Gestern wurde in der Linzer Innenstadt umarmt und geherzt, was das Zeug hält. Mit einer „Free Hugs“-Aktion setzten einige engagierte Mitglieder des Vereins „Österreich ist frei“und „VALED.at“ ein deutliches Zeichen gegen Spaltung und Diskriminierung. Auch von der Linzer Bevölkerung wurden die Umarmungen dankbar angenommen…
Ein Bericht von Edith Brötzner
Nach zwei Jahren Dauerabstand und willkürlicher Diskriminierung braucht es dringend wieder mehr Nähe und Herzlichkeit. Deshalb beschlossen zwei Linzer Vereine nun aktiv zu werden und die Menschen wieder ein Stück weit zusammenzubringen. Bei einer „Free Hugs“-Aktion in Linz wurde am Samstag kräftig umarmt und geherzt. „Es braucht keine Spaltung mehr“, so die Organisatoren. „Weder durch Impfstatus, noch durch Herkunft oder Religion.“ Während sich einige Passanten noch zögernd zurückhielten – eine Nachwirkung der politischen und medial veranstalteten Kriminalisierung von Menschlichkeit und Umarmungen in den letzten zwei Jahren – nahmen viele die angebotenen offenen Arme dankbar an. Auch eine Fortsetzung der erfolgreichen Aktion soll es in Kürze geben. Für alle, die bei einer „Free Hugs“-Aktion mitmachen wollen oder selber so eine Aktion planen, gibt es hierzu bereits eine Telegram-Gruppe.
Wie beschreiben die „Kuschel-Aktionisten“ den „Free Hugs“-Tag?
Wie geht es den „Free Hugs“-Aktionisten nach dieser nicht ganz alltäglichen Aktion? Report24 hat nachgefragt…
Isabelle: „Ich bin stolz darauf, ein Teil dieses wunderbaren und enorm wichtigen Projektes zu sein.
Die letzten Monate sind durch Spaltung, Isolation, Distanz und Kälte gekennzeichnet. Ein Miteinander, Nähe und Liebe sind daher wichtiger denn je. Dass dies mehr Menschen so sehen, als wir eventuell vermuten, hat man heute sehr deutlich gespürt. Ich hätte niemals mit einem so enormen Zuspruch gerechnet.
Die heutige „Free Hugs“-Aktion hat die verloren gegangene Menschlichkeit zurückgebracht und mein Herz wieder ein Stück weit geöffnet. Ich freue mich auf die nächsten 1000 Hugs!“
Walter: „Ein sehr emotionaler Nachmittag.
Man merkte schnell, wie wichtig es für Menschen ist, eine Umarmung zu spüren und wie viele das bereits vergessen haben. Durch die ständige Angstmache hat es auch bei vielen einiges an Überwindung gekostet. Herausragend waren für mich vor allem die Jungen und Jugendlichen, die uns mit offenen Armen empfangen haben und die Umarmungen sichtlich genossen haben.
Leider gibt es noch immer viele, die die Körpernähe aus Angst meiden.“
Die angeordnete Distanz ist überwindbar!
Renate: „Anfangs kostete es natürlich etwas Überwindung. Aber es war es auf jeden Fall wert mitzumachen, da es von den meisten sehr positiv angenommen wurde. Besonders zu Herzen gegangen ist mir die Dankbarkeit der älteren Menschen und die der Rollstuhlfahrer, die sich so richtig gefreut haben über unsere Aktion. Ein junges Mädchen wollte mich gar nicht mehr loslassen. Für uns und alle Umarmten ein starkes Zeichen, dass diese „angeordnete Distanz“ überwindbar ist.“
Dagmar: „Für mich war’s ein wunderbarer Nachmittag, ich hab sehr, sehr viel positives Feedback erhalten wie „super Idee, tolle Aktion“. Durch das Ansprechen und auf die Menschen zugehen und das anschließende Knuddeln haben wir bei allen, die die Umarmungen zugelassen haben – und das war bei sehr, sehr vielen Menschen – ein Lachen und ein Danke erhalten und das hat bestimmt ihnen und auch mir gutgetan. Wieder mal Nähe zuzulassen tut auch meiner Seele gut und das wiederum stärkt die körperliche Gesundheit und dadurch auch mein Immunsystem! Vielen Dank Edith, für die super Aktion! 😘 umarm dich in Gedanken!“
Doris: „Anfangs war ich skeptisch, ob das so gut funktioniert. In einer Zeit wie dieser, in der viele seit 2 Jahren brav Abstand halten und Panik vor dem Virus haben, dachte ich, würde da kaum jemand eine Umarmung zulassen. Ich musste mich selbst dazu überwinden auf die Leute zuzugehen, doch nach den ersten herzlichen Umarmungen wurde alles irgendwie ganz leicht. Einige Abfuhren bekam ich mit der Aussage „grundsätzlich gern, aber wir haben ja Corona“. Mit diesen Menschen habe ich Mitleid, weil sie solche Angst vor dem Virus haben.
Sehr gefreut habe ich mich über die vielen jungen Leute, die mit offenen Armen auf mich zugelaufen sind und die kleinen Kinder, die weniger Scheu hatten als die Erwachsenen.
Meine Favoritin war eine alte Dame im Rollstuhl – ich schätze sie auf 80/90 Jahre – die mich zuerst skeptisch ansah als ich mich zu ihr hinbeugte und sie gefragt habe, ob ich sie umarmen darf. Wunderschön, als dann ein unbeschreiblich freudiges Strahlen über ihr Gesicht kam und sie sagte: „Ja. Sehr, sehr gern“ Nach der Umarmung hielt sie meine Hand und bedankte sich für unsere Aktion. Dabei hatte sie Tränen in den Augen. Das war sehr bewegend! Auch mir persönlich hat diese Aktion sehr gutgetan. Ich bin über mich hinausgewachsen und habe dafür sehr schöne Momente bekommen. Dieser Tag bleibt mir auf ewig in Erinnerung!“
Birgit: „Ich hatte erwartet, dass die Menschen sehr unterschiedlich auf die „Free Hugs“ Aktion reagieren, allerdings war ich überrascht, dass so viele Menschen positiv und mit Freude und Herzlichkeit darauf reagiert haben. Es war vieles dabei: Reaktionen von absolutem Unverständnis, bis hin zu Reaktionen voller Freude. Lieben Dank für die vielen Umarmungen und leuchtenden Augen, die ich wahrnehmen durfte. Ich fühle mich heute noch umarmt! Es war einfach herzerwärmend!“