Kronenzeitung legt inhaftierter Linzer Wirtin nahe, sie hätte Existenz aufgeben sollen

Alexandra Pervulesko wird von der Kronenzeitung in einem Denunziationsartikel angegriffen. Bild (C) RTV

In einem unsäglichen Hass-Artikel geht die Boulevardzeitung „Krone“ auf die zu tragischer Berühmtheit gekommene Linzer Wirtin Alexandra Pervulesko los. Diese hatte ihren Betrieb im Jahr 2021 trotz Lockdown offen gehalten, weil sie als alleinerziehende Mutter – so ihre Aussage – sonst ihre Rechnungen nicht hätte bezahlen können. Die Kronenzeitung wirft ihr nun vor, wie alle anderen Wirtschaftstreibenden die Corona-Förderung der Regierung beansprucht zu haben.

Ein Kommentar von Willi Huber

Neid ist eines der Themen, mit denen man weniger kluge Mitbürger immer wieder ködern kann. Und das Geschäft mit weniger klugen Mitbürgern kennt die Kronenzeitung sehr gut, genauso wie man sie aufhetzen kann.

Vor wenigen Tagen trat Alexandra Pervulesko – immer noch alleinerziehende Mutter eines 15-jährigen Sohnes – eine vorläufig 14-tägige Ersatzhaftstrafe für 5.000 Euro offene Verwaltungsstrafen an. In diversen Boulevardmedien ist alles Mögliche zum Sachverhalt zu hören, von 42 Tagen bis hin zu Beugehaft. Das nennt man heutzutage „Journalismus“, ist in Wahrheit aber das Verfassen von Hasspostings, möglicherweise vom Toilettendeckel aus. Denn mit den Menschen zu reden, die man denunziert, ist im „Journalismus“ nicht mehr üblich.

Der Hass-Artikel in der Kronenzeitung (Link) wurde von Herrn Gerald Schwab gezeichnet, immerhin so viel Mut bestand. Wir wollen den Herren vor den Vorhang holen. Hier gibt es ihn mit Foto und Hintergrundgeschichte zu bewundern. Vor seiner Tätigkeit bei der Kronenzeitung arbeitete er für das Young Global Leaders Blättchen „Heute“ und erklärte dort, wie schrecklich die Pandemie wäre.

Schwab listet in seinem Text auf, dass Pervulesko rund 60.000 Euro Corona-Hilfszahlungen erhalten hat. Er erwähnt nicht, dass diesen horrende Kosten und staatlich verordnete Zwangsschließung gegenüberstanden. Mieten, Gehälter – all das hatten Wirtschaftstreibende weiterhin zu bezahlen, obwohl der Staat mit der Ausrede der Corona-Pandemie sie zum Nichtstun verdonnerte. Hätte sie die staatliche „Entschädigung“ für all den Maßnahmenwahn nicht angenommen, hätte sie vermutlich nicht nur mit der Firma, sondern auch privat in Konkurs gehen, also ihre Existenz als Wirtin vollständig aufgeben müssen. Das ist es, was Schwab im Grunde genommen vorschlägt, während er mit einem großzügigen Redakteurs-Gehalt in einer regierungstreuen Zeitung bequem im Warmen sitzt.

Seit Pervulesko mit ihrem Offenhalten während des Lockdowns zu überregionaler Berühmtheit gekommen ist, sicherlich auch unfreiwillig, steht sie im Mittelpunkt beinharter behördlicher Schikane und Repression. Die erwähnten 5.000 Euro sind nicht die einzigen offenen Strafen. Das System zeigt kleinen Mitgliedern der Gesellschaft den ihnen zugedachten Platz – und will damit auch alle anderen zu absolutem Gehorsam erziehen oder unterwerfen.

Die Kronenzeitung griff übrigens mit beiden Händen in die Schatztruhe des Steuergeldes. Alleine 78,5 Millionen Euro staatliche Inserate kassierte man in den letzten vier Jahren, hinzu kommen Presseförderung, Corona-Sonderförderung und mehr. Es würde verwundern, wenn die Krone unter 100 Millionen Euro ausgestiegen wäre. Dieses Blatt schickt also den Herrn Schwab vor, um gegen eine kleine Linzer Wirtin zu hetzen, die versucht hat, ihren Sohn zu ernähren. Die Rückmeldungen auf Twitter sind dazu eher negativ:

Wer diesem „Medium“ für die gute Berichterstattung danken möchte, findet hier die nötigen Kontaktdaten:
E-Mail: [email protected]
Kontakt Kronen Zeitung: www.krone.at/kronen-zeitung
Kontakt krone.at: www.krone.at/ueber-krone.at

Vielleicht erreicht man den lieben Herrn Schwab unter [email protected]. Kann man ja nicht ausschließen.

Einen Bericht über die Ersatzhaftstrafe für Alexandra Pervulesko finden Sie hier auf RTV:

Nachtrag: Ein Leser hat uns darauf hingewiesen, dass Pervulesko im TV-Interview erwähnt „… dass ich keine Förderungen krieg“. Diese Aussage bezog sich auf ihre Rede am 8. Jänner 2021 auf einer Kundgebung am Linzer Hauptplatz. Zu diesem Zeitpunkt hat sie laut Transparenzdatenbank noch keine Förderung erhalten und es war auch nicht davon auszugehen, dass man ihr eine Förderung bewilligt.

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