Auch in Indien kommt es zunehmend zu Protesten gegen die hohe Inflation, die immer mehr Menschen tiefer in die Armut abgleiten lässt. Gerade die unteren Einkommensschichten wenden den Großteil ihres Geldes für Nahrungsmittel und Energie auf, die sich massivst verteuert haben.
Tausende von Indern protestieren in der Hauptstadt Neu-Delhi gegen die steigende Arbeitslosigkeit und den Anstieg der Lebensmittel- und Kraftstoffpreise. Die Kundgebung, die am Sonntag stattfand, wurde von Oppositionsführer Rahul Gandhi angeführt. Örtlichen Quellen zufolge kam es zu Handgemengen zwischen den Demonstranten und der Polizei, die viele von ihnen verhaftete. Doch der Druck auf die Politik steigt immer weiter.
Die Zentralbank des Landes hat für das laufende Haushaltsjahr eine Inflationsrate von 6,7 Prozent prognostiziert. Im April hatte die Inflation mit 7,8 Prozent ein Achtjahreshoch erreicht. Doch da die Preissteigerungen vor allem die Bereiche Nahrungsmittel und Energie treffen, sind vor allem die ohnehin schon ärmeren Bevölkerungsschichten besonders stark davon betroffen. Der ranghohe Oppositionspolitiker Rahul Ghandi gab Modi die Schuld an der Misere des Landes. „Nur der Premierminister ist für diese Probleme verantwortlich“, sagte er.
Gandhi wies darauf hin, dass die Preise für Benzin, Diesel, Kochgas und Grundnahrungsmittel, einschließlich Weizen, seit dem Amtsantritt von Premierminister Narendra Modi vor acht Jahren im Jahr 2014 um 45 bis 175 Prozent in die Höhe geschossen seien. Der Politiker warf dem Premierminister vor, eine Politik zu verfolgen, die großen Konzernen zugutekommt, während die kleinen und mittleren Unternehmen des Landes unter der wirtschaftlichen Flaute leiden. Ghandi behauptete zudem, dass zwei Industrielle, nämlich Gautam Adani und Mukesh Ambani, von dem Hass und der Angst profitieren und die Regierungspartei zu ihrem Vorteil arbeitet. „Ob Flughafen, Hafen, Straßen, alles wird von diesen beiden Leuten übernommen“, sagte er und fügte hinzu, dass Modis Ideologie vorschreibe, dass diese beiden Leute profitieren sollten, während „unsere Ideologie besagt, dass jeder vom Fortschritt des Landes profitieren sollte“.
Bereits vor rund zwei Wochen haben Tausende Landwirte in der indischen Hauptstadt demonstriert, weil die Regierung ihre Versprechen nicht eingehalten habe. Medienberichten zufolge verlangen sie neben anderen Dingen einen Mindest-Unterstützungspreis für alle Produkte und die Begleichung aller Bauernschulden durch die Regierung.