„Follow the money“: Eine Kunstaktion sorgt für Aufregung bei der Polizei!

Bild: Report24

Mit einer aufsehenerregenden Kunstaktion, bei der „Ex-US-Präsident Nixon“ mit den Figuren aus der Netflix-Serie „Haus des Geldes“ vor unterschiedlichen, öffentlichen Gebäuden posiert, wollen Aktivisten auf Lobbying, Machtmissbrauch, Korruption und die beinharten ökonomischen und finanziellen Interessen der neoliberal kapitalistischen Welt hinter der Fassade hinweisen.

Ein Interview von Edith Brötzner

Report24: Du bist der schlaue Kopf, der „Nixon follows the money“ ins Leben gerufen hat.

Conrad Tambour: Ja, genau. (lacht)

Report24: Wie bist du auf die Idee gekommen? Wie lange gibt es dieses Projekt schon?

Conrad Tambour: Die Idee ist auf den Demos entstanden. Die hat sich dort entwickelt und dieses Projekt gibt es seit Mai 2022. Vorher war ich als „Haus des Geldes“-Figur verkleidet unterwegs, weil das für den Protest stand und auffällig war. Dann hatte ich die Idee – weil ich mich für die Finanzwelt und das Finanzsystem interessiere – dass der Spruch „follow the money“, wenn man sich die Weltgeschichte anschaut, immer ein ausschlaggebender, wichtiger Hinweis war – wenn man die Zusammenhänge verstehen möchte. Wenn eine „Haus des Geldes“-Figur ein „follow the money“ Schild trägt, passt das ideal. Ich war dann mit meinem Freund Christoph, der die Fotos macht, auf einigen Demos. Irgendwann hab ich meine Idee weitergesponnen. Der Spruch „follow the money“ ist ja eigentlich über die Watergate-Affäre zu einer gewissen Bekanntheit gekommen. Und es ist eine wunderbare Verbindung zur Politik, wenn man die Figur Nixon einbaut. Dazu habe ich mir ein grafisches Konzept überlegt. Ein großer Banner passte da perfekt. Wenn Nixon mit den „Haus des Geldes“-Figuren auftritt, wirkt das plakativer.

Wir haben uns dann vor das Parlament gestellt. Dort wurden wir fotografiert und das ist sehr gut angekommen. Da ist dann die Idee entstanden, dass wir uns mit dem Spruch „follow the money“ vor Gebäude und Institutionen stellen möchten, um die Leute darauf aufmerksam zu machen, dass sie hinter die Kulissen schauen sollen. Wer finanziert hier was? Wer finanziert wen? Gibt es ein Lobbying, das diskutiert werden sollte? So entstand dieses Konzept – dass wir mit Fotos und diesen Figuren davor zum Überlegen und zum Denken anregen wollen. Das Feedback ist sehr gut. Wir waren auch schon in Berlin und haben uns vor den Reichstag und das Bundeskanzleramt hingestellt. Die Reaktionen waren bis dato nur positiv. Die Leute sind entweder sofort begeistert oder sie fangen an nachzudenken. Genau das ist der Effekt, den wir haben wollen. So wurde das zu einer richtigen Aktion. Wir wollen diese Aktion auch auf andere Länder ausweiten. Brüssel wäre noch interessant. Ein großes Ziel ist es auch, einmal vor der Wallstreet zu stehen.

Eine Aktion, die Aufmerksamkeit erregt…

Report24: Wie viele Aktivisten seid ihr aktuell?

Conrad Tambour: Eigentlich sind wir nur zu zweit. Christoph und ich. Für die einzelnen Aktionen suchen wir uns immer wieder Leute, die sich mit uns verkleiden. Fix sind bis dato nur wir zwei.

Report24: Wo findet man euch? Gibt es auch eine Homepage oder gibt es nur den Insta-Account?

Conrad Tambour: Es gibt bis dato nur Instagram und einen Telegram-Kanal, den wir grade begonnen haben. Das fanden wir am passendsten. Weil es in erster Linie eine Foto-Kunstaktion ist. Wenn das Ganze noch mehr Anklang findet, machen wir eine Ausstellung mit den Fotos. Wir sind auch immer wieder von der Polizei angesprochen worden, wenn wir diese Fotos machen. Das ist auch ein Stimmungstest, wie gereizt die Situation ist. Obwohl wir eigentlich nur Fotos machen, kommen immer wieder Polizisten her und fragen nach, was wir da tun. Wir erklären ihnen dann, dass das eine Kunstaktion ist, die sich mit dem Finanzsystem beschäftigt. Dann sind sie auch eher interessiert. Probleme gab es noch keine. Trotzdem ist es auffallend, dass das so viel Aufmerksamkeit erregt.

