Die Japaner gelten generell als diszipliniert, so dass auch die drei Jahre lang geltende Maskenpflicht in der Öffentlichkeit überwiegend brav befolgt wurde. Doch dies sorgte für psychologische Probleme: Die Menschen haben Medienberichten zufolge verlernt zu lächeln und suchen nun ernsthaft „Lächeltrainer“ auf.
Wie die japanische Zeitung „Asahi Shimbun“ berichtet, nehmen immer mehr Japaner Kurse in Anspruch, die ihnen beibringen zu lächeln und ihre Mimik im gesellschaftlichen Alltag zu nutzen. Denn nach drei Jahren Maskenpflicht in der Öffentlichkeit haben es die Menschen im Land der aufgehenden Sonne „verlernt“ zu lächeln. Die Lächel-Trainerin Kawano Keiko teilte der Zeitung mit, dass mit dem Ende der Maskenpflicht im März die Nachfrage nach ihren Kursen um 450 Prozent gestiegen sei.
Einige Menschen seien sogar so verunsichert, dass sie Privatsitzungen gegenüber Gruppentherapien bevorzugen würden. „Da das Tragen von Masken zur Norm geworden ist, hatten die Menschen weniger Gelegenheiten zu lächeln, und immer mehr Menschen haben einen Komplex dagegen entwickelt“, sagte sie. Es zeigt sich damit auch, wie gefährlich dieser Maskenwahn für das soziale Leben ist. Denn die Menschen verlernen es mit der Zeit, ihre Mimik zu nutzen und diese auch im alltäglichen öffentlichen Leben zu verstehen. Ein psychologischer Schaden, der jedoch Kindern noch mehr zusetzt.
Die Trainerin erklärte der „New York Times„, dass sie die Physiologie des Lächelns bereits vor sechs Jahren begonnen habe zu studieren. Sie arbeitete in einer Radiosendung und hatte bemerkt, dass sie selbst deshalb immer weniger lächelte und dies ändern wollte. Und nun merken dies auch immer mehr Menschen in Japan, nachdem sie Abkehr vom Maskenzwang genommen haben.
Die „Japan Times“ berichtet, dass Kawanos Egao-Trainervereinigung seit ihrer Eröffnung im Jahr 2017 über 700 „Lächel-Spezialisten“ zertifiziert hat (Egao bedeutet „lächelndes Gesicht“, und die Kunst, das Lächeln zu erlernen, wird Egaoiku genannt). Die Zertifizierung erfordert eine eintägige Schulung und kostet umgerechnet etwas mehr als 600 Euro. Kawano hat derzeit 20 Assistenztrainer, die ihr helfen, mit dem Geschäft Schritt zu halten. Andere Lächelausbilder berichteten demnach von einem ähnlichen Anstieg des Interesses, nachdem die Maskenpflicht aufgehoben wurde.
Es zeigt sich jedenfalls, dass mit der Maskenpflicht nicht nur gesundheitliche Probleme einhergehen, sondern auch psychologische und gesellschaftliche. Und es ist anzunehmen, dass ähnliche Probleme in vielen anderen Ländern bestehen, in denen die ungeliebten Masken während der letzten Jahre weit verbreitet waren.