Die kommunistische Führung in Pjöngjang sieht Nordkorea durch die andauernden Militärübungen der Vereinigten Staaten mit Südkorea bedroht. Man betrachte künftig US-Militäraktionen nahe der Grenzen als „Kriegserklärung“.
Erneut nehmen die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zu. Nachdem US-Diplomaten die Vereinten Nationen dazu drängten, die jüngsten Waffentests Nordkoreas zu verurteilen, erklärte die Führung des kommunistischen Führerstaates, dass man in Zukunft militärische Aktionen der US-Truppen nahe der Grenzen des Landes als „Kriegserklärung“ betrachten werde. Angesichts dessen, dass die US-Truppen regelmäßig Übungen mit dem Militär Südkoreas abhalten, könnten diese durchaus eine militärische Reaktion der nordkoreanischen Truppen provozieren.
Der für US-Angelegenheiten zuständige leitende Beamte des nordkoreanischen Außenministeriums, Kwon Jeong-geun, gab am Freitag eine Erklärung ab. Darin protestierte er scharf gegen eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats, in der die US-Führung eine Verurteilung der jüngsten Raketentests Nordkoreas forderte.
Ein solcher Schritt wäre eine „klare Verletzung des Rechts unseres Staates auf Selbstverteidigung“, sagte Kwon und fügte hinzu: „Wenn der UN-Sicherheitsrat ernsthaft beabsichtigt, zur Gewährleistung von Frieden und Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel beizutragen, muss er Handlungen verurteilen, die die militärischen Spannungen verschärfen, wie etwa die Stationierung strategischer Anlagen und groß angelegte gemeinsame Militärübungen zwischen den Vereinigten Staaten und Südkorea.“
Die globale Gemeinschaft habe diese militärischen Provokationen Südkoreas und der Vereinigten Staaten „ignoriert“, erklärte der nordkoreanische Spitzenbeamte. Sollte man Pjöngjang weiterhin so behandeln, werde es „starke Gegenmaßnahmen“ geben, warnte Kwon. Doch die Frage ist, ob die nordkoreanische Führung tatsächlich dermaßen an der militärischen Eskalationsspirale drehen möchte. Sollte man beispielsweise US-amerikanische Kampfjets abschießen, könnte das Pentagon mit Luftangriffen auf nordkoreanische Stellungen reagieren.
Andererseits dürfte Washington nicht sonderlich an der Eröffnung einer zweiten Front in Ostasien interessiert sein, nachdem der Krieg in der Ukraine bereits essenzielle Waffen- und Munitionsbestände des US-Militärs und der NATO-Verbündeten geleert hat. Ein militärischer Schlagabtausch könnte zudem auch Japan involvieren, welches ein enormes Kontingent an US-Truppen beherbergt und als vorgelagerter Stützpunkt der Vereinigten Staaten dient.