Anfang Dezember ließ die EMA noch verkünden, dass ein dritter Covid-Impfschuss bereits nach drei Monaten möglich sein soll. Regierungen begannen daraufhin prompt mit Planungen für Viertimpfungen in einem ähnlich kurzen Zeitabstand – erste Forderungen nach regelmäßigen Auffrischungsimpfungen alle drei bis vier Monate wurden laut; die SPÖ beispielsweise plante direkt ein, den österreichischen Bürger allein 2022 viermal zur Covid-Impfung zu schicken. Doch die EMA tritt nun auf die Bremse.
Marco Cavalieri, der Direktor für Impfstrategien bei der Europäischen Arzneimittelagentur, warnte in einer Pressekonferenz vor einer Überlastung des Immunsystems durch derartige Booster-Programme. Er führte aus, dass die Nachimpfungen nach so kurzer Zeit keine geeignete Langzeitstrategie sein können: Auffrischungsimpfungen etwa alle vier Monate würden Probleme bei der Immunantwort bewirken – man müsse vorsichtig sein, das Immunsystem nicht durch wiederholte Impfungen zu überlasten.
Im Hinblick auf die Omikron-Variante äußerte er sich zwar nur vorsichtig und beharrte darauf, man befände sich nach wie vor in einer Pandemie. Er gab jedoch auch zu, dass die natürliche Immunität in der Bevölkerung durch die infektiöse neue Variante mit ihren milden Verläufen stark ansteigen wird, sodass Covid-19 zunehmend endemisch werde. Bei einem solchen Szenario sollten die Booster-Impfungen wie bei der Grippe mit dem Beginn der Erkältungszeit synchronisiert werden.
Pfizer und Moderna kündigten bereits an, an Impfstoffen speziell für Omikron und die aktuell grassierenden Varianten zu arbeiten. Laut Pfizer-CEO Albert Bourla soll das Pfizer-Vakzin im März fertig sein, die Produktion sei teilweise sogar schon angelaufen. Cavalieri gab an, ein solcher Impfstoff könne von der EMA frühestens im April oder Mai zugelassen werden.
Ein Festhalten an kurzen Impfintervallen wäre für die Pharma-Industrie freilich deutlich lukrativer: Bourla sagte, dass die Normalbevölkerung zwar früher oder später nur eine Dosis pro Jahr verimpft bekommen könnte – zumindest vulnerable Gruppen und Risikopatienten sollten dann aber noch mehr Impfdosen erhalten können.