War die vorherige israelische Regierung noch eher auf der Seite der Ukraine, wird die neue rechtskonservative Führung unter Premierminister Netanjahu verstärkt ein gutes Auskommen mit Moskau anstreben. Außenminister Cohen zeigt schon entsprechende Initiativen.
Die israelische Politik ist bekannt dafür, die nationalen Interessen über alles andere zu stellen und sich auch nicht zu sehr um UN-Resolutionen und die Befindlichkeiten anderer Länder zu kümmern. Dies betrifft auch die Haltung Tel Avivs in Bezug auf den eskalierten Ukraine-Konflikt. Schon die Regierung unter Benny Gantz blieb trotz der verbalen Unterstützung für Kiew ansonsten weitestgehend neutral. Es gab keine direkten Waffenlieferungen (Tel Aviv spielte lediglich den Mittelsmann) für die Ukraine und jegliche Anfragen aus Kiew für die Lieferung des bekannten Luftabwehrsystems „Iron Dome“ wurde abgeschmettert.
Der Hauptgrund dafür: Moskaus gute Beziehungen zum syrischen Präsidenten Bashar al-Assad und zum Mullah-Regime im Iran. Eine Verärgerung des Kremls wäre ein sicherheitspolitischer Albtraum für den jüdischen Staat. Und so sagte der neue israelische Außenminister, Eli Cohen, in Bezug auf den Ukraine-Konflikt: „In der Frage von Russland und der Ukraine werden wir eines ganz sicher tun – weniger in der Öffentlichkeit sprechen.“ Ein klarer Wechsel des politischen Stils und ein Hinweis darauf, dass man sich nun eher an Moskau orientieren will.
Es ist bekannt, dass sich Präsident Wladimir Putin und Premierminister Benjamin Netanjahu relativ gut verstehen. Etwas, das schon früher von Präsident Selenskyj kritisiert wurde. Kein Wunder also, dass der neue israelische Außenminister nun für eine „verantwortungsvolle“ Politik in Bezug auf den Krieg in der Ukraine plädiert. Im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger Yair Lapid dürfte er auch kaum harte Worte an Moskau richten. Umso deutlicher wird dies dadurch, dass Cohen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow sprach, während dieser von Lapid all die Monate seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine ignoriert wurde. Wie geht es nun weiter?