Empörung über Kritik an Propaganda: Entlarvender Auftritt auf Faktenchecker-Konferenz

Symbolbild: freepik / ollyy

Getroffene Hunde bellen? Eine kritische Analyse eines „Faktenchecks“ der APA brachte die sogenannte Expertin für Verschwörungstheorien Ingrid Brodnig auf der Konferenz „The Future of Fact Checking“ in Wallung: Die GGI-Initiative hatte die Methoden der Propaganda offengelegt, derer sich im APA-Artikel bedient wurde. Das stieß der Expertin sichtlich sauer auf. Sie prangert „Attacken“ auf offenbar heilige Faktenchecks an und scheint sich in einem regelrechten Krieg gegen „Höllenstürme“ unliebsamer Informationen zu wähnen. Unser Gastkommentator analysiert ihren fragwürdigen Auftritt in einer Replik.

Replik auf Brodnig: Nein, Faktenchecks sind nicht Quell der Weisheit

Ein Gastkommentar von Thomas H.

Auf der Konferenz „The Future of Fact Checking“ geht die sogenannte Expertin für Verschwörungstheorien Ingrid Brodnig auf eine von Report24 nachgedruckte Aussendung der GGI-Initiative ein. Inhaltlich kann sie nichts entgegnen, stattdessen setzt sie auf diverse Ablenkungen. Der Auftritt mutet peinlich an und legt die propagandistische Struktur im Vorgehen der Faktenchecker offen. Propaganda entfaltet enorm zerstörerische Wirkung und das beste Gegenmittel ist Aufklärung. Unabhängige Medien wie Report24 werden weiterhin aufklären.

Das Weltbild der Faktenchecker

Am Donnerstag, dem 28. 9. 2023, hat in Wien die sogenannte „The Future of Fact Checking“-Konferenz stattgefunden. Die Faktenchecker sehen sich anscheinend bereits im Krieg gegen sog. Desinformation. Der APA-Chefredakteur erwähnte gar einen „Höllensturm an gefälschten Informationen“, der auf Medien und Faktenchecker zukäme. Als Sponsoren der Veranstaltung werden genannt: Google, Stadt Wien, Telekom-Regulierer RTR und das Austrian Institute of Technology (AIT). Besonders die ersten beiden Namen zeigen den politischen Kern der Mission Faktencheck deutlich auf. Eine kompakte Zusammenfassung der Veranstaltung liefert die Zeitung Welt in einem Beitrag. [1]

In ihrem Vortrag geht die sog. „Expertin für Verschwörungstheorien“ Ingrid Brodnig auf einige Beiträge des unabhängigen Mediums Report24 ein. Darunter befindet sich eine von der GGI-Initiative übernommene Aussendung, in der ein Faktencheck der APA einer kritischen Analyse bezüglich irreführender Rhetorik und der Unterschätzung der Gefahren der mRNA-Impfstoffe für Schwangere unterzogen worden ist. [2] Brodnig war übrigens wegen ihrer Naivität und umfassenden thematischen Inkompetenz für den GCN-Award (Goldene Clown Nase) 2022 nominiert. Eine genaue Analyse ihrer Verfehlungen kann bei der Plattform zur Förderung evidenzbasierter Wissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit (FeWÖ) nachgelesen werden. [3]

Die Tricks der Faktenchecker

Eine Übersicht zu Brodnigs peinlichen Verfehlungen kann man bei Unzensuriert nachlesen. [4] Besonders ihre eigenwillige Aussprache des argumentum ad verecundiam wäre an sich lustig, zeigte es nicht den Unwillen der Faktenchecker auf, sich mit dem eigentlichen Argument zu befassen. Dieser Unwille geht so weit, dass nicht einmal – zugegeben etwas sperrige – Begriffe ordentlich gelesen werden. Brodnig selbst hat offenbar nicht die Kenntnisse oder Fähigkeiten, sich in die vorliegende Materie einzuarbeiten.

Interessanterweise reagiert sie darauf kindhaft-trotzig, indem sie Gelehrtensprache bzw. das sog. Technobabble unterstellt. Als Beispiel nennt sie einen Begriff aus der Fantasiewelt der Science Fiction, der anscheinend zu keinem bekannten Fachjargon gehört. Dieser Vergleich geht allerdings ins Leere, da die in der Analyse verwendeten Begriffe aus der Rhetorik bekannt sind. Dies zu ermitteln, ist an sich recht einfach. Sonst können die verwendeten Quellen und andere Fallbeispiele der vorherigen Analyse einer propagandistischen Serie des Ö1-Radiokollegs entnommen werden. [5] Gleichfalls ins Leere geht die Unterstellung der Anwendung von Gelehrtensprache, ohne dass tatsächlich Kenntnisse zur Sache vorhanden wären. Bezüglich Didaktik ist kein Spielraum für Vorwürfe erkennbar, wenn das Aufzeigen rhetorischer Manöver wie exemplarisch folgt gestaltet ist:

  • Nennung des Begriffs: argumentum ad verecundiam
  • Übersetzung: Appell an die Ehrfurcht
  • Erklärung: Das bedeutet die kritiklose Anerkennung von Äußerungen durch Autoritäten (sog. Experten oder Fachgesellschaften) als Wahrheit; auf das eigentliche Argument wird nicht eingegangen.
  • Beispiel: Die Impfung wird unter anderem von der US-Gesundheitsbehörde CDC und der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) empfohlen. (weitere Beispiele sind im oben zitierten Bericht nachzulesen)

