Da geht noch was! ÖVP-Nehammer tatsächlich von 101,7 Prozent der Delegierten gewählt

Bild: Screenshot ÖVP-Homepage vom 16.5.2022, Fotomontage Report24

Wie, das geht nicht? Natürlich geht es. Hinterfragt wurde es von der heimischen Medienlandschaft hingegen nicht. Alle berichteten brav, dass 515 Delegierte in Graz erschienen wären. Und alle berichteten brav, dass 524 der abgegebenen Stimmen Nehammer in seinem Amt als Parteichef bestätigten. Das wird dann schon so passen. In Nordkorea, wie in Österreich. Ob Kim Yong Un bereits Glückwünsche bestellen ließ, bleibt im Dunklen.

Ein Kommentar von Willi Huber

Die politischen Zustände in Österreich sind nur mit Humor zu ertragen. Oder mit Alkohol, aber das ist bekanntlich nicht gesund. Bleiben wir beim Humor.

Karl Nehammer, Rhetorik-Genie und bester Kanzler des Jahres 2021, den die mittlerweile nicht mehr neue Volkspartei aufbieten konnte, wäre also mit 100 Prozent der Delegiertenstimmen bestätigt worden. So berichteten es brav die Systemmedien – ein historisches Ergebnis.

Dieselben Medien haben ebenso brav berichtet, dass 515 Delegierte zum Parteitag erschienen sind. „Mit 515 Delegierten war die Halle gefüllt“, so die Bezirksblätter in ihrer kritischen und objektiven Wahlberichterstattung, die auf beinharter, investigativer vor Ort Recherche beruht.

Ein erster Akt in Richtung Heiligsprechung?

Etwas später war überall zu lesen: 524 von 524 abgegebene Stimmen bestätigten Karl Nehammer im Amt. Das ist fast noch beeindruckender als Wasser in Wein zu verwandeln – ein kleines Wunder, das vielleicht einmal zur Heiligsprechung des Kanzlers führen könnte. Dazu ist ja ein Wunder nötig – und eine enge Verflechtung mit der katholischen Kirche schadet bekanntlich ja auch nicht.

Karl Nehammer wurde somit mit 524 Stimmen von 515 Stimmberechtigten „gewählt“ – das sind stolze 101,7 Prozent. Das ist wirklich historisch und dürfte die Mathematiker noch sehr lange beschäftigen.

Recht spannend finden wir auch die Handhaltung auf dem Titelbild, das 1:1 von der Homepage der ÖVP abfotografiert wurde. Vielleicht sollte diese einmal ein FPÖ-Spitzenpolitiker versuchen – und dann schaun‘ wir, was passiert. Wir werden noch staunen, was alles möglich ist.

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