Immer mehr europäische Staaten liebäugeln mit dem chinesischen Sozialkreditsystem und nutzen dieses als Vorbild für eigene Projekte. Hoffentlich finden Deutschland und Österreich nicht auch an Chinas neuesten Plänen zur Errichtung eines strengen Test-Regimes Geschmack: Man plant nämlich die Einrichtung eines Netzwerks von Zehntausenden Teststationen in den Städten – und Roboter sollen die Abstriche durchführen.
Wie Bloomberg berichtet, setzt man in China unbeirrt seinen Zero-Covid-Kurs vor – und das offenbar langfristig. Ein Netzwerk von Zehntausenden kleinen Test-Boxen soll in Chinas Großstädten entstehen, sodass niemand mehr als 15 Minuten laufen muss, um seinen nächsten Covid-Test zu bekommen. Jeder Bürger muss dann stets über einen aktuellen Test verfügen, der nicht älter als 48 Stunden sein soll – andernfalls kann man weder Geschäfte noch öffentliche Verkehrsmittel betreten.
Diese kleinen Teststationen, ähnlich der Schalter für Eintrittskarten in Vergnügungsparks oder auf der Kirmes, müssten freilich mit Personal ausgestattet werden – das natürlich Geld kostet. Um das zu umgehen, haben Forscher der Tsinghua Universität Roboter kreiert, die den Abstrichprozess automatisieren sollen. Wie sicher diese Roboter den Abstrich beherrschen, ist fraglich – selbst Correctiv musste seinerzeit zugeben, dass die Covid-Tests eben nur dann sicher sind, wenn sie fachgerecht durchgeführt werden. Kann ein Roboter das?
Bloomberg schreibt weiter:
Die soliden, aber schnell hergestellten Stände werden in städtischen Zentren mit mindestens 10 Millionen Einwohnern allgegenwärtig sein, Teil eines nahtlosen Prozesses, der dazu dient, Testergebnisse in nur wenigen Stunden in beliebte Smartphone-Apps wie WeChat von Tencent Holdings Ltd. oder die Zahlungsapp Alipay von Ant Group Co einzuspeisen. Nach Angaben von Soochow Securities Co. leben rund 420 Millionen Menschen in Städten und Gemeinden, die sich zu routinemäßigen Covid-Tests verpflichtet haben.
Was die Testergebnisse in Kommunikations- und Zahlungsapps zu suchen haben, bleibt offen – wer Chinas Sozialkreditsystem kennt, kann es sich allerdings vorstellen.
Obwohl Chinas Zero-Covid-Politik massiv umstritten ist und weltweit scharf kritisiert wird, finden sich immer noch sogenannte Experten, die diesen Vorstoß loben: So befindet Michael Mina, ein ehemaliger Epidemiologie-Professor der Universität Harvard, dass auf diese Weise Virusausbrüche sicherlich schnell erkannt werden könnten. Das Test-Regime soll dabei auf PCR-Tests basieren, die ja „sensitiver“ sind als Antigen-Schnelltests. Allerdings machen diese Tests keinerlei Aussage darüber, ob jemand tatsächlich erkrankt ist. Der Testzwang soll Lockdowns von Städten vermeiden – die immensen Kosten für das Testnetzwerk sollen quasi dadurch wieder hereingespielt werden, dass „Infektionen“ frühzeitig erkannt und umfassende Schließungen verhindert werden. In Wahrheit verhindert man so natürlich in erster Linie, dass die Bevölkerung durch die meist völlig harmlosen Infektionen durchimmunisiert wird.
Auch in China ist die „Pandemie“ allerdings ein blühendes Geschäft: Chinesische Unternehmen wie Wuhan Easydiagnosis Biomedicine Co. und Dian Diagnostics Group Co. verzeichneten einen rapiden Gewinnanstieg infolge der weltweiten Nachfrage nach Tests, insbesondere zu Beginn der Covid-Krise. Da andere Länder das Virus nun aber zunehmend als endemisch akzeptieren, werden diese Unternehmen immer abhängiger von ihrem Heimatmarkt, konstatiert Bloomberg.