In den Trümmern, die Hurrikan Helene hinterlassen hat, offenbart sich ein Schauspiel der Inkompetenz, das selbst für Washington neue Maßstäbe setzt. Die Federal Emergency Management Agency (FEMA), einst als Rettungsanker in Krisenzeiten gedacht, hat sich als löchriges Boot erwiesen, das im Sturm der Realität zu sinken droht.
Der Sprecher des US-Abgeordnetenhauses, Mike Johnson, brachte es auf den Punkt: Die Reaktion der Bundesbehörden sei ein „massives Versagen“ gewesen.
Werfen wir einen Blick zurück: Hurrikan Katrina 2005. Damals wurde George W. Bush für die schleppende Hilfe an den Pranger gestellt. Heute, fast zwei Jahrzehnte später, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Die Bilder gleichen sich: verzweifelte Menschen, zerstörte Häuser, und eine Regierung, die wie gelähmt zusieht.
Doch was genau ist schiefgelaufen? Die Liste ist lang und beschämend. Hilfsgüter erreichten ihre Ziele nicht, Koordination war ein Fremdwort, und die Kommunikation zwischen den Behörden glich einem Flüsterspiel mit tauben Teilnehmern.
Die politische Maschinerie in Washington lief derweil auf Hochtouren – allerdings nicht, um Lösungen zu finden, sondern um Schuld zuzuweisen. Ein erbärmliches Schauspiel, während Tausende ohne Strom, Wasser und Hoffnung ausharren mussten.
Besonders pikant: Während die FEMA sich in Erklärungen und Ausflüchten erging, zeigte sich die wahre Stärke Amerikas in der Zivilgesellschaft. Nachbarn halfen Nachbarn, Freiwillige strömten in die Katastrophengebiete, und private Initiativen füllten die Lücken, die der Staat hinterließ. Ein Lichtblick in der Dunkelheit, der jedoch die Frage aufwirft: Wozu brauchen die USA überhaupt eine FEMA, wenn sie im entscheidenden Moment versagt? Mehr noch, weil sie Berichten in den sozialen Medien zufolge sogar private Helfer daran behinderte, Hilfsgüter zu liefern und den Menschen in Not Unterstützung zu bringen.
Die Rufe nach Reform werden lauter, und sie sind mehr als berechtigt. Doch Vorsicht ist geboten: In Washington bedeutet „Reform“ oft nur, dass alte Probleme in neue Verpackungen gehüllt werden. Und wenn man eines aus dieser Katastrophe gelernt hat, dann dies: Auf den Staat ist kein Verlass. Und wie reagiert man seitens der FEMA darauf? FEMA-Chefin Deanne Criswell hat die Dreistigkeit besessen, Kritik an der Behörde als „gefährlich“ zu bezeichnen. Eine solche Aussage zeugt von einer erschreckenden Realitätsferne. Gefährlich ist nicht die Kritik, sondern die schleppende Hilfe für die Opfer dieser Naturkatastrophe.
Doch für viele Amerikaner ist das Übel noch gar nicht vorbei – der nächste Hurrikan, Milton, macht sich auf den Weg nach Florida. Angesichts des aktuellen Versagens der FEMA stellt sich die Frage, wie die US-Regierung auf weitere Verwüstungen im Südosten des Landes reagieren wird, wenn die US-Katastrophenschutzbehörde schon jetzt komplett überlastet und überfordert ist.
Das Versagen der US-Behörden in solchen Katastrophenfällen verdeutlicht jedenfalls, welche Fehlentwicklungen es in den letzten Jahrzehnten gab. Washington gibt jährlich Unsummen für die gewaltige Kriegsmaschinerie und den globalen Einfluss zur Sicherung der hegemonialen Ansprüche aus, während es im eigenen Land an den notwendigen Ressourcen für den Katastrophenschutz mangelt.