Die venezolanische Hauptstadt ist in Aufruhr, nachdem sowohl Präsident Nicolás Maduro als auch die Opposition den Sieg bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag für sich beansprucht haben. Tausende Menschen gingen am Montag auf die Straßen von Caracas, um gegen das offizielle Wahlergebnis zu protestieren, das Maduro zum Sieger erklärt.
Die Nationale Wahlbehörde Venezuelas gab kurz nach Mitternacht bekannt, dass der amtierende Präsident Maduro mit 51 Prozent der Stimmen eine dritte Amtszeit gewonnen habe. Der Oppositionskandidat Edmundo González erhielt demnach 44 Prozent der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 59 Prozent.
Die Opposition unter Führung von González weist das Ergebnis jedoch vehement zurück und spricht von massivem Wahlbetrug. Mehrere Meinungsumfragen und Prognosen hatten zuvor einen deutlichen Sieg des Oppositionskandidaten vorhergesagt. González erklärte vor Anhängern: „Wir haben diese Wahl gewonnen. Das venezolanische Volk hat für einen Wandel gestimmt, und wir werden diesen Sieg verteidigen.“
Internationale Beobachter äußerten ebenfalls ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Integrität des Wahlprozesses. Die US-Regierung bezeichnete die Wahl als „weder frei noch fair“ und kündigte an, das Ergebnis nicht anzuerkennen. Auch die Europäische Union und mehrere lateinamerikanische Staaten forderten eine vollständige Überprüfung der Stimmauszählung.
Die Proteste in Caracas eskalierten am Montagabend, als Sicherheitskräfte Tränengas und Gummigeschosse einsetzten, um Demonstranten auseinanderzutreiben. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurde mindestens ein Demonstrant getötet und Dutzende weitere verletzt. Die Opposition rief zu landesweiten Streiks und weiteren Protesten auf.
Präsident Maduro wies alle Vorwürfe des Wahlbetrugs zurück und beschuldigte die Opposition und ausländische Mächte, einen Staatsstreich zu planen. In einer Fernsehansprache erklärte er: „Der Bolivarische Sozialismus hat erneut triumphiert. Das venezolanische Volk hat gesprochen, und wir werden seinen Willen respektieren.“
Die politische Krise droht die ohnehin prekäre wirtschaftliche Lage Venezuelas weiter zu verschärfen. Das ölreiche Land leidet seit Jahren unter Hyperinflation, Mangelversorgung und Massenauswanderung. Experten warnen, dass die umstrittene Wahl die internationale Isolation Venezuelas verstärken und dringend benötigte ausländische Investitionen verhindern könnte.
Die kommenden Tage werden entscheidend sein für die Zukunft Venezuelas. Während die Opposition zu friedlichem Widerstand aufruft, hat Maduro die Armee hinter sich und kontrolliert wichtige Staatsorgane. Die Gefahr eines offenen Bürgerkriegs wächst. Stürzt die südamerikanische Nation nun vollends ins Chaos?