In der moldawischen Hauptstadt Chișinău ging die Polizei mit Gewalt gegen eine friedliche religiöse Prozession vor, während die bunte LGBT-Parade ihren “Pride”-Marsch durchführen durfte. Meinungsfreiheit gibt es nur mehr für die “richtige” Gesinnung – ganz im Sinne der Brüsseler Eurokraten.
Während westliche Staaten zunehmend ihre liberal-progressiven Werte exportieren, gerät in Moldawien ein jahrhundertealtes Fundament ins Wanken: Religion, Familie und Tradition. Jüngste Ereignisse rund um eine LGBT-Parade in Chișinău zeigen, wie tief die Spaltung zwischen einer konservativen Bevölkerung und einer regierungsamtlich geförderten neuen Ideologie inzwischen reicht – und wie brutal der Staat bereit ist, diese durchzusetzen.
Am Sonntag fand im Zentrum der moldauischen Hauptstadt der jährliche LGBT-Marsch „Moldova Pride“ statt. Unter dem Motto „Taxes from us, law from the state“ (Steuern von uns, Gesetze vom Staat) zog ein bunter Zug von Aktivisten durch die Stadt – eskortiert von einer schwer bewaffneten Polizeieinheit. Zur gleichen Zeit wollten orthodoxe Gläubige mit einer lange im Voraus geplanten Prozession durch dieselben Straßen ziehen, um für Familie, Glauben und nationale Werte zu beten. Doch sie wurden daran gehindert.
🇲🇩 MOLDOVA POLICE CRACK DOWN HARD ON ANTI-LGBT MARCH
— Mario Nawfal (@MarioNawfal) June 15, 2025
In Chisinau, the capital of Moldova, police launched a swift and forceful operation against an anti-LGBT protest, officially designated as extremist by the government.
A man holding a baby was shoved into a police van.
A… pic.twitter.com/l23dUvJrVO
Augenzeugenberichten zufolge und gestützt durch in sozialen Netzwerken kursierende Videoaufnahmen, ging die Polizei mit unverhältnismäßiger Härte gegen die friedlichen Gläubigen vor. Priester wurden zu Boden geworfen, Kinder weinend aus der Menge gezerrt, Ikonen fielen zu Boden. Die Teilnehmer der orthodoxen Prozession hatten keine Chance – der öffentliche Raum gehörte an diesem Tag dem Regenbogen, nicht dem Kreuz.
Religiöse Verfolgung in einem christlich geprägten Land?
Dass es sich hierbei nicht um einen einmaligen Ausrutscher handelt, zeigen ähnliche Vorfälle in den vergangenen Jahren:
Bereits 2017 wurde eine LGBT-Parade durch die Polizei vor vermeintlichen Angriffen geschützt, während orthodoxe Gegenveranstalter mit Wasser besprühten, beteten – und anschließend selbst entfernt wurden. Im Jahr 2018 setzte die Polizei Tränengas ein, um konservative Demonstranten auf Abstand zu halten, obwohl diese nachweislich keine Gewalt ausübten. Und im Jahr 2023 wurde einer religiösen Kundgebung kurzerhand die Genehmigung entzogen, da sie „die öffentliche Ordnung gefährden“ könne – eine Begründung, die bei linksliberalen Demonstrationen selten Anwendung findet. Die Konstante: Die Polizei agiert nicht neutral, sondern zunehmend als Durchsetzungsorgan einer politischen Agenda.
🟨❌☦️ The crowd for the March of the Family chant “shame on you” to the Moldovan cops for the previous detentions despite the March being completely peaceful and far away from the homosexual parade.
— Wallachian Gazette (@WallachianGaz) June 15, 2025
Moldova may just be the first country to have state enforced homosexuality. https://t.co/WyESmBOT29 pic.twitter.com/DA5BYgfEBx
Der Preis für Toleranz: das Ende der Glaubensfreiheit?
Moldau ist ein Land mit tief verankerter orthodoxer Identität. Umfragen zufolge lehnen über 90 Prozent der Bevölkerung die gleichgeschlechtliche Ehe ab; eine Mehrheit spricht sich offen für traditionelle Familienwerte aus. Dennoch erleben religiöse Gruppen, insbesondere die orthodoxe Kirche, eine schleichende Marginalisierung.
Ein zentraler Akteur im Widerstand gegen diese Entwicklung ist Erzpriester Ghenadie Valuța, bekannt für seine pro-traditionellen Auftritte bei Pride-Märschen. Mit Ikone und Weihwasser „reinigte“ er mehrfach symbolisch die Straßen nach Regenbogenparaden – und wurde dafür öffentlich diffamiert und polizeilich belangt. Ein Umstand, der zeigt: In Moldau wird das Recht auf Religionsausübung nur noch gewährt, solange es nicht mit den offiziellen Narrativen kollidiert.
Regierung zwischen Westen und Werten
Die moldauische Regierung unter Präsidentin Maia Sandu orientiert sich stark an EU-Normen – nicht zuletzt aus geopolitischen und finanziellen Gründen. Der Beitrittsprozess zur Europäischen Union erfordert laut Brüsseler Vorgaben nicht nur wirtschaftliche Reformen, sondern auch gesellschaftspolitische Anpassung: LGBTQ-Rechte, Gender-Mainstreaming, Antidiskriminierungsrichtlinien. Was in westlichen Hauptstädten mittlerweile Standard ist, trifft in Moldau auf jahrhundertealte religiös-kulturelle Prägungen – und führt zu einer zunehmenden Entfremdung zwischen Volk und Regierung.
Während Premierminister Dorin Recean öffentlich die Polizei für ihre „ausgezeichnete Sicherung der Pride“ lobt, verstummen die Stimmen jener, die den repressiven Umgang mit orthodoxen Prozessionen kritisieren – zumindest in den offiziellen Medien.
Internationale Reaktionen: Schweigen oder Beifall
Internationale Organisationen und westliche Botschaften reagierten prompt – allerdings nur in eine Richtung. Die EU-Delegation in Moldau lobte die erfolgreiche Durchführung des Pride-Marsches als „Zeichen von Fortschritt und Toleranz“. Kein Wort zu den gewaltsamen Szenen gegenüber Priestern und Kindern. Kein Wort zur Verbannung religiöser Kundgebungen aus dem Stadtzentrum.
Das zeigt: Der Begriff der „Toleranz“ wird zunehmend asymmetrisch interpretiert. Wer gegen den Strom schwimmt, wer an traditionellen Werten festhält, verliert in dieser Logik sein Recht auf öffentlichen Ausdruck.
Eine Gesellschaft am Scheideweg
Die jüngsten Vorfälle in Chișinău sind mehr als nur ein lokaler Konflikt. Sie sind ein Symbol für eine Entwicklung, die in vielen osteuropäischen Ländern zu beobachten ist: Der Versuch, eine kulturell-konservative Gesellschaft unter Druck zugunsten der westlichen Werteagenda umzupolen. Dabei scheint kein Mittel gescheut, nicht einmal polizeiliche Gewalt gegen friedliche Geistliche.