Was Brodnig fabuliert, lässt sich mit dem Begriff des red herring (Roter Hering) zusammenfassen. Auch als smoke screen oder Nebelgranate bekannt, geht es um reine Ablenkungen, mit denen die Anwenderin das Befassen mit dem eigentlichen Inhalt umgehen will. Diese Nebelgranaten sind eben jene Unterstellung der willkürlichen Verwendung von Fachbegriffen; die Länge der Aussendung; die angeblich ungehörige Bezeichnung als Presseaussendung; die Behauptung, es gehe um Fruchtbarkeit, obwohl das eigentliche Problem Fehlgeburten sind; die Unterstellung des Rumreitens auf einem vergangenen Thema, obwohl die Notwendigkeit einer Aufarbeitung evident ist. Besonders auffällig ist der Umstand, dass Brodnig es nicht einmal schafft, ein Fragment zu entnehmen und sich ohne Zusammenhang daran abzuarbeiten. Das deutet auf eine solide und gut begründete Analyse hin.

Die Verzweiflung der Faktenchecker

Ein neues Framing scheint anzustehen. Brodnig spricht von Angriffen auf Faktenchecks. Dies bestätigt den eingangs erwähnten eingebildeten Kriegszustand. Ihrer Deutung nach sind Urteile von Journalisten ohne medizinische, epidemiologische, molekularbiologische oder statistische Ausbildung bzw. Erfahrung sakrosankt. Kritik an Rhetorik, Trugschlüssen und Falschaussagen wird nicht etwa als Gelegenheit zur Verbesserung der eigenen Arbeit wahrgenommen, sondern als Akt der Feindseligkeit.

Neben der markerschütternden Doppelmoral, die Brodnig während des Vortrags an den Tag legt, fällt besonders ihre abschließende Folie auf. Diese enthält unter Anwendung von Signalfarben die Formulierungen „Wiederholung von Einordnungen“, „Sichtbarkeit auf Plattformen & Zugänglichkeit“ sowie „Vorab warnen“. Dazu sei noch erwähnt, dass Brodnig während der gesamten Veranstaltung oft betont, dass Faktenchecker in der gesamten Medienlandschaft (online und offline) eingesetzt werden müssten. Das enthält exakt die zwei Grundstrategien von Propaganda, welche die GGI-Initiative ebenfalls in einer Aussendung aufgezählt und erklärt hat. [6]

  • Vereinnahmung: Sichtbarkeit auf Plattformen & Zugänglichkeit
    • Monopolisierung: Einsatz in der gesamten Medienlandschaft
    • Wiederholung: Wiederholung von Einordnungen
  • Isolation: Vorab warnen

Schlussfolgerung

Brodnig stellt die Reaktionen auf die Faktenchecks als Erfolg dar, weil erstere ein Zeichen sind, dass letztere nicht erwünscht sind. Das stimmt. Es wäre dem Verfasser dieser Zeilen tatsächlich lieber, wenn es die propagandistischen Umtriebe, die sich hinter dem Euphemismus Faktencheck verbergen, nicht gäbe.

Tatsächlich kann von einem Erfolg keine Rede sein. Der peinliche Versuch einer Widerlegung gelingt allein im eingeschworenen Kreis, wo es nur noch um Selbstbestätigung geht. Brodnig hat offen zur Schau gestellt, dass sie es in der Sache nicht mit den unabhängigen Medien aufnehmen kann. Gleichfalls hat sie offenbart, wie sichtbar ihre Rede auf der typischen Struktur von Propaganda aufbaut.

Propaganda ist sehr mächtig und zerstörerisch, wirkt aber vergleichsweise kurz. Wahrheit und Aufklärung triumphieren auf Dauer. Die Faktenchecker halten sich für die Guten, mehr bleibt ihnen nicht. Über deren manipulative Methodik werden unabhängige Medien wie Report24 weiterhin aufklären.

Quellenangaben

[1] Klaue M. Die zweifelhafte „Mission“ der Faktenchecker. Axel Springer Deutschland GmbH, 2023. online: https://www.welt.de/kultur/medien/plus247744946/Faktenchecker-Sie-hinterfragen-alles-ausser-sich-selbst

[2] Renner V. mRNA-Impfung für Schwangere: Gefährliche Falschinformationen durch APA-“Faktencheck”. Report24, 2023. online: https://report24.news/mrna-impfung-fuer-schwangere-gefaehrliche-falschinformationen-durch-apa-faktencheck

[3] Anonym. Ingrid Brodnig. Plattform zur Förderung evidenzbasierter Wissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit, 2022. online: https://goldene-nase.org/ingrid-brodnig

[4] Anonym. „Faktenchecker“-Konferenz: Brodnig macht sich mit Kritik an „Report24“ völlig lächerlich. 1848 Medienvielfalt Verlags GmbH, 2023. online: https://unzensuriert.at/203658-faktenchecker-konferenz-brodnig-macht-sich-mit-kritik-an-report24-voellig-laecherlich

[5] Anonym. Manipulative, rhetorische Trickkiste – Ö1 Radiokolleg auf Abwegen. Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit, 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-40-manipulative-rhetorische-trickkiste-oe1-radiokolleg-auf-abwegen

[6] Anonym. Propaganda durchschauen – Teil 1. Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit, 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-46-propaganda-durchschauen-teil-1


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