Wir können damit bei den Menschen erreichen, dass sie sich Gedanken machen.

Report24: Das heißt, die Polizisten fragen nach und sind neugierig, aber positiv gestimmt?

Conrad Tambour: Zuerst sind sie natürlich skeptisch, weil sie nicht wissen, was das soll. Wenn man ihnen das dann erklärt, sind sie interessiert und finden das in Ordnung. Lustig war es in Berlin vor dem Reichstag. Da kam auch die Polizei und wollte wissen, was das soll. Die waren sehr skeptisch und haben herumtelefoniert. Auch mit ihren Vorgesetzten, ob das, was wir da machen, in Ordnung ist. Wir haben mit ihnen geredet und sie haben gesehen, dass wir ganz normale Leute sind. Zum Schluss haben sie uns dann sogar mit dem Foto geholfen. Für uns ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen, gegen diese gerade völlig wahnsinnige Welt. Dieser Motivation ist aus der Situation entstanden, dass man sich völlig ohnmächtig fühlt, bei diesem Demokratieabbau, der gerade passiert, bei den Entwicklungen der Finanzwelt und der Notenbankpolitik. Wo man eigentlich nur zuschauen kann. Da ist es dann irgendwie befriedigend, wenn wir uns dem – mit dieser Aktion und den Fotos – ein bisschen entgegenstellen. Auch wenn es nur im Kleinen ist – wir können damit bei den Menschen erreichen, dass sie sich darüber Gedanken machen. Egal welches politische System kommt oder wer an die Macht kommt … Solange wir nicht über das Geld und das Geldsystem reden und das reformieren, kommen wir immer wieder in dieselbe Misere.

Report24: Ihr seid ein Teil der Organisation „Studenten stehen auf“?

Conrad Tambour: Nicht wirklich. Unser Projekt ist unabhängig entstanden. Wir haben die „Studenten stehen auf“ nur bei den Demos kennengelernt. Wir wurden von ihnen auf diese Aktion angesprochen. Dann hat sich eine sehr enge Zusammenarbeit mit ihnen entwickelt. Wir sind jetzt in der Community dabei, aber das Projekt ist nicht aus dieser Bewegung heraus entstanden. Aber wir sind in engem Austausch und arbeiten zusammen. Sie haben auch schon bei unseren Aktionen mitgeholfen.

Die Kunst- und Kulturbranche versagt gerade völlig…

Report24: Aus welchem wirtschaftlichen Bereich kommt ihr? Aus dem Finanzbereich? Oder ist es nur Zufall, dass ihr euch mit diesem Thema so intensiv beschäftigt?

Conrad Tambour: Wir kommen eigentlich gar nicht aus dieser Branche. Ich bin ein Animations-Filmemacher. Ich mache Zeichentrick und habe Animationsfilm studiert in Deutschland an der Filmakademie Baden-Württemberg. Mein Kollege ist Medienschaffender, Fotograf und Motiondesigner. Wir kommen aus der kreativen Ecke. Das Interesse war bei mir schon immer stark da bezüglich Finanzwirtschaft und Finanzwelt. Vor zehn Jahren habe ich angefangen, mich intensiver damit zu beschäftigen. Der Ursprung war die damalige Erkenntnis, dass es hinter der Fassade – die man sieht und als Politik präsentiert bekommt – auch noch eine riesige Welt gibt, die eigentlich die Fäden in der Hand hat … Seitdem interessiert mich das sehr. Dann hab ich mich mit Dirk Müller, Florian Homm und Marc Friedrich, Ernst Wolff usw… beschäftigt. Deswegen ist das dann entstanden. Aber ursprünglich kommen wir aus der Kreativbranche. Diese Branche gibt in dieser Zeit, in der Coronazeit, auch ein sehr armseliges Bild ab. Das hat mich auch sehr gestört.

