Die geheuchelte Fremd-Betroffenheit erreicht in Zeiten wie diesen immer neue Höhenflüge. Nun erklärt ausgerechnet der Duden, welcher von vielen als zentrale Instanz für die Deutsche Sprache angesehen wird, dass der Begriff „Jude“ geschichtlich vorbelastet wäre und vermieden werden soll. Juden sehen dies als Beleidigung an und reagieren empört.
Ein wichtiger Verlag einer Nation, die in der Vergangenheit die Massenvernichtung der Juden betrieben hat, möchte nun das Wort „Jude“ aus dem Sprachgebrauch streichen. Diese Ungeheuerlichkeit muss man erst einmal verdauen.
Laut RT empfiehlt der deutsche Duden, „auf die Ausdrücke „Jüdin“ oder „Jude“ zu verzichten. Stattdessen solle „jüdischer Mensch“, „jüdischer Mitbürger“ oder „Mensch jüdischen Glaubens“ gesagt werden.“ Auch die Jüdische Allgemeine berichtete über den Sachverhalt:
Wahrscheinlich war es mal wieder gut gemeint. Der Online-Duden hat einen »besonderen Hinweis« zum Wort »Jude« veröffentlicht – gekennzeichnet mit dem Symbol einer Glühbirne.
Jüdische Allgemeine, 3.2.2022
Der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland antwortet darauf via Twitter sehr deutlich: Ja, natürlich darf man „Jude“ sagen. Er bittet darum, keine Synonyme zu verwenden.
Im Zuge der „Cancel Culture“ wo auf Zuruf linksextremer Grüppchen alle möglichen kulturelle Errungenschaften „gelöscht“ oder uminterpretiert werden, soll also nun in Deutschland der Begriff für eine gesamte Kultur sowie Religion „vermieden“ werden.
Spannend ist an der Diskussion, dass wieder einmal Personen, die ihrer Herkunft nach vom Thema überhaupt nicht betroffen sind, eine Entscheidung für Dritte treffen wollen. Konkret: Deutsche, die keine jüdischen Wurzeln haben, möchten aus Gründen der Heuchelei den Juden erklären, wie sie sich zu nennen haben. All dies aus dem vorgeschobenen Grund heraus, dass man Juden nicht beleidigen wolle. Die naheliegendste Lösung, einfach die Juden selbst zu dem Thema zu befragen, ist den Verantwortlichen beim Duden wohl nicht eingefallen.
Die Jüdische Allgemeine bringt das Problem auf den Punkt.
Der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit guten Absichten gepflastert. Deshalb würde ich mich freuen, wenn den geschätzten Mitbürgerinnen und Mitbürgern in der Duden-Redaktion ein Licht aufginge und sie ihren »besonderen Hinweis« noch einmal überdenken könnten. Denn wozu könnte es führen, wenn das Unbehagen halb offiziell wird?
Am Ende will überhaupt niemand mehr mit uns reden, weil man sowieso immer ins Fettnäpfchen tritt, egal, wie man die Juden nennt (nein, »Globalisten« trifft es auch nicht).
Jüdische Allgemeine, 3.2.2022
Es gibt in der daraufhin entbrannten Diskussion auf Twitter auch einige durchaus nachvollziehbar und vernünftig erscheinende Meinungsäußerungen:
Alexander Fischer #IStandWithIsrael
JUDE ist ein selbstverständlicher Begriff wie Christ, Moslem oder Buddhist. Den Cancel Culture Anhängern muss man hier eine rote Linie aufzeigen.
Arcangelo
Der #DUDEN will Menschen vor Missbrauch schützen, die sich von dem Begriff weder falsch angesprochen fühlen, noch um den Sprachschutz durch die Duden Redaktion gebeten haben. Seltsames Sprachkonstrukt zeigt die Absurdität sprachpolizeilicher Schnüffeleien, die grassieren
Grantler
Es ist noch gar nicht so lange her in Deutschland, da hätten Journalisten und Verantwortliche einfach recherchiert und Betroffene direkt befragt. Anstatt sich vom vermeintlichen Zeitgeist und Cancel Culture treiben zu lassen.