Die Verabreichung von Antibiotika im Säuglingsalter kann offensichtlich auch negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Immunsystems haben. Dies verdeutlicht eine aktuelle Studie. Aber auch später, im Kleinkindalter, sorgten wiederholte Antibiotika-Gaben für gesundheitliche und immunologische Probleme.
Eine kürzlich im renommierten Fachjournal „Immunity“ veröffentlichte Studie mit dem Titel „Antibiotic-driven dysbiosis in early life disrupts indole-3-propionic acid production and exacerbates allergic airway inflammation in adulthood“ hat neue Erkenntnisse über die Auswirkungen von Antibiotika auf die Gesundheit von Kindern ans Licht gebracht. Die Untersuchung, die von einem Team um Professor Benjamin Marsland von der Monash University’s Central Clinical School durchgeführt wurde, zeigt einen beunruhigenden Zusammenhang zwischen der frühen Einnahme von Antibiotika und der späteren Entwicklung von Asthma und Allergien.
Die Forscher entdeckten, dass Antibiotika die Produktion eines wichtigen Moleküls namens Indol-3-Propionsäure (IPA) im Darm von Säuglingen stören können. IPA, das von bestimmten Darmbakterien produziert wird, spielt offenbar eine Schlüsselrolle bei der Vorbeugung von Asthma. In Tierversuchen zeigte sich, dass humanisierte Mäuse, die im frühen Lebensalter Antibiotika erhielten, als Erwachsene anfälliger für asthmaähnliche Symptome waren. Besonders interessant war die Beobachtung, dass eine Nahrungsergänzung mit IPA diese negativen Effekte weitgehend aufheben konnte.
Diese Studie unterstreicht damit auch die komplexe Beziehung zwischen Darmflora und Lungengesundheit. Sie zeigt, wie Eingriffe in das empfindliche Gleichgewicht des Mikrobioms langfristige Folgen für die Gesundheit haben können. Weiters werfen die Ergebnisse wichtige Fragen für die medizinische Praxis auf. Während Antibiotika bei der Behandlung bakterieller Infektionen lebensrettend sein können, deuten die neuen Erkenntnisse darauf hin, dass ihr Einsatz bei Säuglingen sorgfältig abgewogen werden sollte.
Eine weitere Studie, veröffentlicht im „International Journal of ObGyn and Health Sciences“ mit dem Titel „The Impact of Antibiotic Use on Immune Function and Gut Microbiota in Children Aged 1–5 Years„, untersuchte die Auswirkungen wiederholter Antibiotikagaben bei Kindern im Alter von 1 bis 5 Jahren. Die Forscher fanden heraus, dass Kinder, die häufiger Antibiotika erhielten, anfälliger für Atemwegs- und Magen-Darm-Infektionen waren.
Das sich entwickelnde Immunsystem von Babys und Kleinkindern, welches auch auf die guten Mikroben im Darm angewiesen ist, scheint demnach durch den Einsatz von Antibiotika nachhaltig gestört zu werden. Dabei, darauf weisen die Studiendaten hin, scheint die Resilienz gegen negative Einflüsse mit dem zunehmenden Alter abzunehmen. Dies weist darauf hin, dass gerade die ersten Lebensjahre zum Aufbau des Immunsystems besonders wichtig sind. Antibiotika können hierbei zu Problemen führen.