„Europe is finished„: Das ist der Titel eines aktuellen Artikels im britischen Telegraph. Allister Heath, Herausgeber des „Sunday Telegraph“, rechnet in seinem Kommentar mit der Selbstmordpolitik der EU ab und stimmt einen Abgesang auf den Staatenbund an, der einmal für individuelle Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und demokratische Werte gestanden hat, nun jedoch das exakte Gegenteil repräsentiert.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Heaths Kommentar beginnt mit deutlichen Worten:
Es ist an der Zeit, den Untergang des alten Europas zu beklagen. Die Fäulnis ist zu weit fortgeschritten, der Niedergang zu ausgeprägt, der Wohlfahrtsstaat, die Dekadenz, der Pazifismus und der Selbsthass zu tief verwurzelt, die Spirale des Untergangs unaufhaltsam. Europa, einst der reichste und fortschrittlichste Kontinent der Welt, ist am Ende, sein demütigender Niedergang ist für den Rest der Welt nur allzu offensichtlich, wenn auch nicht für die verblendeten Europäer.
Quelle: Telegraph (Hervorhebungen durch Redaktion)
Allister Heath spricht nachfolgend von „selbstverschuldeten Pathologien“, die metastasiert haben wie Krebsgeschwüre: Er nennt „katastrophales wirtschaftliches Versagen, nahezu totale geopolitische Irrelevanz, eine Migrations- und Integrationskrise und ein klaffendes Demokratiedefizit“. Europas „drittklassige Eliten“ und selbstsüchtige, demagogische Politiker betrachtet er angesichts des „degrowth“ und des sozialen Zerfalls als überfordert.
Lieber ins anti-woke Florida auswandern
Er rät jungen, ehrgeizigen Europäern ins anti-woke Florida auszuwandern, wo sie weniger Steuern zahlen und ein besseres, glücklicheres und freieres Leben führen werden und einem geringeren Risiko eines „totalen Kriegs“ ausgesetzt sind.
Der Autor führt aus, dass auch Amerika im Zuge des Aufstiegs der „Woke“-Ideologie krank ist und sozial zerfällt, doch hier seien noch ausreichend kapitalistischer Geist, Dynamik, Unternehmertum und Liebe zu Wissenschaft, Leistungsgesellschaft und Technologie übrig geblieben, um fortbestehen zu können. In Europa – namentlich nennt er Paris, Berlin, Rom und den Hauptsitz der Europäischen Union, Brüssel – sei das nicht der Fall.
Aber es gibt keinen Weg zurück für einen europäischen Kontinent, der sich dem Nihilismus, dem postchristlichen Heidentum, dem Illiberalismus und der Politik des Neids verschrieben hat, der glaubt, dass die Rettung des Planeten die Schließung erfolgreicher Industrien und die Verarmung seiner Bevölkerung erfordert, der dem islamistischen Extremismus und dem Antisemitismus nicht entgegentreten kann und der seinen Sozialstaat nicht reformieren will.
Quelle: Telegraph (Hervorhebungen durch Redaktion)
Wohlfahrtsstaaten werden implodieren
Den Brexit bezeichnet Heath als ultimatives Warnsignal, das von den Eurokraten ignoriert wurde. Man weigere sich, den Wählern zuzuhören – dass deren Wut wächst und immer „entflammbarer“ wird, sei kein Wunder.
Die Bevölkerung wird drastisch altern, was auf einen Einbruch der Geburtenrate zurückzuführen ist. Die Wohlfahrtsstaaten werden implodieren, da die Steuern für die Jungen in die Höhe schnellen, um die Gesundheitsversorgung und die Renten für die Alten zu bezahlen. Die einzige Antwort der Euro-Eliten, noch mehr Migration, wird potenziell gefährlichen Extremisten Auftrieb geben. In Frankreich, Deutschland, Belgien und anderswo ebnet das Versagen bei der Integration vieler neuer Migranten und die Antwort der herrschenden Klasse – die Lüge, dass alles in Ordnung sei – den Weg für einen Kataklysmus.