Eine ziemliche intellektuelle Impotenz, die sich überhaupt nicht kritisch beschäftigt mit der Zeit und den Entwicklungen. Das macht nur eine ganz kleine Gruppe, die dafür derzeit wahnsinnig potent ist. Große Vorbilder oder Inspiration … Leute wie Gunnar Kaiser und Matthias Burkhard, Ulrike Guérot. Das finde ich eine ganz, ganz wichtige Strömung in diesem Widerstand. Die Kunst und Kulturbranche zum Beispiel versagt hier völlig. Ich habe den Wunsch, dass man Leute aus dieser Branche auch dazu bekommt, ein bisschen kritischer auf die Zeit und das Zeitgeschehen zu schauen. Diese Leute wären sehr wichtig, um die Öffentlichkeit umzustimmen. Die Kunst- und Kulturbranche hat einfach so viel zu tun mit Meinungsbildung. Die haben einen großen Einfluss. Dass die gerade so Staats-hörig sind, sehe ich als Riesenproblem. Sie sind zwar sonst gerne kreativ und kritisch, aber das ist derzeit nicht der Fall. Es wäre wichtig, dass von dieser Seite auch Widerstand kommt.

Der Mensch dient dem Geld und nicht das Geld dem Menschen

Report24: Wenn man dem Geld folgen würde, wo würde man am Ende landen?

Conrad Tambour: Das ist die Frage. Ich denke, dass wir prinzipiell in einem Dilemma sind. Das hängt nicht so sehr daran, dass es viele reiche Menschen gibt und dass diese die Macht haben. Das ist natürlich der Fall, aber ich glaube, es ist ein grundlegendes Problem, dass der Mensch dem Geld dienen muss und nicht das Geld dem Menschen dient. Wir haben uns da in ein System hineinmanövriert über Zins und Zinseszins, wo wir einfach einer ewigen Verschuldungsspirale hinterherrennen müssen. Ich denke, dass dadurch alle Menschen leiden. Selbst dieses eine Promill, das jetzt von diesem System profitiert. Die haben ja auch nichts davon, wenn der Rest der Menschheit so verarmt, dass sie sich nicht mehr auf die Straße trauen können. Ich würde sagen – wenn man sich wirklich mit dem Geld beschäftigt – dann kommt man irgendwann zum Geldsystem und dort hakt es halt wahnsinnig. Und das ist etwas, wenn man Überlegungen anstellt über eine neue politische Aufstellung oder politische Machtverhältnisse … dann muss man unbedingt das Geldsystem angehen. Das hat eigentlich jede Revolution immer versäumt.

Egal, was danach kam. Wir mussten wieder Profit über Profit stellen und wieder Zins und Zinseszins erwirtschaften. In einer endlichen Welt kann es halt kein unendliches Wachstum geben. Deswegen sind wir eigentlich in einem Dilemma und kommen alle 70 bis 80 Jahre immer wieder ins Fiasko. Das müssen wir Menschen verstehen. Und das ist das Wichtigste, auf das wir aufmerksam machen möchten. Natürlich muss man auch, finde ich, diskutieren in einer Gesellschaft, was zum Beispiel die Rolle einer Weltbank ist oder die Rolle eines IWF. Sind diese Institutionen wirklich so objektiv und neutral oder geht es hier eher um neo-kolonialistische Ausbeutung von Ressourcen und Ländern? Auch das ist sicher ein wichtiges Thema. Aber das grundlegende Problem ist eben, dass das Geldsystem an sich das Problem ist. Das führt dann eben immer wieder zu den ganzen anderen Problemen.

Dieses Geldsystem ist in eine Endphase eingetreten

Report24: Wir sind ja mitten in einer Inflation und stehen kurz vor dem Crash. Wo glaubst du, dass die Reise hingeht?

Conrad Tambour: Ich denke, dass die Entwertung des Geldes nicht aufzuhalten ist. Darauf kommt man auch, wenn man sich anschaut, dass in den letzten zwei Jahren vierzig Prozent der Dollarmenge, die es gibt, entstanden ist. Das klingt völlig unglaubwürdig, aber das ist wirklich so. Allein diese Tatsache muss einem vor Augen führen, dass dieser Zerfall der Währungen kommen wird. Davon bin ich überzeugt. Auch wenn man das durch Krieg, usw… hinauszögern kann… Das ist praktisch eine Gewissheit, dass das kommt. Ich hoffe nur, dass das nicht noch mehr Krieg und Elend verursacht. Ich glaube, man muss sich auf einiges gefasst machen, weil dieses Geldsystem in eine Endphase eingetreten ist.

Report24: Schauen wir, wo es hinführt. Welche Orte habt ihr mit eurer Kunstaktion bis dato besucht und welche habt ihr noch am Plan?

