Die chinesische Ausbreitung in Afrika: Über Jahrzehnte kaum beachteter Machtfaktor

Bild: Fotomontage aus Elementen von Freepik

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Fußabdruck der Volksrepublik China in Afrika dramatisch vergrößert. Mittlerweile ist das „Reich der Mitte“ der wichtigste Handelspartner des Kontinents und auch einer der wichtigsten Investoren. In der öffentlichen Wahrnehmung ist der Griff Chinas nach wirtschaftlicher und militärischer Macht in Afrika noch kaum angekommen. Dabei ist dieser Faktor von großer Bedeutung, wenn man bei Ereignissen internationaler Tragweite einschätzen will, wer den meisten Nutzen davon hat.

Für Jahrhunderte galt in Bezug auf den „schwarzen Kontinent“ der Grundsatz, dass die europäischen Kolonialmächte diesen fest in ihrem Griff halten. Frankreich, das Vereinigte Königreich und Portugal waren führend. In beschränktem Maße spielten auch Spanien, Deutschland, Italien und Belgien eine Rolle. Die Europäer bestimmten über das Schicksal dieses Erdteils.

Doch mit der sukzessiven Entkolonialisierung in Afrika selbst, sowie des wirtschaftlichen Aufstiegs der Volksrepublik China, verschoben sich die Bilanzen in den letzten Jahrzehnten deutlich. Selbst die einstigen Kolonialmächte spielen oftmals nur noch eine untergeordnete Rolle.

Rekord-Handelssummen zwischen Afrika und China

Ein erst kürzlich erschienener Bericht verdeutlicht das Ausmaß, welches der Handel zwischen Afrika und China mittlerweile angenommen hat. Demnach hat sich der bilaterale Handel zwischen den beiden in den ersten sieben Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40,5 Prozent auf 139,1 Milliarden Dollar erhöht. Das ist eine neue Rekordsumme. In den letzten 20 Jahren hat sich das Handelsvolumen sogar verzwanzigfacht. Damit können die Europäer oder die Amerikaner nicht mithalten.

Zahlen von 2019 zu den ausländischen Direktinvestitionen verdeutlichen ebenfalls, wie stark das chinesische wirtschaftliche Engagement auf dem Kontinent ist. In einem britischen Bericht aus dem April 2021 heißt es:

Seit den 2000er Jahren hat sich Chinas Handel mit Afrika um das Zwanzigfache vervielfacht (und wird 2019 die 200-Milliarden-Dollar-Marke überschreiten), und seine ausländischen Direktinvestitionen in Afrika haben sich um das Hundertfache erhöht (und werden 2019 49,1 Milliarden Dollar erreichen). Chinas ausländische Direktinvestitionen in Afrika beliefen sich 2019 auf 110 Mrd. USD und trugen zu über 20 Prozent des afrikanischen Wirtschaftswachstums bei.

Der Westen warnt vor China

Kein Wunder also, dass insbesondere die ehemaligen europäischen Kolonialmächte und die Vereinigten Staaten von Amerika inzwischen höchst argwöhnisch auf das chinesische Engagement reagieren und versuchen, dem Ganzen ein Gegengewicht entgegenzusetzen. Wenngleich aufgrund der afrikanischen Aversionen gegen die ehemaligen Kolonialherren mit bescheidenem Erfolg. Peking hat da deutlich bessere Karten, zumal es sich auch gegen die Kolonialmächte wehren musste. Hongkong beispielsweise kam erst 1999 von Großbritannien an China zurück. Auch die Opiumkriege sind den Chinesen immer noch tief im Gedächtnis verhaftet.

Zudem mischt sich Peking nicht in die innenpolitischen Angelegenheiten der afrikanischen Länder ein. Kredite werden (im Gegensatz zu jenen der Weltbank oder des Internationalen Währungsfonds) prinzipiell ohne irgendwelche Auflagen vergeben. Das heißt: kein Privatisierungszwang, keine Austeritätsmaßnahmen oder dergleichen. Für die Chinesen gilt die Devise, wonach mehr Handel und mehr Investitionen mehr Wohlstand für alle Parteien mit sich bringen – auch ein Grund für die Etablierung der „Belt and Road Initiative“ (BRI), die zusätzlich als „Neue Seidenstraße“ bekannt ist.

Diese verbindet die Volksrepublik als Handelskorridor über Zentral- und Südasien, sowie über den Indischen Ozean mit Europa und Afrika. Neben Handelsverträgen und Investitionsmaßnahmen kommen auch teils umfangreiche Kreditlinien an die Staaten, um die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern.

US-Denkfabriken beispielsweise warnen vor den chinesischen Krediten (während sie jene von Weltbank und IWF ganz in Ordnung finden, auch wenn diese für die armen Volkswirtschaften oftmals katastrophal sind). Auch die NZZ warnt davor, obwohl dasselbe Problem auch bei Krediten aus dem Westen auftritt. Report24 wird in einer Serie aufarbeiten, wie China in das nördliche, westliche, östliche und südliche Afrika investiert und seine Macht ausgebaut hat. Wir analysieren die Auswirkungen auf die jeweiligen afrikanischen Volkswirtschaften, die den Westen alarmieren und vor einer chinesischen Übernahme Afrikas warnen lassen.

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