Die Systemmedien sind voll mit Berichten zu Saharastaub, der Österreich in diesen Tagen wieder erreicht – und in den sozialen Medien brodelt die Gerüchteküche. Viele wollen wissen, dass der Wind gar nicht aus Afrika herbeiweht, andere beschweren sich über magnetische Eigenschaften des Staubs und wieder andere vermuten Flugzeuge als die Ursache. Hier die Faktenlage.
Wir möchten uns heute mit drei Theorien beschäftigen, die aktuell zum Thema Saharastaub umgehen. Vorweg, Stürme, die den Saharastaub fast in die ganze Welt tragen, gibt es vielleicht schon länger, als es Menschen auf der Erde gibt. Die Region der Sahara ist nicht immer ein Wüstengebiet, es hängt davon ab, welches Weltklima gerade herrscht. Während die Wüste „begrünt“ ist, wird weniger Sand in der Welt verteilt – in den Wüstenphasen dann wieder mehr. Zuletzt war die Sahara nach der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren „grün“. Der Staub, der sich weit entfernt ablagert, kann von Archäologen ergraben werden und erlaubt Auskunft über die Vergangenheit. Es ist also alles andere als ein „neues“ Phänomen. Zu unseren Lebzeiten gab es jedes Jahr Stürme, die den Sand aus Afrika nach Europa brachten.
1. Aber der Wind weht doch gar nicht aus dem Süden?
Manche Zeitgenossen sind irritiert, da die Winde, welche den Staub mit sich führen, nicht aus dem Süden kommen. Dieses Rätsel ist schnell geklärt. Jeder hat sicherlich schon einmal Luftaufnahmen gesehen, die große Stürme wie beispielsweise Hurrikans zeigen. Die Winde auf der Erde sind selten „linear“, sie ziehen nicht in gerader Linie von einem Punkt zum nächsten. Tatsächlich handelt es sich um riesige Wirbel, welche die Atmosphäre durchmischen und letztendlich auch für das Wetter sorgen. Wind, der Saharastaub mit sich führt, kann folglich sogar aus jeder beliebigen Richtung kommen. Das ist es, wie die Atmosphäre funktioniert, es ist gut erforscht, im Prinzip für jeden selbst beobachtbar – und kommt ohne Verschwörung aus.
2. Der Sand ist rot und magnetisch?
Ja, das ist korrekt. Manchmal ist der Saharastaub rot – und das weist darauf hin, dass er besonders viel Eisen enthält. Eisen und andere Metallverbindungen sind natürlich magnetisch. Saharasand weist im Schnitt einige Prozent magnetischen Anteil auf. Man kann durch Analyse des Sandes sogar ziemlich genau sagen, von wo in Afrika er stammt. Es gibt dort einige Bergketten, die verschiedenste Metalle enthalten, die durch Abrieb in kleinste Partikel aufgelöst und mit in die Atmosphäre gewirbelt werden. Wie das genau funktioniert, wurde in großen Versuchen nachgewiesen (siehe Link am Ende dieses Artikels) – mit Flugzeugen wurden in der Luft Proben dieses Sandes gesammelt und ausgewertet. Darin finden sich alle möglichen Metalle, selbst Aluminiumverbindungen. Nicht alles davon ist gesund – aber nachdem die Menschheit es seit Jahrmillionen überlebt hat, werden sich die nächsten paar Jahre auch noch ausgehen. Und niemand atmet freiwillig Staub und Sand ein.
3. Der Sand wird in Wahrheit aus Flugzeugen abgeworfen!
Zusammen mit den verschiedenen kursierenden Gerüchten zu so genannten „Chemtrails“ hört man häufig die Behauptung, der Saharastaub wäre in Wahrheit eine Chemikalienmischung, die aus Flugzeugen ausgebracht wird. Dazu folgende Fakten:
- Um tonnenweise Sand aus einem Flugzeug zu verteilen – und das gleichmäßig, müsste man diese Flugzeuge speziell konstruieren und ausrüsten. Es gibt unseres Wissens nicht ein Flugzeug auf der Welt, das in dieser Form Sand ausbringen kann. Am nächsten kämen hier Maschinen zur Brandbekämpfung, die spezielle Tanks für Brandbekämpfungsmittel haben. In keinem Fall kann man Linienflugzeuge heimlich mit solchen Tanks und Vorrichtungen ausstatten.
- Die Menge des Sandes ist unvorstellbar gigantisch. Im April wurde für die Schweiz errechnet, dass an einem Wochenende 180.000 Tonnen Saharasand am Bundesgebiet niedergingen. Österreich hat die doppelte Fläche der Schweiz, hier wären also fast 400.000 Tonnen Saharasand anzunehmen. Das stärkste Transportflugzeug der Welt konnte eine Nutzlast von 250 Tonnen aufnehmen – allerdings wäre undenkbar gewesen, dass diese Last nur aus Sand besteht.
Dieser müsste aber auch verladen werden. Denken Sie wirklich, man könnte 400.000 Tonnen Sand heimlich in Flugzeuge laden und diese würden zeitgleich aufsteigen, um zeitgleich ihre Last abzulassen, sodass sie sich gleichmäßig über Europa verstreut? Dazu wären alleine für Österreich mindestens 10.000 Flugzeuge nötig – und mindestens 20.000 große LKWs. - Würden solche Aktivitäten „heimlich“ aus Linienmaschinen durchgeführt, könnte noch viel weniger Sand pro Transport mitgeführt werden. Sand ist auch ein sehr grobes Material das andere Materialien schnell abschleift und dadurch abnutzt. Es würde sehr große Vorrichtungen zur Ausbringung benötigen, denn man müsste es weithin zerstäuben. Ansonsten würde ausgebrachter Sand sofort völlig gerade zur Erde fallen. Zum Zerstäuben bräuchte man spezielle Anlagen zum Ansaugen, Pumpen und eine Rundum-Verteilung mit großem Druck. All das ist technisch in dieser Dimension gar nicht möglich.
Geschäftemacher, Betrüger, Wichtigmacher und Lügner
Die Gerüchte rund um den Saharastaub sind ins Reich der Märchen zu verbannen und das ist gut argumentierbar und beweisbar. Manche Menschen versuchen leider ihre Zeitgenossen frech abzuzocken. Sie verkaufen Gerätschaften gegen Wolken um viele tausend Euro – was aus unserer Sicht organisierter Betrug ist. Andere wollen sich wichtig machen und glauben Bedeutung zu erlangen, indem sie Lügen in die Welt setzen. Allem gemeinsam ist, dass ein Spiel mit der Angst getrieben wird. Angst ist aber immer der denkbar schlechteste Begleiter. Viele kritische Menschen haben während der Coronazeit den Vorsatz gefasst, sich nicht von Angst leiten zu lassen. Bei Themen wie Saharastaub scheint dieser Vorsatz leider schnell ins Wanken zu kommen.
Report24 hat sich bereits im April, als der letzte Sturm gigantische Mengen an Saharastaub ins Land wehte, mit dem Thema beschäftigt. Lesen Sie: Die Lust auf Angst und Panik: Völlig falsche und irreführende Theorien zum Saharastaub.