Euthanasie: Niederlande will Sterbehilfe nun auch für Kinder erlauben

Bild: freepik / DCStudio

Die Niederlande sind in Bezug auf die Sterbehilfe eines der liberalsten Länder der Welt. Nun soll diese sogar ausgeweitet werden: Auch unheilbar kranke Kinder sollen künftig durch ärztliche Beihilfe getötet werden dürfen. Ein durchaus umstrittener Schritt. In den Niederlanden ist Sterbehilfe bisher ab 12 Jahren möglich. Menschen können sich schon bei Vorliegen psychischer Erkrankungen mit ärztlicher Unterstützung das Leben nehmen – ab 16 Jahren braucht es dafür nicht einmal mehr das Einverständnis der Eltern.

Von Heinz Steiner und Vanessa Renner

Bislang ist es in den Niederlanden im Rahmen der geltenden Euthanasievorschriften nicht erlaubt, Kinder unter 13 Jahren unter ärztlicher Aufsicht zu töten, wenn diese an einer unheilbaren Krankheit mit unerträglichen Schmerzen leiden. Dies wird sich nun jedoch nach längeren Debatten ändern, nachdem einige Ärzte des Landes entsprechende Maßnahmen gefordert hatten. In Belgien ist dies bereits seit dem Jahr 2014 erlaubt. Betreffen würde dies demnach etwa fünf bis zehn Kinder pro Jahr.

„Die Beendigung des Lebens für diese Altersgruppe ist die einzige vernünftige Alternative zum unerträglichen und hoffnungslosen Leiden des Kindes“, so die niederländische Regierung in einer Erklärung. „Dies ist ein sehr komplexes Thema, bei dem es um erschütternde Situationen geht, die man niemandem wünschen würde“, sagte der niederländische Gesundheitsminister Ernst Kuipers. „Ich freue mich, dass wir nach intensiven Beratungen mit allen Beteiligten zu einer Lösung gekommen sind, mit der wir diesen unheilbar kranken Kindern, ihren Eltern und auch ihren Ärzten helfen können.“

Kritik an der Sterbehilfe kommt jedoch vor allem von jenen Menschen und Gruppen, die aus ethischen oder religiösen Gründen die Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens betonen. Die Gegner argumentieren damit, dass man Ärzten damit die „Lizenz zum Töten“ gebe und die Patienten nicht sicher sein könnten, ob diese nun Heiler oder Mörder seien. Auch bestehe ein Missbrauchspotenzial, welches man nicht unterschätzen dürfe. Weiters heißt es, dass Kinder keine auf Informationen basierenden Entscheidungen über ihr eigenes Leben treffen könnten und ungeschützt dem Druck von Eltern und Ärzten ausgeliefert seien.

Bisher sollen angeblich nur unheilbar kranke Kinder mit unerträglichen Schmerzen im Zuge einer Erkrankung, die bald zum Tode führen wird, für das Programm infrage kommen. In diesem Kontext muss man jedoch beachten, dass für unterstützten Selbstmord in den Niederlanden gemeinhin schon das Vorliegen einer psychischen Erkrankung ausreicht. Der Fall von Noa Pothoven sorgte diesbezüglich weltweit für Aufsehen, denn als die 17-Jährige ihr Leben beendete, berichteten mehrere Medien im Ausland, dass dies durch aktive Euthanasie herbeigeführt worden sei. In Pothovens Fall war das nicht korrekt. Fakt ist jedoch: Dieses Vorgehen ist in den Niederlanden sehr wohl möglich. Ab 16 Jahren brauchen Jugendliche nicht einmal mehr das Einverständnis ihrer Eltern.

Das umstrittene „MAID“ (Medical Assistance in Dying)-Programm in Kanada sollte ursprünglich ebenfalls nur für unheilbar kranke Menschen gelten – in diesem Jahr jedoch sollen sich die Richtlinien ändern, sodass auch Menschen mit psychischen Erkrankungen sich für ärztlich gestützte Sterbehilfe anmelden können. Der Todeswunsch ist hier häufig Symptom der Krankheit – dennoch sind psychische Erkrankungen nicht generell lebensbegrenzend und auch nicht unbedingt unheilbar. Von etlichen Medizinern wird die Ausweitung des Programms entsprechend scharf kritisiert. Staatlich assistierter Selbstmord wird unter anderem von George Soros‘ Open Society-Institut unterstützt (Report24 berichtete).

Für die Eltern von Kindern, welche an unheilbaren Krankheiten erkrankt sind und unermesslich leiden, wird dies weiterhin keine leichte Entscheidung sein. Soll man den eigenen Sprössling vielleicht noch wochenlang weiter unerträgliche Schmerzen erdulden lassen oder das unvermeidliche Ende vielleicht doch vorziehen? Keine Mutter und kein Vater möchte so eine Entscheidung treffen müssen.

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