Am vergangenen Sonntag trat die bekannte deutsche Sängerin Nena im Rahmen eines OpenAir Konzerts im brandenburgischen Schönefeld vor Publikum auf. Dabei kam es zu Meinungsverschiedenheiten (Report24 berichtete) in Bezug auf die strengen Hygiene-Auflagen, unter denen die Veranstaltung überhaupt stattfinden durfte. Nena äußerte sich auf der Bühne kritisch gegenüber Impfdruck, Freiheits- und Grundrechtseinschränkungen und der fehlgeleiteten Corona-Politik der Bundesregierung im Allgemeinen – die Konsequenz: Weitere Auftritte wurden nun abgesagt.
Der Veranstalter der Konzertreihe rechtfertigte die Absage des Konzerts, das für den 13. September in Wetzlar in Hessen geplant war, mit Nenas Aussagen auf ihrem Konzert am vergangenen Sonntag in Schönefeld. Das berichtet die Gießener Allgemeine am Dienstag. Auf ihrem Konzert kritisierte die Sängerin die gravierenden Freiheits- und Grundrechtseinschränkungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus und machte außerdem deutlich, jeder könne frei entscheiden, ob man sich impfen lasse oder nicht. Nena betonte: „Die Frage ist nicht, was wir dürfen, sondern die Frage ist, was wir mit uns machen lassen!“
Veranstalter distanziert sich
Dennis Bahl, Sprecher des Veranstalters „Strandkorb OpenAir“, teilte im Rahmen einer Stellungnahme in dem sozialen Netzwerk Facebook mit: „Es war uns wichtig und daher auch bereits im Vorfeld vertraglich vereinbart, dass die Konzerte nicht als politische Bühne genutzt werden dürfen.“ Nenas Einstellung zum Veranstaltungsformat stimme „offenkundig nicht mit dem Hygiene- und Sicherheitskonzept überein, das eigens für diese Reihe coronakonform konzipiert worden“ sei. „Als Veranstalter distanzieren wir uns daher von den Aussagen und dem Auftreten der Künstlerin“. Bereits erworbene Tickets können demzufolge an den Ausgabestellen gegen Erstattung zurückgegeben werden. Wie die WELT berichtet sei die Beendigung der Zusammenarbeit mit Nena „in Einvernehmen“ mit der Künstlerin geschehen. Das Management der Sängerin hat sich zu dem Sachverhalt bislang nicht geäußert.
Veranstalter brach Konzert am Sonntag ab – Ordnungsamt war anwesend
Nenas Konzert am Sonntag wurde durch den Veranstalter selbst etwa gegen 21:45 Uhr vor einer Zugabe durch die Sängerin beendet. Der Tagesspiegel berichtete zunächst, das anwesende Ordnungsamt habe die Auflösung der Veranstaltung verfügt, korrigierte dies aber zwischenzeitlich. Eine Presseanfrage an die verantwortlichen Behörden der Gemeinde Schönefeld habe ergeben, dass es die alleinige Entscheidung des Veranstalters war, das Konzert vor der Zugabe vorzeitig zu beenden. Auf Grund einer Allgemeinverfügung sind Veranstaltungen innerhalb der Gemeindegrenzen Schönefelds derzeit ohnehin nur bis 22 Uhr erlaubt, so Hilmar Ziegler, der Leiter des für das Ordnungsamt der Gemeinde Schönefeld gegenüber der WELT.
Ist die Meinungsfreiheit in Gefahr? Eine Mehrheit „fühlt sich gegängelt“
In sozialen Medien ist in letzter Zeit eine vermehrte Debatte über den Zustand der Meinungsfreiheit in Deutschland wahrnehmbar, das faktische Auftrittsverbot für Nena befeuerte diese Diskussionen nun erneut. Zuletzt sorgte eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach für Aufregung: Die repräsentative Befragung ergab, etwa die Hälfte der Befragten traue sich nicht mehr, seine Meinung in der Öffentlichkeit frei zu äußern. Meinungsäußerungen über den Islam und Muslime bewerteten im Jahr 1996 noch 15 Prozent der Befragten als „heikel“ – heute geben das 59 Prozent der Befragten an. Auch Äußerungen über „Vaterlandsliebe“ und „Patriotismus“ bewerten heute mehr als doppelt so viele Befragte (38 Prozent) als „heikel“, während das noch vor 25 Jahren nur 16 Prozent taten.
Das Meinungsforschungsinstitut stellt seit dem Jahr 1953 regelmäßig dieselbe Frage: „Haben Sie das Gefühl, dass man heute in Deutschland seine politische Meinung frei sagen kann, oder ist es besser, vorsichtig zu sein?“ Bis ins vergangene Jahrzehnt hin hätten dieser Aussage mehr als zwei Drittel noch zugestimmt, der Trend hat sich seither deutlich umgekehrt. Wie die FAZ berichtete, empfinden Anhänger der Grünen und CDU/CSU am wenigsten Einschränkungen der Meinungsfreiheit, insbesondere aber Sympathisanten der AfD, der FDP und der Linken vertraten in wahrnehmbarer Mehrheit die Ansicht, man müsse heutzutage mit seiner Meinung vorsichtig sein.