Von der Öffentlichkeit beinahe unbemerkt, obwohl Medien wie Reuters durchaus mit herzergreifenden Titeln darüber berichteten, erhielt am Mittwoch eine kleine Delegation bestehend aus drei Personen eine Audienz bei Papst Franziskus. Mit dabei zwei Damen, die eine besondere, ja eine persönliche Mission hatten: den Papst um Hilfe zu ersuchen wegen ihrer Männer, die in Asovstal festsitzen und gleichzeitig ob dieses Anliegens öffentliche Aufmerksamkeit zu generieren.
Ein Kommentar / eine Recherche von Nikita
Nun, wir haben die Asow-Ehefrauen in letzter Zeit öfter gesehen. Wie ein Wanderzirkus touren die Damen durch diverse Städte in der Westukraine, um auf die belastende Situation ihrer Männer aufmerksam zu machen und medialen Druck auf Kiew und das Ausland zu erzeugen. Man wirft sich in blutverschmierte Outfits, bastelt Schilder mit dramatischen Appellen und ist sich auch nicht zu schade dafür, Kinder zu instrumentalisieren. Das Ziel ist eine Extraktion der Soldaten aus dem Stahlwerk in Mariupol in ein Drittland, vorzugsweise die Türkei.
Zwei der Frauen hatten sich allerdings schon vor einiger Zeit nach Italien abgesetzt und veranstalten seitdem dort Demonstrationen – und nun haben sie es bis an die vorderste Front des katholischen Glaubens geschafft und durften vor dem Papst persönlich vorsprechen.
Die Brisanz des Themas ist ganz einfach. Eine der Frauen ist niemand Geringeres als die Frau des Kommandanten des rechtsextremen Asow-Regiments höchstpersönlich: Katerina Prokopenko. Natürlich eine blonde und blauäugige Dame, wie sie im Buche steht, die schon im italienischen Fernsehen auftreten durfte, um dort öffentlichkeitswirksam um ihren Denis zu weinen. Die andere Frau ist keine bekannte Person, aber nicht weniger interessant. Ihr Name ist Julia Fedosiuk. Ein ausführlicher Blick auf ihren Instagram-Account offenbart die Züge ihrer Persönlichkeit. Sie ist nicht nur eine Waffennärrin, die sich für liberalere Waffengesetze stark macht; sie ist auch eine glühende Unterstützerin des Asow-Regiments, für das ihr männliches Anhängsel kämpft – und selbst eine überzeugte Nationalistin. In einer ihrer Instagram-Stories bringt sie ihre Freude über den Tod russischer Soldaten zum Ausdruck. Nennt man das im Vatikan etwa christliche Nächstenliebe?
Die dritte Person im Bunde der Papst-Bittsteller war ein Mann mit dem Namen Piotr Wersilow. Man kennt ihn als politischen Aktivisten und den inoffiziellen Sprecher von Pussy Riot. 2018 kam er in die Schlagzeilen, als er angeblich im Rahmen eines Gerichtsverfahrens vergiftet und daraufhin nach Deutschland geflogen wurde, um behandelt zu werden. Pussy Riot beschuldigte die russische Regierung eines Giftanschlags. Derzeit kursieren fragwürdige Bilder von Wersilow im Internet, die ihn offenbar bei öffentlichem Sex im Moskauer Biologie-Museum mit seiner schwangeren Freundin zeigen. Es soll sich um eine „Protestaktion“ gehandelt haben.
In den sozialen Netzen sorgte das Treffen des Papstes mit diesen Persönlichkeiten in jedem Fall für Unverständnis und große Empörung.
Letztendlich bleibt die Frage, ob der Papst wusste, wen er da empfangen hat. Angesichts seiner neuerlichen Verfehlung, als er mit der Flagge einer rechtsextremen Euromaidan-Paramiliz posierte und diese auch küsste und segnete, weil man ihm gesagt hatte, sie wäre aus Bucha, sollte Papst Franziskus zumindest die Wahl seiner Berater überdenken.