Überall auf der Welt sterben seit Frühling 2021 mehr Menschen als in den Jahren zuvor – in einigen Ländern sogar mehr als je zuvor, wenn man von Friedenszeiten ausgeht. Wir berichten darüber seit die ersten Zahlen vorlagen. Nun, mit fast einem Jahr Verspätung, kommt auch der Mainstream auf die Idee, dass etwas nicht stimmt. Überraschenderweise ist für die „Welt“ nicht der Klimawandel schuld, sondern die Menschen „holen Kinderkrankheiten nach“.
Ein Kommentar von Willi Huber
Die Erklärung wirkt natürlich naiv bis etwas einfältig. Das möchten wir nicht beschönigen. Denn angenommen, Krankheiten wären durch die ach so tollen Pandemiemaßnahmen wie das Tragen von Staubschutzmasken oder gar nur Stoff-Fetzen gegen Viren ausgefallen. Dann hätte es eine Zeit geben müssen, wo weniger Menschen sterben. Und wenn an Kinderkrankheiten generell so viele Menschen sterben würden, müsste man diese Zahlen aus früheren Jahren kennen. Von plötzlich aufgetauchten, aggressiveren Kinderkrankheiten ist nichts bekannt.
Spanien und Portugal liegen mit Malta bei der Impfquote an der Europaspitze
Die „Welt“ gesteht ein: In Spanien beträgt die Übersterblichkeit aktuell 17 Prozent, in Portugal ganze 24 Prozent. Und auch in Deutschland sterben weitaus mehr Menschen als statistisch zu erwarten wäre – zu Spitzenzeiten bereits ebenso 24 Prozent (in der Woche vom 18. bis 24. Juli). Man schlussfolgert: Es handle sich um die Nationen, welche die schärfsten Lockdown-Maßnahmen gesetzt hätten. An welchen Parametern man das festmachen will, ist unklar. Die Bürger Österreichs haben dazu möglicherweise eine andere Wahrnehmung. Sehr interessant ist hingegen die Impfquote. Diese liegt in Spanien bei 87,2 Prozent, „vollständig geimpft“ wären 85,8 Prozent (Google, Our World in Data). Noch „besser“ sind die Impfergebnisse in Portugal. Geimpft sind dort 94,6 Prozent der Menschen, 86,5 Prozent werden als „vollständig geimpft“ angegeben.
Mehr geimpft als in Portugal und Spanien wurde im EU-Raum nur in Malta (Google, Our World in Data). Das zu recherchieren kann man aber von „Journalisten“ der „Welt“ offenbar nicht verlangen. Für solche Theorien gibt es ja auch kein Extrageld der Pharmaindustrie und der Karriere als „Journalist“ sind solche angeblichen „Schwurbeleien“ nicht sonderlich förderlich. Portugal steht hinsichtlich der meistgeimpften Bevölkerung weltweit auf Platz 17, Spanien auf Platz 20. Erst auf Platz 35 folgt Dänemark. Die „Welt“ schreibt dazu in ihrem hinter der Paywall verborgenen Rätsel-Artikel: „Auch an der Impfquote als Grund für die Übersterblichkeit könne es nicht liegen, wie der Vergleich mit anderen Ländern zeige.“ Dieser Vergleich wird allerdings nicht näher ausgeführt oder erklärt.
In Spanien in nur einem Monat 10.000 überzählige Tote
Diese Übersterblichkeit ist keine Momentaufnahme, sie ist über längere Zeit hin feststellbar. Die unten stehenden Grafiken zeigen die Visualisierung der EU von Mai und Juni 2022, darunter zeigen wir die Daten von Euromomo, der offiziellen Sterblichkeits-Datenbank des EU-Raumes. Die „Welt“ gibt zu: Die Todeszahlen lassen sich nicht mit Covid-19 Erkrankungen erklären. Und noch erstaunlicher: Auch „Hitzewellen“ wären nicht verantwortlich. In absoluten Zahlen sprechen wir in Spanien in nur einem Monat (!) von 10.000 zusätzlichen Toten im Vergleich zu den Vorjahren 2016-2019.
Die größte Tragik: Hohe Übersterblichkeit bei jungen Menschen
Die Welt schreibt:
Es ist der gegenwärtige Anstieg der Sterbefälle bei den ganz Jungen – in der Altersgruppe von null bis 14 Jahren.
Hier kommt die eingangs erwähnte, absurde Erklärung aus Spanien zum Tragen: Es handle sich um nachgeholte Kinderkrankheiten. Tatsächlich gibt es in allen genannten Ländern eine signifikante Übersterblichkeit in der Altersgruppe von null bis 14 Jahren, dramatisch fällt diese aber in ganz anderen Ländern aus, über die leider nicht berichtet wurde: Eine anhaltende Übersterblichkeit mit teilweise extremen Spitzen zeigt sich in Deutschland, Ungarn, Schweden und England. Was aktuell in Ungarn vorgeht, wird man an anderer Stelle näher analysieren müssen.
Zahlreiche Kollateralschäden der Maßnahmen erstmals zugegeben
Freilich, eine weitere Erklärung wäre auch denkbar, wenn wirklich dieselben „Kinderkrankheiten“ aus heiterem Himmel tödlicher ausfallen sollten als zuvor: Vielleicht stimmt mit dem Immunsystem der Menschen etwas Grundlegendes nicht? Allerdings wird im Welt-Artikel eine Ungeheuerlichkeit zugegeben, die bisher von offiziellen Stellen viel zu wenig gewürdigt wurde: Am Beispiel Großbritannien wird erklärt, dass die Corona-Maßnahmen wohl Hunderttausende Kollateralschäden verursachten. Denn Hunderttausende Herzinfarkte, Schlaganfälle und Diabetesfälle blieben unentdeckt, weil die Patienten sich nicht ins Krankenhaus trauten – oder dort auch einfach nicht behandelt wurden. Die Welt dazu: „Damit zeigt sich erstmals seit Pandemiebeginn in Zahlen, dass Lockdowns und Einschränkungen bedeutende Opfer gefordert haben.“ Hinzu kommen verschobene chirurgische Eingriffe. Alleine in Spanien stehen 700.000 Menschen auf den Wartelisten, ähnlich dramatische Verhältnisse sind auch aus Großbritannien bekannt. In Alternativmedien konnte man diesen ganz klaren Zusammenhang allerdings ebenso bereits seit den ersten Lockdowns lesen – auch daran ist nichts rätselhaft.