Psychotherapeuten und Psychiater in Großbritannien warnen einem aktuellen Bericht der Daily Mail zufolge wenige Tage vor dem „Freedom Day“, dem Tag der Aufhebung aller Covid-19-Beschränkungen in Großbritannien, vor einem enormen Anstieg der Angst in der Bevölkerung. Repräsentativen Umfragen nach wollen etwa die Hälfte der Briten, dass die Restriktionen bestehen bleiben und sogar zwei Drittel geben an, dass sie im Einzelhandel und im Nahverkehr auch weiterhin eine Maske tragen wollen. Jeder fünfte Mensch im Land leide am „Covid-19-Angstsyndrom“.
Einer aktuellen Umfrage der London South Bank University (LSBU) nach wird deutlich, 25 Prozent der Briten werden öffentliche Plätze auch weiterhin konsequent meiden, sogar 40 Prozent der Befragten vermieden der Umfrage nach jegliche Berührung von Gegenständen in der Öffentlichkeit. Wie die Wohltätigkeitsorganisation für psychische Gesundheit in England und Wales, Mind Charity, berichtet, seien ganze 55 Prozent der Erwachsenen zunehmend besorgt, Freunde und Bekannte zu treffen. Jeder fünfte Mensch in Großbritannien leidet den britischen Experten zufolge am sogenannten „Covid-19-Angstsyndrom“, einer psychischen Angststörung, ausgelöst durch die lange Isolation der fatalen Lockdowns und die daraus resultierende fehlende Teilhabe am öffentlichen Leben. Am 19. Juli wird in Großbritannien der „Freedom Day“ gefeiert, der Tag, an dem fast alle Maßnahmen zur Eindämmung des SARS-CoV2 Erregers und Beschränkungen der Freiheit aufgehoben werden sollen. Eine für den Observer durchgeführte Umfrage ergab jedoch, 50 Prozent der Befragten wollen den „Freedom Day“ verschieben.
Nach Covid-Wellen folgt nun Tsunami der psychischen Erkrankungen
Professor Marcantonio Spada vom Centre for Addictive Behaviors der LSBU und Professor Ana Nikčević von der Kingston University beschrieben das Covid-19-Angstsyndrom erstmals im April 2020 als psychische Erkrankung und Folge der restriktiven Einsperr-Politik der Regierung. Ihre Forschung ergab, dass Menschen aufgrund ihrer Angst vor dem Virus ein bestimmtes, verändertes Verhalten entwickelten.
Symptome des Covid-19-Angstsyndroms sind den Experten nach unter anderem teils extreme Sorgen und Existenzängste, Angst bis hin zu Panik vor Mitmenschen und größeren Menschenansammlungen und wiederkehrende Sorgen vor einer Ansteckung mit dem Virus und möglichen Langzeitfolgen der Erkrankung. Befeuert wurden diese Ängste in nicht unerheblichem Maße immer wieder durch tendenziöse und einseitige Berichterstattung der Mainstream Medien.
Professor Spadas Fachrichtung an der LBSU ist Suchtverhalten und psychische Gesundheit. Er resümierte gegenüber der Daily Mail:
Unsere Daten zeigen, dass nach nun einem Monat der Lockerungen viele Menschen immer noch mit Aspekten des Covid-19-Angstsyndroms zu kämpfen haben, eine ähnliche Zahl wie wir zuvor während des vollständigen Lockdowns beobachtet. Das legt nahe, dass es immer noch viele Menschen gibt, denen es weiterhin schwer fällt, sich von der Bedrohung durch Covid-19 zu lösen und zum Alltag zurückzukehren.
Johnson mahnt: 3000 Hospitalisierungen pro Tag möglich
Während der britische „Tag der Freiheit“ näher rückt, wurde bekannt, Premierminister Boris Johnson warne vor bis zu 3000 Krankenhauseinweisungen durch Covid-19 – pro Tag. Er weist außerdem darauf hin, das Tragen von Masken und Homeoffice sei weiterhin ausdrücklich überall dort geboten, wo möglich und sinnvoll, auch wenn es nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben sei. Die Lockerungen seien „mit einer Warnung verbunden“, die Menschen müssten „damit rechnen“, in geschlossenen Räumen wie Supermärkten und im Nahverkehr weiterhin Masken zu tragen. Ob es lediglich bei einer Handlungsempfehlung bleibt oder die allgemeine Tragepflicht für die Bevölkerung fortbestehen wird ist bislang unklar. Dr. Susan Hopkins von der Public Health England (PHE, englische Gesundheitsbehörde) warnte sogar davor, die Krankenhauseinweisungen könnten bis zum Ende des Sommers auf 4.000 pro Tag ansteigen, das wäre ein ähnliches Niveau wie auf dem Höhepunkt der Welle im Januar. Eines wird ganz deutlich: Vom bisherigen Kurs der Verbreitung von Angst und Panik in der Bevölkerung scheint man auch weiterhin nicht abweichen zu wollen.
Nicht alles Gold was glänzt: „Tag der Freiheit“ aber: „Werft eure Masken nicht weg“
Unterdessen wiederholte der Bürgermeister von Manchester, Andy Burnham, seine grundsätzlich ablehnende Haltung dem Ende der gesetzlichen Maskenpflicht gegenüber. Der britische Gesundheitsminister Edward Argar verwies jedoch auf den mittlerweile vorhandenen Schutz der Bevölkerung durch die fortschreitende Impfkampagne und stellte bezogen auf die baldige Rückkehr zum Alltag fest: „Wenn nicht jetzt wann dann?“
Trotz des vermeintlichen „Tags der Freiheit“ wird Premierminister Boris Johnson aller Voraussicht nach weitere Handlungsempfehlungen oder gar Restriktionen auch über den 19. Juli hinaus aufrechterhalten. Die Daily Mail zitierte Johnson: „Werft eure Masken nicht weg!“
Ruf nach Ende der Maskenpflicht wird lauter – keine „juristische Voraussetzung“ mehr gegeben
Auch in Deutschland entbrannte auf Grund konstant niedriger Inzidenzen zuletzt eine Debatte über das baldige Ende der Maskenpflicht. Zuletzt äußerte sich der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, gegenüber der BILD Zeitung, die Beschränkungen müssen fallen sobald allen Impfwilligen ein Impfangebot unterbreitet wurde – das wäre ersten Schätzungen zufolge spätestens im Laufe des Septembers der Fall. Auch der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zieht mittlerweile eine schrittweise Aufhebung der Maskenpflicht grundsätzlich in Betracht. Immer wieder wird bei derartigen Überlegungen jedoch zwischen Geimpften und Ungeimpften unterschieden.
Insbesondere aus Reihen der FDP und AfD wurden die Rufe nach der kompletten Aufhebung der gesetzlich vorgeschriebenen Trageverpflichtung lauter. FDP-Vize Wolfgang Kubicki (Rechtsanwalt) sieht keine juristischen Voraussetzungen mehr für die Maskenpflicht. „Wer die längerfristige Aufrechterhaltung der allgemeinen Maskenpflicht möchte – egal, ob in Innenräumen oder im Freien – muss dafür die gesetzliche Grundlage schaffen. Die gibt es bei einer dauerhaften Sieben-Tage-Inzidenz von unter 35 nicht“, sagte der stellvertretende FDP-Vorsitzende Anfang Juni der dpa, wie RND berichtete.