Wenn es nach Bill Gates geht, essen wir in Zukunft nur noch künstliches Fleisch. In einem Interview mit dem Microsoft-Mitbegründer, in dem Gates seine Meinung zu technischen Entwicklungen, Energiepolitik und „Klimawandel“ äußerte, erwähnte er, dass er sich vorstellen kann, dass reiche Länder in der Zukunft synthetisches Fleisch essen werden, ärmere vermutlich nicht.
In seinem Buch „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“ beschreibt Bill Gates, was seiner Ansicht nach nötig sei, um Treibhausgasemissionen zu beseitigen, die angeblich den Klimawandel antreiben.
Der Microsoft-Mitbegründer, der Vorsitzender der Bill and Melinda Gates Foundation und Vorsitzender des Investmentfonds Breakthrough Energy Ventures ist, hält an seinem früheren Argument fest, dass wir zahlreiche Energiewenden brauchen werden, um alle Teile der Wirtschaft und die ärmsten Teile der Welt klimagerecht aufräumen zu können. Der Großteil des Buches befasst sich mit den Technologien, die erforderlich sind, um die Emissionen in „schwer lösbaren“ Branchen wie Stahl, Zement und Landwirtschaft drastisch zu reduzieren.
Viele Forderungen
In den Kapiteln des Buches werden Vorschläge gelistet, wie Nationen den Technologiewandel beschleunigen können, dazu zählen extrem hohe CO2-Preise, Standards für sauberen Strom, Standards für sauberen Kraftstoff und weitaus mehr Mittel für Forschung und Entwicklung. Gates fordert die Regierungen der Welt auf, ihre jährlichen Investitionen in saubere Technologien zu verfünffachen, was sich allein in den USA auf 35 Milliarden US-Dollar summieren würde.
Gates sieht sich selbst dabei als Optimist und Zukunftsplaner. Ein ganzes Kapitel widmet er der Beschreibung, wie schwer es ist, ein Problem wie den „Klimawandel“ anzugehen. Gleichzeitig ist er konsequent davon überzeugt, dass wir die notwendige Technologie entwickeln können, um eine „Katastrophe“ zu vermeiden.
Gates ist Investor und steckt Geld in Firmen wie Breakthrough Energy Ventures, Beyond Meats, Carbon Engineering, Impossible Foods, Memphis Meats und Pivot Bio, die teilweise daran forschen, synthetisches Fleisch herzustellen.
Er sieht sich dazu berufen, sich Gedanken über die „globale Gesundheit“ zu machen und drängt Regierungen, seine Gesundheitsvisionen tatsächlich zu schaffen und in der Realität umzusetzen.
Das Geld im Zentrum des Interesses
Bill Gates erklärte in dem Interview, wie er lernte, dass mit Medikamenten viel Geld verdient werden kann. Er sprach davon, dass er zunächst einen Malaria-Impfstoff herstellen wollte und dann erkannte, dass er ja auch etwas gegen Durchfall und Lungenentzündung anbieten könnte. Schnell stieg sein Interesse an Impfstoffen, von denen er sich vorstellt, sie flächendeckend global verabreichen zu können. In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass sich wünscht, dass viele Länder seine Impfpläne mitmachen werden, ein Milliardengeschäft.
Gates ging weiterhin auf die Frage ein, ob es Sinn macht, eine Gesellschaft mit brachialer Gewalt wie Lockdowns dazu zu zwingen, auf „saubere“ Technologien umzusteigen. Gates meinte, dass es dann geht, wenn man denen Prämien zahlt, die auf neue Technologien umstellen. Jedoch fürchtet er auch gigantische Kosten und wirtschaftliche Verschiebungen. Er meinte, dass ein reiches Land auch trotz brutalen Änderungen, nicht vollständig auf neue Technologien umsteigen wird, es sei denn man bietet möglicherweise mehrere zehn Milliarden Dollar für die Innovationsagenda an, dann mag jeder Innovation.
„Innovation ist der einzige Weg“: Interview mit Bill Gates
Frage: Sie haben ein paar Mal gesagt, dass Sie optimistisch sind, und das ist bekanntermaßen Ihre Position zu diesen Dingen. Aber Optimismus ist natürlich ein relativer Begriff. Glauben Sie, dass wir die Erwärmung zu diesem Zeitpunkt realistisch auf oder unter einen Anstieg von 2° C halten können?
Antwort: Das würde erfordern, dass wir die Politik richtig machen, viele, viele Länder einbeziehen und Glück bei einigen technologischen Fortschritten haben. Das wäre die beste Lösung. Wir brauchen sehr gute technische Fortschritte. Das könnte zum Beispiel ein Energiespeicherwunder sein. Wir sind von Energie momentan zu sehr abhängig. Batterien können heutzutage nicht die saisonalen Schwankungen speichern, die Sie aus intermittierenden Quellen wie Wind und Sonne erhalten. Wir stellen aktuell einfach nicht genug Batterien her und Batterien sind teuer. Wir müssen daher andere Lösungen finden, die uns zuverlässige Stromquellen geben können.
