Frankreich will seine Soldaten nicht aus dem Niger abziehen und andere Staaten in der Region denken über eine militärische Intervention nach. Es droht eine Eskalation, die zur Destabilisierung Westafrikas führen könnte. Europa könnte dadurch auch mit einer neuen Migrationskrise konfrontiert werden.
Westafrika droht eine Zeit der politischen Instabilität, die nicht nur die Innenpolitik der einzelnen Länder betrifft, sondern sogar zu grenzüberschreitenden Kriegen führen könnte. Dies zeigt sich in den jüngsten Entwicklungen seit dem Militärputsch gegen Präsident Bazoum im Niger. Nicht nur, dass sich Frankreich weigert, die dort stationierten Truppen abzuziehen (US-Truppen befinden sich übrigens auch im Land), auch droht die regionale prowestliche Staatenallianz ECOWAS mit einer militärischen Intervention.
„Als ihr Treffen am Freitag in der benachbarten nigerianischen Hauptstadt Abuja endete, stellten die Verteidigungschefs der Region einen Plan zur Anwendung von Gewalt gegen die nigerianische Junta fertig – der der Zustimmung ihrer politischen Führer bedarf – falls Mohamed Bazoum nicht wieder als Präsident des Nigers eingesetzt wird“, berichtet die Nachrichtenagentur AP vom Notgipfel. „Eine Delegation der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten in Niger unter der Leitung des ehemaligen nigerianischen Staatschefs, General Abdulsalami Abubakar, hatte erfolglos versucht, sich mit dem Putschisten, General Abdourahmane Tchiani, zu treffen“, wurde berichtet.
General Tchiani hat davor gewarnt, dass Niger bei einem Angriff von außen sofort und ohne Vorankündigung zurückschlagen werde. Die Anführer des Putsches haben Frankreich eine Beteiligung vorgeworfen und behauptet, Bazoums Beamte hätten eine französische Militärintervention zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Regierung genehmigt. Sollte es zu einer Intervention kommen, würde diese wahrscheinlich entlang der etwa 1.500 Kilometer langen Grenze zwischen Niger und Nigeria stattfinden. Hinzu kommt, dass die nigrischen Truppen auch gegen die französischen Soldaten vorgehen könnten, sollten sich diese in den Konflikt einmischen.
Eine solche Eskalation, welche unter anderem auch die Länder Mali und Burkina Faso auf der Seite der nigrischen Putschregierung in den Krieg ziehen könnte, wäre allerdings nicht nur eine regionale Katastrophe. In der Region, in der fast 400 Millionen Menschen leben, könnte dies zu umfangreichen Fluchtbewegungen nach Europa führen. Selbst wenn sich nur ein Prozent der regionalen Bevölkerung auf den Weg machen würde, wäre dies eine etwa dreifach höhere Zahl an Migranten, als im Jahr 2015 während des Höhepunkts der damaligen Migrationskrise auf den „alten Kontinent“ strömten.