Conrad Tambour: Wir waren viel in Wien unterwegs. Angefangen hat es damit, dass wir vor dem Parlament gestanden sind. Wir sind auch zu den Parteizentralen der SPÖ, der ÖVP und dem Rathaus gegangen. Ganz wichtig war uns auch der Verfassungsgerichtshof. Dann haben wir auch Fotos vor dem Landesverteidigungsministerium gemacht. Das möchten wir noch einmal mit dem großen Banner machen. Dann die Medien… Bei den Mainstream-Medien haben wir uns auch hingestellt… Kurier, Krone… das ist auch etwas, worüber man reden müsste – den Einfluss auf Medien durch Stiftungen oder Inserate. Das ist einfach eine Sache, die viel mehr thematisiert werden müsste. Dann waren wir natürlich vor dem Gesundheitsministerium und vor dem Bundeskanzleramt. Vor der Börse, bei der Hofburg… Beim Haus der Europäischen Union, weil die EU ja auch durch Lobbying ein Ungeheuer geworden ist, das vollkommen intransparent und undemokratisch geworden ist. Da ist Lobbying sicher ein Riesenproblem und ein Thema.

Wenn ein Lauterbach spricht, müsste er hinten ein Logo von Pfizer drauf haben…

Dann waren wir beim Robert-Koch-Institut in Berlin. Dort waren wir dann auch beim Bundeskanzleramt. Wir möchten auch wegen der Cum-Ex-Affäre ein Zeichen setzen. Wir waren beim Reichstag und haben dann auch noch beim Gesundheitsministerium in Berlin Fotos gemacht und beim ARD-Hauptstudio… Geplant sind jetzt noch – wenn wir wieder in Berlin sind – das CDU-Hauptquartier. Da hat ja jetzt auch Boris Reitschuster wieder einen guten Artikel gehabt über das Sponsoring von Pfizer an den CDU-Parteitag und auch SPD und FDP. Das sind alles Sachen… Bei jeder Traumschiff-Folge im Fernsehen muss stehen „unterstützt durch Produktplatzierung“. Ich finde, dass das bei der Politik eigentlich auch stehen müsste. Wenn ein Lauterbach spricht, müsste er hinten eigentlich ein Logo von Pfizer drauf haben oder ein Sakko mit dem Logo. Das könnte man sich überlegen. Da wird den Leuten einfach etwas vorgegaukelt. Es gibt einfach überhaupt keine Transparenz. Genau.

Also das wäre das nächste… Diese Fotos werden wir jetzt dann auch bald veröffentlichen. Wir würden dann auch sehr gerne mal nach Brüssel fahren und dort Fotos machen. Wir möchten auch noch in Wien zur Nationalbank gehen und dort noch ein Foto machen. Weil ja natürlich auch die Notenbanken hauptverantwortlich sind für die Inflation jetzt. Darauf möchten wir hinweisen. Man kann jetzt zwar wunderbar den Ukrainekrieg als Sündenbock verwenden, aber die Ursprünge dieser Inflation liegen in der Nullzinspolitik. Deswegen wollen wir auch unbedingt dorthin. Eigentlich würden wir gerne die ganze Welt bereisen mit unserer Aktion. Traumhaft wäre natürlich einmal vor der Federal Reserve ein Foto zu machen oder an der Wallstreet in New York. Wir wollen die ganze Welt bereisen mit dieser Foto-Kunstaktion. Das ist eigentlich der Plan.

Report24: Wie kann man das unterstützen? Wenn jemand sagt, dass er gerne mitmachen würde… Wie kann man sich da anschließen?

Conrad Tambour: Eigentlich am besten über Instagram… Uns dort einfach kontaktieren. „nixonfollowsthemoney“ auf Instagram. Dort sind wir am besten erreichbar und man kann uns auch schreiben. Wir freuen uns auf reges Interesse.

Report24: Dann weiterhin viel Erfolg mit eurer Aktion! Die ist richtig aufregend und cool. Ich bin gespannt, wo eure Reise hingeht… Ich werde eure Aktionen jedenfalls mitverfolgen auf Insta!

Conrad Tambour: Super, vielen Dank! Wir freuen uns sehr über das Interesse.

Wir werden die spannenden Wege von „Nixon follows the money“ jedenfalls weiterhin mitverfolgen. Vielleicht laufen Sie dem Ex-US-Präsidenten ja auch schon bald in Ihrer Stadt über den Weg… (Nixon Follows The Money – Idee und Konzept: Conrad Tambour, Fotos, Bildgestaltung: Christoph Janka)

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