Frage: In dem Buch behandeln Sie eine breite Palette schwer zu lösender Sektoren, unter anderem die Nahrung betreffend. Sie sprechen davon, Emissionen in der Landwirtschaft vollständig zu eliminieren. Wie hoffnungsvoll sind Sie in Bezug auf die Landwirtschaft, dass das klappt?
Antwort: Es gibt Unternehmen, darunter eines im Portfolio von Breakthrough Energy Ventures mit dem Namen Pivot Bio, die die Menge an Dünger, die Sie benötigen, jetzt schon erheblich reduzieren. Es gibt Fortschritte bei Samen, einschließlich Samen, die das tun, was Hülsenfrüchte tun: Das heißt, sie können Stickstoff im Boden in Verbindungen umwandeln, die Pflanzen verwenden können. Die Fähigkeit, die Photosynthese und die Stickstofffixierung zu verbessern, ist jedoch eines der am wenigsten erforschten Dinge.
In Bezug auf Nutztiere ist es allerdings sehr schwierig. Es gibt jetzt bereits verschiedene Mittel, die zugefüttert werden könnten, wie zum Beispiel diese eine Verbindung, mit der Sie die Methanemissionen um 20% senken können. Leider sind diese Bakterien in Verdauungssystem von Kühen, die Methan produzieren, ein notwendiger Bestandteil beim Abbau des Grases. Daher weiß ich nicht, ob es umsetzbar sein wird, Metanemission bei Kühen zu reduzieren. Ich denke aber, dass die synthetischen Proteinalternativen wie Burger auf pflanzlicher Basis zumindest statt Rindfleisch in Zukunft genutzt werden.
Jetzt erfinden Leute Memphis Meats, Fleisch auf künstlicher Basis, aber ich weiß nicht, ob das jemals wirtschaftlich sein wird. Impossible and Beyond haben allerdings eine Zielgebung, die sie absolut wettbewerbsfähig machen könnte. Was den heutigen Maßstab betrifft, stellen sie nicht 1% des Fleisches der Welt her, aber sie sind auf dem besten Weg. Breakthrough Energy hat verschiedene Investitionen in diesen Bereichen getätigt, um Fleisch sehr effizient herzustellen.
Ich sehe einen Weg in der Innovation. Man kann schließlich nicht einfach zu den Bauern sagen, sie dürfen ab sofort keine Kühe mehr haben, das wäre eine politisch unpopuläre Herangehensweise an Dinge.
Frage: Glauben Sie, dass Fleisch auf pflanzlicher Basis aus dem Labor die vollständige Lösung für das Proteinproblem weltweit sein könnte, selbst in armen Ländern? Oder glauben Sie, dass es aufgrund der kulturellen Liebe zu Grillen und Barbeque und der Art und Weise, wie Vieh für Volkswirtschaften auf der ganzen Welt genutzt wird, nur ein Bruchteil sein wird?
Antwort: Für Afrika und andere arme Länder müssen wir die Tiergenetik einsetzen, um die Menge an Rindfleisch pro Emission für sie dramatisch zu erhöhen. Seltsamerweise sind die Emissionen pro Pfund Rindfleisch in den USA dramatisch geringer als die Emissionen pro Pfund in Afrika, weil sie produktiver sind. Afrikanisches Vieh kann besser in der Hitze überleben. US-Kühe sind größer und produktiver. Mit der Bill und Melinda Gates Foundation wollen wir diese Tiere und die ungeheure Produktivität an Fleisch und Milch bei US-Rindern kombinieren.
Nein, ich glaube nicht, dass die ärmsten 80 Länder synthetisches Fleisch essen werden. Ich denke aber, alle reichen Länder sollten zu 100 Prozent auf synthetisches Rindfleisch umsteigen.
Sie können sich an den Geschmacksunterschied gewöhnen und behaupten, dass er mit der Zeit noch besser schmecken wird. Letztendlich ist eine grüne Prämie wichtig, um das Verhalten von Menschen zu beeinflussen oder Vorschriften, Regeln und Gesetze müssen eingeführt werden, um die Nachfrage vollständig zu verändern. Für Fleisch in Ländern mit mittlerem Einkommen und darüber hinaus halte ich das für möglich. Die Politik ist hier gefragt. Es gibt Leute, die fordern, dass synthetische Nahrung im Grunde genommen Labormüll genannt werden sollte. Sie wollen nicht, dass wir das Rindfleischetikett verwenden.
(AA)