Die Angst der Linken vor Viktor Orban: Einheitskandidat soll Premier ablösen

Peter Marki-Zay von Draskovics Ádám (www.adamdraskovics.hu), CC-BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=69120919 | Viktor Orban von European People's Party - EPP Summit, Brussels, December 2018, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82477683

In etwa einem halben Jahr finden in Ungarn die Parlamentswahlen statt. Doch gerade die linke Opposition weiß, dass sie alleine kaum gegen den omnipräsenten Ministerpräsidenten des Landes, Viktor Orban, ankommt. Linke Positionen haben keine Mehrheit bei den Ungarn, das wissen auch die Linksparteien des Landes. Von links bis rechtsaußen versammelt sich nun die ungarische Opposition hinter einem katholischen Konservativen, um so Premierminister Orban zu schlagen.

Der rechtskonservative Ministerpräsident Orban muss sich daher mit einer unwahrscheinlichen Koalition aus sechs Parteien auseinandersetzen, die alle unter einem einzigen Motto vereint sind: „Orban, es reicht“. Es gibt eine Einheitsfront gegen einen der starken Männer Osteuropas, der die linken Parteien verdrängt hatte. Die Parlamentswahlen werden in Ungarn im Jahr 2022 stattfinden.

Ein konservativer Kandidat für die Linke

Es scheint, dass die magyarische Linke zu allem bereit ist, um Viktor Orban loszuwerden. Am Sonntag, den 17. Oktober, schlugen die sechs Verbündeten auch einen einzigen Kandidaten vor, Peter Marki-Zay. Er ist konservativ und katholisch und ein ehemaliger Wähler der Fidesz – der politischen Formation von Viktor Orban. Dieser Kandidat wurde vor allem wegen seines politischen Profils ausgewählt, das sich für den ungarischen Ministerpräsidenten als schwer angreifbar erweisen würde.

Gergely Karacsony, der Bürgermeister der Hauptstadt Budapest und eine der führenden Personen der linken Opposition des Landes zog sich deshalb auch von den Vorwahlen um das Rennen für die Führung der Opposition zurück, obwohl Marki-Zay in der ersten Runde hinter ihm und der Anwältin und Vizepräsidenten des EU-Parlaments, Klara Dobrev lag.

Peter Marki-Zay wurde daher mit 56,7 Prozent der Stimmen gewählt und wird die schwere Aufgabe haben, Viktor Orban herauszufordern. Doch zum ersten Mal seit zwölf Jahren sieht es für die regierende Fidesz Orbans in den Umfragen nicht besonders gut aus.

„Wir werden die Freiheit in diesem Land wiederherstellen können“, sagte Peter Marki-Zay bei seiner Antrittsrede am Sonntag, den 17. Oktober. Der 49-Jährige, Vater von sieben Kindern, will alles auf sein politisches Profil setzen, das entschieden modern ist. Er selbst ist konservativ und katholisch und außerdem unabhängiger Bürgermeister einer großen Stadt im Südosten Ungarns, Hodmezovasarhely.

Peter Marki-Zay hat auch seine Verbundenheit mit der Europäischen Union bekundet. Er will das Land in die Eurozone führen und zudem – das haben ihm die linken Parteien abgenommen – die Homosexuellenrechte schützen. Zudem, so sein Versprechen, will er auch untersuchen lassen, wie viele Verwandte von Ministerpräsident Orban durch „Nepotismus“ reich geworden seien.

Vereinte Opposition

Im Jahr 2018 gründete er die überparteiliche Bewegung „Ungarn für alle“ [Mindenki Magyarországa Mozgalom; MMM], um die Zusammenarbeit zwischen den Oppositionsparteien zu fördern.

2019 kandidierte Marki-Zay zur Wiederwahl, diesmal unter dem Banner der MMM, und seine Kandidatur wurde erneut von allen großen Oppositionsparteien unterstützt. Er besiegte den von der Fidesz unterstützten unabhängigen Kandidaten István Grezsa mit 13.478 zu 10.042 Stimmen und wurde damit zum zweiten Mal zum Bürgermeister der Stadt gewählt – nachdem seine Heimatstadt seit 1990 stets in Fidesz-Hand war.

Falls Marki-Zay tatsächlich das Rennen gegen Orban macht und die vereinigte Opposition gewinnt, wird es für den konservativen Politiker dennoch nicht einfach sein, das Bündnis auch in der „großen Politik“ zusammenzuhalten. Immerhin ist die kommunale Politik doch eine ganz andere Ebene.

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