Mancherorts hält die Lust an sinnlosen Maßnahmen sich noch immer ebenso wacker wie im Jahr 2020. Das zeigt dieser unglaubliche Zwischenfall in einem ICE: Ein Paar wagte es, zum Kaffeetrinken die Maske abzunehmen – und wurde daraufhin vom Schaffner aus dem Zug geworfen. Die Begründung: Verstoß gegen die Maskenpflicht.
Am Silvestertag wollte ein Ehepaar nach einem Kurzurlaub auf Rügen mit dem Zug zurück nach Berlin fahren. Sie bestiegen den Zug um 10 Uhr und rechneten damit, um 13.30 Uhr in Berlin anzukommen. In dem ziemlich leeren Zug hatte das Paar ein Abteil für sich, daher verzichteten sie auf Masken. Nach der Ermahnung durch den Schaffner bei der Fahrscheinkontrolle setzten sie die Masken wieder auf. Als sie etwas später ihre Brote für ein zweites Frühstück auspackten, wurden sie von dem Schaffner vom Gang aus mit bösen Blicken und Gesten auf die Maskenpflicht hingewiesen – eine Kommunikation fand nicht statt. Nach Beendigung ihrer Brotzeit setzten die beiden Frauen ihre Masken wieder auf. Als sie sich dann gegen 12 Uhr beim mobilen Verkäufer einen Kaffee kauften, kam es zum Eklat. „Wenig später kam dieser sehr aggressive DB-Mitarbeiter mit einer Kollegin ohne Vorwarnung in unser Abteil und verwies uns des Zuges“, so das gleichgeschlechtliche Paar. Die Begründung der beiden Frauen, dass Kaffeetrinken mit Maske nicht möglich sei, und auch ein Entschuldigungsversuch blieben erfolglos – die beiden mussten den Zug in Pasewalk verlassen. Eine halbe Stunde später konnten sie dann mit einem anderen ICE weiterfahren.
Die Deutsche Bahn sieht kein Fehlverhalten seitens des Schaffners. So erklärte ein Sprecher auf Anfrage des Tagesspiegels: „Nachdem der Mitarbeiter die Fahrgäste zweimal auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte, erfolgte der Fahrtausschluss.“ Es gehe dabei um die Umsetzung der behördlichen Vorgaben des Infektionsschutzes, nach denen für Fahrgäste in allen Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn bundesweit die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske besteht, so die Erklärung. „Es ist dabei vollkommen unerheblich, ob ein gemeinsamer Haushalt in einem Abteil sitzt. Zum Essen und Trinken darf die Maske selbstverständlich kurzzeitig abgenommen werden“, behauptete der Sprecher.
Im Hinblick darauf, dass mehrere Bundesländer die (erwiesenermaßen sinnlose) Maskenpflicht in Regionalzügen bereits abgeschafft haben und dies auch in den Ländern Berlin und Brandenburg geplant ist, wie wenige Tage nach dem Vorfall bekannt wurde, kann das Verhalten des DB-Mitarbeiters nur als völlig überzogen angesehen werden – insbesondere da das Einnehmen von Brotzeit und Kaffee mit Maske sich tatsächlich mehr als schwierig gestaltet. Es stellt sich die Frage, wie viele Fahrgäste seit Beginn der Corona-Ära aufgrund von solchen Nichtigkeiten aus Zügen geworfen wurden – und ob hier bei jedermann so konsequent vorgegangen wurde und wird. Immerhin traut manches Zugpersonal sich bei gewissen anderen Klientelen bekanntlich kaum, nach der Fahrkarte zu fragen…