Wer die SPÖ kennt, weiß, dass die nun erfolgte Kritik und die Rücktritte der Landesvorsitzenden Birgit Gerstorfer und Landesgeschäftsführer Georg Brockmeyer wohl eine längere Vorgeschichte hatten. Doch die geschmacklose Impf-Kampagne mit weinenden Kindern wurde nun als endgültiger Vorwand benutzt, um die oberösterreichische SPÖ-Führung abzulösen.
Kaum veröffentlichte Report24 einen offenen Brief zum Thema, war das Problem mit zwei prominenten Rücktritten schon gelöst. Birgit Gerstorfer war in Oberösterreich durchgehend umstritten. Seit sie die Partei im Jahr 2016 übernahm, gab es kaum positive Aktionen, welche bei den Bürgern gut ankamen. Im Gegenteil, für Oberösterreicher machte es den Anschein, als könne die 58-Jährige nicht einmal einen relevanten Bekanntheitsgrad erreichen. Bei der Landtagswahl 2021 konnte Gerstorfer ein minimales Plus von 0,21 Prozent erreichen, die Partei stabilisierte sich auf niedrigem Niveau von 18,58 Prozent.
Auch die Personalie von Georg Brockmeyer war mehr als fraglich und auch unter SP-Genossen umstritten. So warf man ihm Kontakte zum ehemaligen Bürgerkriegsgeneral Vladimir Zagorec vor, ebenso zum Automatenglücksspiel-Unternehmer Paul Gauselmann. Wie man es mit so einer Vorgeschichte an die Spitze der SPÖ schaffen kann, ist mehr als fraglich. (Wie Report24 im August 2021 berichtete, spielte Zagorec beim Tod des Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider eine interessante Nebenrolle.)
Doch „merkwürdige Kontakte“ kann man auch Birgit Gerstorfer vorwerfen. Diese posierte schon einmal vor Fahnen von Terrorgruppen, eine Entschuldigung oder Abgrenzung fand nicht statt. Zwar können Parteien wie die FPÖ daraus lernen, dass man die eigenen Leute niemals fallen lässt und gegen Zurufe von Medien und anderen Parteien verteidigt – doch über Moral darf man bei solchen Verbindungen nicht nachdenken. Dennoch ist es aus politstrategischer Sicht klug, sich auch schwache Leute nicht von außen abschießen zu lassen sondern den Zeitpunkt eines Austauschs selbst zu wählen.
Nun zog man in den Parteigremien die Reißleine. Die geschmacklose Impfkampagne „Ich will dich nicht verlieren“, wo man weinende Kinder dazu instrumentalisierte, um Menschen in die Nadel zu treiben, ging offenbar zahlreichen Parteigängern zu weit. Auch wir bei Report24 hörten von einigen Sozialisten, dass man damit absolut zu weit gegangen ist. Es würde nicht verwundern, wenn es vor dem Rücktritt der beiden Politiker zahlreiche Parteiaustritte gegeben hätte.
Auf Sozialen Medien erntete die SPÖ Oberösterreich einen Shitstorm – und das von den eigenen (ehemaligen) Wählern. Selbst der linke Bürgermeister von Linz, Klaus Luger, der sonst keine Gelegenheit auslässt unsachlich gegen Maßnahmengegner zu wettern, äußerte sich deutlich: „Aus meiner Sicht sollten Kinder nicht für polarisierende Kampagnen eingespannt werden“, zitierte Heute den regional mächtigen SP-Häuptling. SPÖ Nationalrat Dietmar Keck erklärte sogar: „Weinende Kinder in einer Werbekampagne zu instrumentalisieren ist eine moralische Bankrotterklärung aller Beteiligten.“ Es bleibt zu hoffen, dass nun weniger Impf-fanatisches Personal nachfolgt.
Weshalb ausgerechnet die Sozialisten in Oberösterreich eine solche Plakatkampagne betrieben, ist ohnehin für niemanden nachvollziehbar. Im Grunde genommen macht es den Anschein einer Veruntreuung von Parteigeldern. Denn die SPÖ ist weder im Bundesland noch auf Bundesebene in einer Koalition vertreten, letztendlich hat man mit den Plakaten die Anliegen anderer Parteien vertreten.