Quelle: Telegraph (Hervorhebungen durch Redaktion)
Das Hochsteuer- und Hochregulierungsmodell habe zu einer jahrzehntelangen Leistungsschwäche geführt. Die Landwirtschaft werde für die Netto-Null-Ziele in weiten Teilen stillgelegt, die Deutschen zerstören ihre Autoindustrie und importieren stattdessen chinesische E-Autos. Heath spricht von „wirtschaftlichem Selbstmord“. Geopolitisch sei Europa bedeutungslos, insbesondere das deutsche Militär sei ein Witz.
Der Brexit war nicht radikal genug
Dass Labour-Abgeordnete es als Lösung der britischen Probleme betrachten, der EU wieder beizutreten, ist für Heath unglaublich. „Wie kann eine weitere Verflechtung mit einem Kontinent mit Nullwachstum oder einer schrumpfenden deutschen Wirtschaft etwas für Großbritannien bewirken?“, fragt er. Er wirft zudem die Frage auf, wie die britischen Linken wohl reagieren, wenn die Rechten in europäischen Staaten in Regierungsverantwortung kommen – er nennt hier die AfD in Deutschland und Marine Le Pen in Frankreich.
Nicht der Brexit sei der Grund für Großbritanniens mangelndes Wachstum, sondern die Weigerung des Establishments, mit der Brüsseler Regulierungsphilosophie zu brechen. Großbritannien leide unter denselben Problemen wie die EU, weil es sich nicht ausreichend von der Union losgesagt habe. Allister Heath fordert daher radikale innenpolitische Veränderungen, um einen Verfall Großbritanniens nach EU-Vorbild zu verhindern. Für die EU dürfte seiner Ansicht nach derweil wohl jede Hilfe zu spät kommen.
Realitätscheck für Deutschland
Besonders für Deutschland, das ökosozialistisch in den Untergang regiert wird, könnte eine solche Sicht von außen lehrreich sein: Im Elfenbeintürmchen mit grünem Anstrich fühlt die letztklassige Pseudo-Elite sich hier immerhin ach so überlegen und vorbildlich. Diese pathologische Selbstüberschätzung ist ein unverkennbares Symptom narzisstischer Persönlichkeitsstörungen. Gestörte gehören in entsprechende Einrichtungen, nicht in Ministerien. Im Ausland scheint man sich dessen noch bewusst zu sein, sonst würden Kommentatoren wie Heath kaum von den „Pathologien“ sprechen, die Europa zugrunde richten. Die EU wird von einem komplexen Syndrom regiert, das den Staatenbund zersetzt – und damit auch all die Menschen, die ihre jeweiligen Nationen und die Union als Ganzes ausmachen. Wer kann das gutheißen?
Man kann vor Politikern, die radikal gegen das eigene Volk agieren, seine Lebensgrundlagen zerstören und es dabei noch wagen, den moralischen Zeigefinger zu erheben, wenn ihr bösartiges Versagen angeprangert wird, letztendlich nur Verachtung empfinden. Deutschland braucht in diesen Zeiten wahrlich keinen Karneval mehr: Die Narren sitzen im Deutschen Bundestag und lassen sich für ihr erbärmliches Schauspiel fürstlich vom Steuerzahler bezahlen. Die Menschen, die so hart arbeiten, um für sich und ihre Lieben eine lebenswerte Existenz zu schaffen, die unter einem aufgepumpten und selbstgefälligen Verschwender-Staat unter widrigsten Umständen ihre Familie versorgen müssen, während ihr Geld hemmungslos in der Welt verteilt wird, Menschen, denen nur noch genommen, aber nichts mehr gegeben wird, die haben das alles ganz sicher nicht verdient.
Nicht nur Regierende, sondern auch die Bürger selbst müssen eines verstehen: Menschen sind keine Rohstoffe, die man beliebig ausbeuten kann. Die Bevölkerung ist der Souverän – die Regierung ist nur ihr Diener. Und wer seinen Auftrag nicht erfüllt, wird vor die Tür gesetzt. Wenn das geschieht, bei jetzigen ebenso wie zukünftigen Regierungen, dann haben auch Länder wie Deutschland sehr wohl noch eine Chance.