Nein, werter „STANDARD“, Batteriespeicher sind keine praktikable Lösung für Österreich

Symbolbild Tesla-Megapacks als Batteriespeicher in Österreich. (C) R24/KI

Der „STANDARD“ macht Werbung für Batteriespeicher in Österreich. Um die ganzen Schwankungen bei Wind- und Solarkraftwerken zumindest kurzzeitig auffangen und über Batteriespeicher nutzen zu können, bräuchte Österreich allerdings eine Speicherkapazität von mindestens 15 Gigawattstunden. Doch das wird teuer.

Ein Kommentar von Heinz Steiner

Batteriespeicher sollen das Problem der großen Schwankungen bei der Stromproduktion durch Wind und Sonne lösen. Damit, so heißt es, könne man auch auf konventionelle Backup-Kraftwerke verzichten. Doch die Batterielösung wird nicht billig – von den Rohstoff-Ansprüchen ganz zu schweigen. Während der „STANDARD“ sich in einem Werbeartikel übt, versuchen wir uns an einer realistischen Betrachtungsweise.

In Arnoldstein in Kärnten sind acht Megapacks von Tesla mit insgesamt 20,6 Megawattstunden (MWh) Speicherkapazität am Netz, worauf auch im „STANDARD“-Artikel hingewiesen wird. Gekostet hat das Vorhaben laut Berichten 15 Millionen Euro. Das sind 2,575 MWh pro Megapack – oder 728.155 Euro pro MWh Speicherkapazität. Um die für ganz Österreich notwendige Backup-Kapazität von 15 Gigawattstunden (GWh) zu erreichen, bräuchte es also rund 5.825 Stück solcher Tesla-Megapacks. Nimmt man die Kosten von Arnoldstein für das Projekt als Maßstab, kommt man auf rund 11 Milliarden Euro an Investitionskosten, nur um auf die notwendige Backup-Kapazität zu kommen. Plus natürlich die Wartungs- und Betriebskosten, die bei einer Laufzeit von geschätzt 17,5 Jahren bei etwa 4 Milliarden Euro liegen. Wir sprechen also von rund 15 Milliarden Euro, die sich über diese 17,5 Jahre hinweg amortisieren müssen.

Und diese Backup-Kapazitäten würden im Ernstfall von Dunkelflauten gerade einmal für etwa neun bis zehn Stunden Strom liefern. Dies muss man im Kontext davon sehen, dass Österreich derzeit rund 69 TWh an Strom im Jahr produziert und fast ein Fünftel davon durch Wind- und Solarenergie erzeugt werden. Im Tagesschnitt also rund 37 GWh von insgesamt 189 GWh. Wenn diese wetterbedingt ausfallen und auch nicht genügend Strom importiert werden kann, wird es eng. Vor allem dann, wenn solche dunklen, recht windstillen Zeiten auch noch tagelang anhalten. Insofern sind die Kapazitäten mit 15 GWh noch sehr knapp berechnet.

Gehen wir davon aus, dass man zumindest einen Teil solcher Ausfälle über Pumpspeicherkraftwerke, Backup-Kraftwerke und Importe abfedern kann, und diese 15 GWh für 24 Stunden ausreichen. Bei einer Woche ohne genügend Sonnenschein und Wind wird es sehr eng. Da wären wahrscheinlich selbst 30 GWh an Batterien-Backup nicht genug. Andererseits gibt es laut dem „STANDARD“-Artikel gerade einmal 44 Tage im Jahr, an denen Wind und Sonne zumindest für kurze Zeit so viel Strom produzieren, dass sie vom Netz genommen werden müssen. Das bedeutet, man muss zusätzliche Kapazitäten an Wind- und Solarkraftwerken bauen, um die Batteriespeicher auch bei Bedarf rasch füllen zu können, während man sie dennoch immer wieder vom Netz nehmen muss, weil die Speicherkapazitäten eben gering sind.

Berücksichtigt man die Daten zu den möglichen Ladezyklen in diesen 17,5 Jahren, kommt man auf einen Bereich von etwa 0,12 bis 0,17 Euro pro Kilowattstunde (kWh). Und noch einmal zur Erinnerung: Das sind zusätzliche Kosten, denn der Strom wurde schon bei der Erzeugung selbst einmal bezahlt (und wir sprechen noch nicht einmal von Gewinnen aus diesem Geschäft). Für Solarstrom wurde im zweiten Quartal 2024 eine Einspeisevergütung von 7,76 Cent pro kWh bezahlt. Windenergie liegt mit 9,28 Cent pro kWh etwas darüber. Das heißt, selbst im günstigsten Fall kostet der Batteriespeicherstrom also effektiv rund 20 Cent pro kWh. Ein zusätzliches Wasserkraftwerk würde wohl Kosten von 6 bis 8 Cent pro kWh verursachen (und selbst Wikipedia moniert, dass Stromspeicher ab 40-60 Prozent Produktionsleistung durch Wind- und Solarkraftwerke nötig sind).

Das sind alles Zahlen und Daten, die man bei dem „Werbeartikel“ für Batteriespeicher beim „STANDARD“ vermisst. Genauso wie die Zahlen für den Ressourcenverbrauch. Wir sprechen hierbei von schätzungsweise 10.000 bis 15.000 Tonnen Lithium, 15.000 bis 25.000 Tonnen Nickel, 5.000 bis 10.000 Tonnen Kobalt, 20.000 bis 30.000 Tonnen Kupfer und weiteren tausenden Tonnen an Aluminium, Stahl und anderen Materialien. Es gibt leider keine genauen Zahlen darüber, wie viele dieser Materialien in solchen Tesla-Megapacks verarbeitet werden. Und das nur, um Speicherkapazität für ein paar Stunden Strom für Österreich herzustellen (schon die Vollelektrifizierung des globalen Verkehrs würde mehr Kupfer und Lithium verbrauchen, als man sich vorstellen kann). Man kann sich vorstellen, wie viele dieser Materialien draufgingen, würde man sich auf eine Woche Dunkelflaute vorbereiten wollen…

Billiger wird Strom durch solche Batteriespeicher jedenfalls auf absehbare Zeit nicht. Auch wenn diese Akkus immer günstiger werden. Denn selbst wenn man die Kosten für solche Speicheranlagen auf vielleicht die Hälfte drückt, wird der Preis des Speicherstroms immer noch teuer sein. Genauso wie Überkapazitäten (bedenken Sie, dass Solarkraftwerke im Schnitt etwa 10 Prozent der Nennleistung erbringen, Windkraftwerke etwa 20 Prozent) bei Wind- und Solarkraftwerken zusätzliche Kosten verursachen. Vom exorbitanten Ressourcenverbrauch sprechen wir hier nicht einmal.

Report24 hatte zudem bereits im Mai über eine wissenschaftliche Untersuchung berichtet, die sich mit den Kosten für Batterien-Backups in den Vereinigten Staaten beschäftigte. Auch dort zeigte es sich, dass ein solches Vorhaben schlicht und einfach (zum aktuellen Stand der Technik) nicht finanzierbar ist. Wie soll es dann in Österreich klappen?

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