und Print ausschließt und auch die Voice-Overs (die zumeist von Briten gesprochen werden) nur mehr Nigerianern vorbehält. Die Publikation schreibt dazu: „Das Verbot gilt für alle Nicht-Nigerianer und bedeutet das Aus für die vielen westlichen, weißen Schauspieler, die regelmäßig in der nigerianischen Fernsehwerbung auftreten. Schon vor der Ankündigung des Verbots mussten die Unternehmen für jedes ausländische Modell, das in einem Werbespot verwendet wurde, eine Gebühr von 100.000 Naira (etwa 240 Dollar) entrichten.“ Dies habe Nigeria schon vorher zu einem schwierigen Umfeld für die Werbewirtschaft gemacht.
„Alle Anzeigen, Werbung und Marketing-Kommunikationsmaterialien, die auf den nigerianischen Werberaum abzielen oder dort ausgestellt werden, dürfen nur nigerianische Models und Synchronsprecher verwenden“, so das Ministerium für Information und Kultur in einer Erklärung. Die Anordnung wird am 1. Oktober in Kraft treten, wobei laufende Kampagnen, die nicht-nigerianische Talente verwenden, weiterlaufen dürfen. In der Erklärung des nigerianischen Ministeriums wird die Absicht der Politik deutlich: Es gehe um die „Entwicklung lokaler Talente“. Das Verbot bezieht sich jedoch nicht nur auf die ethnische Zugehörigkeit der verwendeten Models. Alle Nicht-Nigerianer werden aus der nigerianischen Werbung ausgeschlossen, sowohl vor als auch hinter den Kulissen.
Auch wenn es durchaus nachvollziehbar ist, wenn gerade sich entwickelnde Länder einen gewissen wirtschaftlichen Protektionismus durchsetzen, so hat diese Maßnahme für die Werbebranche jedoch ein gewisses rassistisches bzw. xenophobes „G’schmäckle“: Vor allem im Hinblick darauf, dass gerade die nigerianische Regierung immer wieder den (angeblichen) Rassismus in Europa (z.B. hier oder hier) anspricht, wirkt das Ganze durchaus aufgesetzt.