Bis in den letzten Winkel des Privatlebens wird durchpolitisiert: Überall kämpfen Gut- und Bessermenschen verzweifelt um ihre Deutungshoheit und wollen von allem und jedem Bekenntnisse zu ihrer Gesinnung erpressen. Ein besonders absurdes Beispiel von Gesinnungsprüfung lieferte gerade die Berliner Zeitung, die sich an das Unternehmen “On” wandte, weil Alice Weidel bei einem TV-Interview erneut Schuhe dieser Marke trug. Ja, darf sie das denn überhaupt?
Die Berliner Zeitung wollte von der Schweizer Marke “On” wissen, wie man dazu steht, dass Alice Weidel die eigenen Schuhe trägt. Schon öfter habe man die AfD-Kanzlerkandidatin mit “On”-Sneakern in der Öffentlichkeit gesehen – zuletzt beim Interview bei “Miosga”. Immerhin sei es ja laut Berliner Zeitung nicht jedermanns Sache, “quasi als Botschafterin die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion zu haben, eine Frau, deren rechte Ideologie viele Menschen in die Opposition treibt”. Zumindest merkt man nach einem Semikolon noch leise an, dass sie auch viel Zustimmung erhalte – eine Untertreibung, wenn man bedenkt, dass die AfD trotz medialer Hetze und Desinformation des regierungstreuen Medienkomplexes in Umfragen immer wieder zweitstärkste Kraft in Deutschland ist.
Das Schweizer Medium “Blick” ätzte schon 2020 gegen Weidels Schuhwahl und betitelte die Politikerin, die selbst in der Schweiz lebt, frech als “Fan, den niemand will”. Schon damals lehnte “On” es ab, sich dazu zu äußern. Vielleicht ist ja jetzt ein wackeres Bekenntnis oder ein neuer Skandal drin? Das muss sich wohl die Berliner Zeitung gedacht haben, die hoffnungsvoll eine neue Anfrage stellte – und abgewatscht wurde. Denn “On” gab lediglich zurück:
„Wir sind uns bewusst, dass unsere Marke von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Überzeugungen getragen wird. Wir bitten um Verständnis, dass wir die Schuhwahl von Einzelpersonen, darunter auch Personen des öffentlichen Lebens, grundsätzlich nicht kommentieren.”
Man fügte anschließend noch einen Textbaustein zu Toleranz und Co. ein, betonte aber, dass man seine Aufgabe in der Förderung des Sportes und eines aktiven Lebensstils sehe. Offenbar lässt man sich nicht von Gesinnungsprüfern in deutschen Medienhäusern zu politischen Statements nötigen – eine kluge Linie, denn mit linksgrünwoker Anbiederung lassen sich mehr Kunden verprellen als gewinnen.
Dennoch war das nüchterne Statement von “On” der Berliner Zeitung eine Nachricht wert. Nicht immer würden Marken es so gelassen sehen, wenn sie von Menschen mit konträrer Gesinnung getragen würden, kommentierte man da und schwadronierte abschließend von Skinheads und dem Label “Fred Perry”, das sich gegen die “Vereinnahmung von rechts” wehren würde.
Jetzt wird es richtig absurd!
— Heimatgefühl (@HeimatliebeDE) February 4, 2025
Die @berlinerzeitung hat bei der Sneaker-Firma „On“ nachgefragt, wie sie dazustehen, dass Alice Weidel ihre Sneaker trägt.
Die Antwort ist genial. Das hat sich die Berliner-Zeitung wohl anders vorgestellt. 👇
Was kommt aber als Nächstes? Wird bei… pic.twitter.com/KsLIpn6yCq
Man fragt sich: Ist das Tragen von Schuhen eine Vereinnahmung? Wenn Alice Weidel ihr favorisiertes Shampoo nutzt, ist das auch eine “Vereinnahmung von rechts”? Welche Marken darf sie denn tragen und nutzen? Und wenn nun zufällig die von Robert Habeck getragene Unterwäschemarke bekannt wird – ist das dann “grüne Vereinnahmung”? Sollte als Nächstes vielleicht die Sockenwahl von Olaf Scholz analysiert werden, damit kein Rechter in die missliche Lage kommt, die eigenen Füße in linke Socken zu stecken?
Die mediale Dauerempörung hat absurde Auswüchse angenommen, bei denen Unternehmen zu politischen Stellungnahmen gedrängt werden, die mit ihrem Geschäft überhaupt nichts zu tun haben. Mit aller Macht forciert man hier eine pseudo-moralische Lagerbildung, die niemandem nützt, weil die wirklich drängenden Themen zu irrelevanten Nebenschauplätzen degradiert werden. Auf dieselbe Weise fabuliert man im Bundestag lieber von einer Brandmauer, statt die Krisenherde im Land anzugehen – und wundert sich, dass die einzige Partei, die Probleme lösen will, immer mehr Zuspruch erhält.