Es ist wieder so weit: Klimaretter aus der ganzen Welt treffen sich zum alljährlichen Klimagipfel. Dort winken nicht nur sündhaft teure Luxus-Fleischmenüs: Auch die Reise muss den Ansprüchen der „Elite“ entsprechen. Sie kommen natürlich nicht mit Bahn und Lastenrad, sondern wie üblich mit Privatjets, Regierungsmaschinen oder Linienfliegern. Die Flugzeuge parken dieses Mal jedoch vorsichtshalber Hunderte Kilometer entfernt – so auch der Flieger des deutschen Bundeskanzlers. Möchte man vielleicht verhindern, dass schon wieder Bilder von den Flugzeug-Kolonnen der Klima-Heuchler um die Welt gehen, so wie vor einem Jahr?
Gestern startete die Weltklimakonferenz der UN (COP27) im ägyptischen Scharm el-Scheich. Bis zum 18. November beraten dort sogenannte Experten und Politiker über eine Verlangsamung der Erderwärmung; in diesem Jahr nehmen 110 Staats- und Regierungschefs, 2.000 Redner und mehr als 35.000 Delegierte teil. (Pikant: Die mit den USA größten Emissionsverursacher China und Indien nehmen nicht teil – sie haben abgesagt.) Die meisten reisen mit dem Flugzeug an, auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz. Interessant ist, dass der Regierungsflieger den Kanzler nur absetzte und dann wieder abhob, um in Zypern geparkt zu werden – stolze 800 Kilometer Leerflug. Auch etliche weitere Maschinen flogen nach dem Absetzen der heuchlerischen Fracht schnell weiter, nach Assuan, Hurghada oder Luxor.
Offensichtlich soll dieses Jahr nicht am Zielflughafen geparkt werden. Gibt es vielleicht einen Zusammenhang mit den Bildern vom letzten Klimagipfel im schottischen Glasgow? Vor einem Jahr waren die benachbarten Flughäfen voll mit Privatjets und Regierungsfliegern, deren gesamter CO2-Ausstoß dem einer Großstadt nahekam. Es kam sogar zu Staus, sodass Flugzeuge auf nahegelegene Flugplätze umgeparkt werden mussten – vielleicht sollten derartige Bilder dieses Mal vermieden werden. Laut Bundesregierung hat natürlich nichts mit nichts zu tun und es gab „Visa-Probleme der Crew“…
Auch die anderen Mitglieder der deutschen Regierung – als Redner angekündigt sind Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne), Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) – reisen nicht klimaneutral mit Bahn, Bus oder Lastenfahrrad an (oder lassen sich einfach per Zoom zuschalten), sondern rücken per Linienflug an. Wegen unterschiedlicher Termine reist die Delegation getrennt an. Auch Klima-Aktivistin Luisa Neubauer kam mit dem Flieger: Nach einer medienwirksamen fünftägigen Bahn- und Busreise in die Türkei flog sie von dort aus Kurzstrecke nach Ägypten. Ein Online-Meeting, wie beispielsweise von Usern in den sozialen Netzen in Anbetracht des postulierten Klimanotstands empfohlen, kam wohl nicht infrage – immerhin würde man dann die fleischreichen Luxusmenüs verpassen, die den „VIPs“ auf dem Klimagipfel serviert werden. Insekten findet man auf der Speisekarte seltsamerweise nicht: Die sind dem klimaschädlichen Fußvolk vorbehalten.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres eröffnete die Konferenz mit ACDC-inspirierter Panikmache: „Wir sind auf einem Highway in die Klimahölle und haben den Fuß auf dem Gaspedal.“ Trotz jahrzehntelanger Klimagespräche seien zu wenige Fortschritte gemacht worden, um den Planeten vor einer übermäßigen Erwärmung zu retten. Um den Übergang von fossilen Brennstoffen zu „klimafreundlichen“ Energien zu beschleunigen, forderte er einen Pakt zwischen den reichsten und ärmsten Ländern der Erde. In Deutschland werde es laut Bundeskanzler Scholz jedenfalls „keine Renaissance der fossilen Energien“ wie Öl, Gas und Kohle geben. „Für uns ist klarer denn je: Die Zukunft gehört Windkraft, Solarenergie und grünem Wasserstoff“, betonte er (wohl ignorierend, dass die politisch geförderte Deindustrialisierung Deutschlands auch Wind– und Solarindustrie zerstört). Wie er sein Vorhaben umsetzen will, erklärte Scholz ohnehin nicht. Angesichts der Energiekrise sollte er zunächst einmal auf einen milden Winter hoffen – auf die erneuerbaren Energien kann er wohl nicht setzen.
Umverteilungsorgie
Ungeachtet dessen wird wieder fleißig Steuergeld verteilt: Für den weltweiten Schutz der Regenwälder wird die Unterstützung von einer auf zwei Milliarden Euro erhöht, 170 Milliarden Euro fließen in den geplanten globalen Schutzschirm für Klimarisiken und Deutschland wird außerdem seine jährlichen internationalen Zahlungen von 5,3 auf 6 Mrd. Euro aufstocken. Es drängt sich wie so oft die Frage auf: Geht es bei der sogenannten „Klimarettung“ nicht doch vor allem um Umverteilung von Geld?