Im Kampf gegen die Dominanz des US-Dollars gehen die BRICS-Staaten neue Wege. Nicht nur die Verwendung der eigenen Währungen im Handel ist Teil davon, auch soll eine neue multilaterale Währung geschaffen werden. Diese wird es in sich haben.
Die Dominanz des US-Dollars im internationalen Handel wird schon seit langer Zeit immer wieder kritisiert. Insbesondere die Entwicklungs- und Schwellenländer, die deshalb auf „harte“ Devisen angewiesen sind, leiden immer wieder unter den Entscheidungen der US-Zentralbank, welche sich in erster Linie um den US-Markt kümmert und dabei Kollateralschäden im Ausland in Kauf nimmt. Hinzu kommt der Umstand, dass Washington das Recht hat, Dollar-Bestände jederzeit einzufrieren und die Nutzung zu untersagen.
Für die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die eine multipolare Weltordnung anstreben, sind dies gewichtige Gründe, der Dollar-Dominanz den Kampf anzusagen. Dabei ist der erste Schritt die Verwendung der jeweiligen eigenen Währungen im bilateralen Handel (wie z.B. inzwischen auch zwischen China und Brasilien). Doch das ist noch längst nicht alles. Der stellvertretende Vorsitzende der russischen Staatsduma, Alexander Babakow, kündigte an, dass die Staatengruppe beim bevorstehenden Gipfeltreffen der BRICS im südafrikanischen Durban eine neue Währung vorstellen werde. Damit geht es nun ans Eingemachte.
„Der Übergang zu Abrechnungen in nationalen Währungen ist der erste Schritt. Der nächste Schritt besteht darin, in naher Zukunft den Umlauf von digitalen oder anderen Formen einer grundlegend neuen Währung zu ermöglichen. Ich denke, dass auf dem BRICS-Gipfel die Bereitschaft zur Verwirklichung dieses Projekts verkündet werden wird, denn die entsprechenden Arbeiten sind bereits im Gange„, sagte Babakow am Rande des russisch-indischen Wirtschaftsforums für strategische Partnerschaft für Entwicklung und Wachstum. Babakow erklärte auch, dass innerhalb der BRICS wahrscheinlich eine einheitliche Währung entstehen könnte, die nicht nur an den Wert von Gold, sondern auch an „andere Produktgruppen, seltene Erden oder Erde“ gekoppelt wäre.
„Neu-Delhi und Moskau sollten eine neue Wirtschaftsassoziation mit einer neuen gemeinsamen Währung gründen, die ein digitaler Rubel oder die indische Rupie sein könnte“, so der Politiker weiter. Er erklärte, dass sowohl Russland als auch Indien von der Schaffung einer gemeinsamen Währung für den Zahlungsverkehr profitieren würden, und bezeichnete dies als den derzeit gangbarsten Weg.
„Unser Ziel sollte es sein, neue Regeln im Finanzbereich aufzustellen, um die Verwendung einer bereits gemeinsamen Währung zu ermöglichen“, betonte er. „Es spielt keine Rolle, ob es sich um einen digitalen Rubel, eine digitale Rupie, einen digitalen Yuan oder eine andere Währung handelt. Aber diese Währung muss den Gesetzen unserer jeweiligen Nationen folgen.“
Bereits im Jahr 2018 wurde der Vorschlag einer gemeinsamen Reservewährung der BRICS-Länder beim Waldai-Club diskutiert, welche in Anlehnung an die Sonderziehungsrechte (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) eine Korbwährung der BRICS-Währungen sein sollte. Der Name für die neue Reservewährung – R5 oder R5+ – basiert auf den Anfangsbuchstaben der BRICS-Währungen, die alle mit dem Buchstaben R beginnen (Real, Rubel, Rupie, Renminbi, Rand). Dies hätte auch eine Stärkung der jeweiligen nationalen Währungen mit sich gebracht, die bislang jedoch mit einer hohen Volatilität konfrontiert waren.
Der Plan, diese neue Währung mit Gold und Rohstoffen zu decken, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Denn der US-Dollar ist durch nichts – außer dem Vertrauen, dafür Güter und Dienstleistungen zu erhalten – gedeckt. Damit wird diese neue BRICS-Währung auch für viele rohstoffexportierende Länder interessant.