Der in für die Region typischer Bauweise errichtete Bahnhof in Pfaffenhofen, Tirol, existiert nicht mehr. Die ÖBB ließ ihn kurzerhand abreißen, ersetzt werden soll das fixe Bahnhofsgebäude, das ein Anlaufpunkt für die Fotos vieler Touristen war, durch „moderne Flugdächer“. Diese Rückentwicklung kostet Bahnkunden und Steuerzahler stolze 17,1 Millionen Euro – in Zeiten der Wirtschaftskrise erachten das viele als totalen Wahnsinn.
Auf die architektonische Schreckenstat wies gestern, Donnerstag, die widerständige Schauspielerin Nina Proll auf ihrem Facebook-Account hin. Leider zu spät, der Bahnhof ist inzwischen „Geschichte“. Auf der Seite der ÖBB ist er noch in seiner alten Pracht zu bewundern.
Wie die neue Version aussieht, wurde im Lauf des Jahres 2021 präsentiert.
Flugdächer, Glasflächen, Parkgaragen. Die Frage muss erlaubt sein: Auch wenn ein Mehrbedarf an Parkplätzen nachvollziehbar ist, wäre nicht eine Verbindung aus alt und neu möglich gewesen? Wem nutzt eine Investition in dieser absurd anmutenden Dimension wirklich? Die Kosten in Höhe von 17,1 Millionen Euro (wobei in Österreich Überschreitungen von 100 Prozent bei nahezu allen öffentlichen Baustellen üblich sind) tragen zur Hälfte die ÖBB und das Land Tirol – also zu 100 Prozent die österreichischen Bürger.
Der Öffentlichkeit machte man den Umbau mit den üblichen Buzzwords schmackhaft: „zeitgemäß“, „barrierefrei“, „taktiles Wegleitesystem“ und „Monitore mit Echtzeitinformationen“. Dies rechtfertigt offenbar jede Investition. Dass somit wieder ein Teil des einzigartigen, ländlichen Charme der Gemeinde verloren geht, liegt auf der Hand. Um Glaspaläste in den Tiroler Bergen zu fotografieren, kommen keine Touristen nach Österreich – das kann man an jedem x-beliebigen Ort der Welt haben.