Steht die Welt vor einer neuen „Kubakrise“? Als Reaktion auf die Stationierung von US-Truppen auf Taiwan will Peking nun chinesische Truppen auf Kuba stationieren und eine gemeinsame militärische Trainingsbasis errichten. Die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China wachsen. Droht eine geopolitische Eskalation rund um Taiwan und Kuba?
Washington hat bereits vor einiger Zeit zugegeben, US-Soldaten auf Taiwan stationiert zu haben, die dort die Truppen trainieren und ausbilden. Für Peking, welches die selbstverwaltete Insel im Zuge der international anerkannten „Ein-China-Politik“ als Teil des eigenen Territoriums betrachtet, ist dies ein gewaltiger Affront. Nicht zu vergessen, dass die mehr als 350.000 im Pazifik stationierten US-Truppen (die meisten davon in Japan und Südkorea) von der kommunistischen Führung in Peking als permanente Bedrohung betrachtet werden.
Dies führte nun dazu, dass die Chinesen mit der kubanischen Führung über die Etablierung einer gemeinsamen militärischen Trainingseinrichtung auf der ebenfalls kommunistisch regierten Karibikinsel verhandelt, wie das „Wall Street Journal“ berichtet. Und nicht nur das: Kuba befindet sich vom US-Festland in etwa gleich weit entfernt wie Taiwan vom chinesischen Festland. Doch während es die Amerikaner als selbstverständlich erachten, ihre Truppen anderen gegnerischen Ländern quasi direkt vor der Haustüre zu stationieren, reagiert man in Washington auf Truppenstationierungen der geopolitischen Rivalen vor der eigenen Haustüre allergisch.
Obwohl Kuba von den Vereinigten Staaten quasi als Feindstaat betrachtet wird und mit umfangreichen Sanktionen belegt wurde, versucht Washington die Führung des Landes auf diplomatischer Ebene davon abzuhalten, ein solches militärisches Abkommen mit der Volksrepublik China zu schließen. Man befürchtet nämlich auch, dass Peking dies für umfangreichere Spionagemaßnahmen gegenüber den Vereinigten Staaten nutzen könnte. Eine chinesische Spionageeinrichtung befindet sich allerdings bereits schon seit Jahren auf Kuba.
Beobachter weisen bereits auf die Kubakrise im Oktober 1962 hin, als die Sowjetunion als Reaktion auf die Stationierung von US-Atomraketen bei einigen europäischen NATO-Partnern selbst solche Raketen auf Kuba stationieren wollte. Eine politische Eskalation, die beinahe in einem Atomkrieg zwischen den beiden Supermächten endete und nur knapp verhindert werden konnte. Ein „tit for tat“, bzw. Gleiches mit Gleichem zu vergelten, spielt sich für die US-Führung nämlich nicht. Die chinesischen Ambitionen auf Kuba könnten nun also zu einer „Kubakrise 2.0“ führen. Wenn Washington Taiwan als Reaktion darauf tatsächlich unter den „nuklearen Schutzschirm“ stellt, wie derzeit diskutiert wird, könnte Peking mit ähnlichen Maßnahmen bezüglich Kuba reagieren. Für die Hardliner in Washington käme dies allerdings faktisch einer Kriegserklärung gleich. Wie kritisch wird die Lage?