Die meisten Medien geizen bis jetzt mit Namen und Hintergrund der Tatverdächtigen. Das führte zu zahlreichen Verschwörungstheorien. Auch, dass eine Verbindung zum Islamischen Staat untersucht wurde, feuerte diese Gerüchte weiter an. Eine belgische Zeitung berichtet nun einen größeren Teil der Wahrheit.
Bei den beiden Männern, die nach der Schreckenstat angeblich zu fliehen versuchten (Wieder Auto-Attacke gegen Karnevalsumzug: 6 Tote und viele Verletzte in Belgien), handelt es sich um den 30-jährigen Paolo F. aus Morage, einem Ortsteil von La Louviere. Gemeinsam mit seinem Cousin Nino N. (28 oder 30 Jahre alt) posierte er auf Facebook häufig als Autoliebhaber – oder auch „Raser“.
Am 20. März rasten die beiden Männer mit stark überhöhter Geschwindigkeit durch die Straßen von Strépy-Bracquegnies. Systemmedien kürzen den Hintergrund mit „sie kamen vom Tanzen“ ab, als ob das irgendeine sinnvolle Erklärung wäre.
Automatisches Bremssystem des BMW löste nicht aus
Die Ermittler geben zu Protokoll, dass das Tatfahrzeug, ein schwarzer BMW, für den Fall einer Kollision mit einem vollautomatischen Bremssystem ausgestattet ist. Warum dieses nicht ausgelöst hat, steht nun im Zentrum der Ermittlungen. Ein technischer Defekt ist genauso denkbar wie mutwillige Manipulation. Im Fahrzeug sollen einige Protokollsysteme verbaut sein, weshalb man aus deren Auswertung weitere Informationen über den Hergang erwartet. Beispielsweise wurden die Geschwindigkeit und eventuelle Bremsversuche mitgeschrieben.
Anklage wegen Totschlags
Gegen den Fahrer als auch den Beifahrer wurde vom Ermittlungsrichter inzwischen der Vorwurf des Totschlages erhoben (laut anderen Quellen: Mordanklage). Je nachdem, was die weiteren Ermittlungen ergeben, wäre eine Herabstufung auf fahrlässige Tötung denkbar. Der Fahrer, Paolo F., soll schon einmal in Zusammenhang mit seinem Fahrzeug mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sein. Im Jahr 2017 wurde ihm der Führerschein für 24 Tage entzogen.
Waren Drogen im Spiel?
Weitere Informationen erhofft man sich außerdem von den Blutuntersuchungen. Es wurde angeordnet, das Blut der Tatverdächtigen nicht nur auf Alkohol, sondern auch auf alle erdenklichen Partydrogen zu untersuchen. Die Ermittler können sich nicht erklären, weshalb die Männer den Umzug nicht bemerkt haben sollen. Am Ende der Gruppe befand sich ein Ordner mit einer grell leuchtenden Warnweste. Über das Motiv herrscht Rätselraten, auch die erste Befragung habe keine sinnvollen Ergebnisse erbracht. Ein extremistisches Motiv werde zunächst eher ausgeschlossen.
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