Teheran warnte bereits davor, in Bezug auf den Krieg zwischen Israel und der Hamas „andere Fronten“ zu eröffnen. Dies könnte auch die Blockade der Straße von Hormus beinhalten, die für die globale Versorgung mit Erdöl und Flüssiggas essenziell ist. Auch wenn der Iran selbst wirtschaftlich darunter leiden würde, wäre dies eine „letzte Option“.
Der Iran gilt als Erzfeind Israels und soll angeblich auch in den Hamas-Angriff auf den jüdischen Staat involviert gewesen sein. Zudem unterstützt Teheran die Schiitenmiliz Hisbollah, die ebenfalls immer wieder Angriffe auf israelisches Territorium durchführt. Die potenzielle Beteiligung des Irans an den Hamas-Aktionen, die zur aktuellen Eskalation führten, ließen US-Politiker wie den streitlustigen Senator Lindsay Graham zur Bombardierung iranischer Raffinerien aufrufen. Doch ein solcher Schritt würde eine neue Eskalationsstufe und eindeutig einen kriegerischen Akt darstellen, der zu entsprechenden Konsequenzen führen würde.
Teheran hat bereits in der Vergangenheit damit gedroht, im Ernstfall die Straße von Hormus zu blockieren. Diese Meerenge ist ein wichtiges Nadelöhr für den Öl- und Gastransport aus dem Nahen Osten in alle Welt. Täglich werden dort durchschnittlich etwa 17 Millionen Barrel (oder etwa 17 Prozent der globalen Ölnachfrage) durchgeschickt. Sollte sich Teheran zu solch einem Schritt gezwungen sehen (der auch die eigenen Ölexporte beträfe), könnte dies zu einer direkten militärischen Konfrontation zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten führen und die Ölpreise weit über die Marke von 100 Dollar pro Barrel senden. Allerdings hat Teheran, welches um eine Verbesserung der diplomatischen Beziehungen mit Saudi-Arabien bemüht ist, kein großes Interesse an solch einer Maßnahme. Der iranische Präsident sprach kürzlich mit dem saudischen Kronprinzen, der die Rolle des Mediators zwischen Tel Aviv und der Hamas einzunehmen versucht.
Dennoch warnte der iranische Außenminister, Hossein Amir-Abdollahian, kürzlich vor „anderen Fronten“, die man in diesem Krieg eröffnen könne. Sollte es nicht bald zu einem Ende der Bombardierungen des Gaza-Streifens kommen, wird Teheran wohl kaum davor zurückschrecken, nicht mehr bloß zu bellen und zu kneifen, sondern auch wirklich zuzubeißen. Insbesondere auch deshalb, weil Washington eine Tranche von sechs Milliarden Dollar zurückhält, die es den Iranern im Rahmen eines Deals für einen Gefangenenaustausch wieder freigeben wollte. Dabei handelt es sich um eingefrorenes iranisches Geld. Entsprechend harsche Reaktionen darauf gab es bereits.
Es liegt also nicht nur an Israel und dessen Aktionen im Gaza-Streifen selbst, sondern auch an den Vereinigten Staaten, ob es zu weiteren Eskalationen kommt. Vor allem auch deshalb, weil speziell die „Falken“ in der US-Politik den Iran als Kriegspartei betrachten und durch die faktische Behandlung Israels als „51. Bundesstaat“ durch die Vereinigten Staaten ein besonderes politisches Naheverhältnis zu Tel Aviv besteht. Dies birgt eine gefährliche Dynamik in sich. Die Schließung der Straße von Hormus bleibt als Option weiterhin auf dem Tisch, auch wenn Teheran dies im wirtschaftlichen Eigeninteresse nicht unbedingt will – dessen sollte man sich bewusst sein.