Die Knappheit an Babynahrung in den USA sorgt nach wie vor für Schlagzeilen. Die Biden-Administration ließ zuletzt einige Tonnen Säuglingsmilch aus Europa einfliegen; den Mangel nachhaltig beseitigen wird das jedoch nicht, denn er ist durch staatliche Eingriffe in den Markt hausgemacht. Kritiker sehen hier zudem ein Totalversagen der amerikanischen Food & Drug Administration und fordern umfassende Reformen. Derweil dürften sich die immer gleichen Krisenprofiteure die Hände reiben: Bill Gates hat bereits in synthetische „Muttermilch“ aus dem Labor investiert…
Als Auslöser des Mangels an Babynahrung wird vielfach nur der Produktionsstopp einer Fabrik in Sturgis, Michigan, genannt. Diese Fabrik des Unternehmens Abott Industries ist tatsächlich für rund 20 Prozent des gesamten inländischen Angebots an Babynahrung verantwortlich; Abott Industries kontrolliert in den USA insgesamt 48 Prozent des Marktes. Die Schließung der Fabrik erfolgte im Februar, nachdem die Food & Drug Administration (FDA) Verbindungen zwischen der Anlage und mehreren Krankenhauseinweisungen von Säuglingen, darunter zwei Todesfälle, aufgrund einer seltenen bakteriellen Infektion herstellte.
Die Krise ist hausgemacht
Tatsächlich greift diese Erklärung aber zu kurz. Die Krise ist schlichtweg hausgemacht: Durch staatliche Eingriffe und strenge, teilweise absurd anmutende Regulierungen durch die FDA herrscht in der Branche kein nennenswerter Wettbewerb, die freie Marktwirtschaft ist weitestgehend ausgeschaltet. Sage und schreibe drei Firmen – Abott, Mead Johnsohn und Nestlé – kontrollieren seit Jahrzehnten knapp 90 Prozent des gesamten US-Marktes der Babynahrungs-Industrie.
Das staatliche Women, Infants and Children (WIC)-Programm für einkommensschwache Mütter und deren Kinder trägt einen bedeutenden Teil zu dieser Krise bei. Dieses Programm finanziert mehr als die Hälfte der landesweit gekauften Babynahrung, erlaubt den Familien, die durch das Programm unterstützt werden, aber nur den Kauf einer bestimmten Marke – nämlich vom jeweils „zugelassenen“ Anbieter ihres Staates. Diese Verträge führen dazu, dass die „zugelassenen“ Anbieter in ihren Staaten quasi eine Monopolstellung für Babynahrung erhalten. Denn es sind nicht nur die Empfänger der WIC-Unterstützung, die diese Marke kaufen: Auch die Einzelhändler setzen bevorzugt auf diesen Anbieter, wodurch auch die meisten Nicht-WIC-Familien nur diese Produkte kaufen.
Hinzu kommen die hohen Hürden, die die FDA für die Produzenten von Babynahrung errichtet hat. Die Behörde stellt sehr spezifische Anforderungen an Babynahrung – was auf den ersten Blick positiv wirken mag, immerhin geht es dabei auch um die Sicherheit der Babys. Allerdings scheinen die Richtlinien teilweise doch fragwürdig: So werden etwa 30 bestimmte Zutaten vorgeschrieben, die in ganz bestimmter Dosierung im Produkt enthalten sein müssen. Diese Angaben dürfen nicht nur nicht unterschritten werden, sondern offenbar auch nicht übertroffen werden. Das verbaut den USA schlussendlich fast jede Möglichkeit des Imports von Babynahrung aus anderen Ländern, in denen diese speziellen Dosierungen nicht vorgeschrieben sind – was aber keinesfalls bedeuten muss, dass diese Produkte schlechter sind.
Aber warum ist die europäische Babynahrung überhaupt in diesem Land verboten? Die EU-Aufsichtsbehörden sind sehr wählerisch; das Zeug ist eindeutig sicher; Die FDA mag die Kennzeichnung einfach nicht. Was laut dem ehemaligen FDA-Big Peter Pitts der Hauptunterschied zwischen der US- und der EU-Babynahrung ist.
New York Post
Während die FDA so die Stellung der drei großen Unternehmen am Markt quasi einzementiert, scheitert sie gleichzeitig an der Kontrolle dieser „Big Player“. Berichte über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und katastrophale Hygienezustände bei Abott wurden bereits im Oktober 2021 an die FDA gemeldet. Aktiv wurde die Behörde erst im Februar – nach zwei Todesfällen. Die Fabrik wurde geschlossen, doch Gedanken über den daraus resultierenden Mangel machte man sich scheinbar nicht, kritisiert die New York Post.
Man sollte meinen, dass die Krise durch diverse Reformen durchaus nachhaltig in den Griff zu bekommen wäre. Jedoch: Die Biden-Regierung will davon offenbar nichts wissen. Stattdessen sinniert man über die Möglichkeit, einen staatlichen Vorrat an Babynahrung für die nächste Krise anzulegen – obwohl diese Vorräte mit der Zeit natürlich verderben würden. Das steigert die Sorge vieler amerikanischer Familien, dass die aktuelle Knappheit sich nicht nur in die Länge ziehen, sondern sich selbst nach vorübergehender Entspannung bald schon wiederholen könnte.
Auftrieb für umstrittene Babynahrung aus dem Labor
Das wiederum gibt jenen Unternehmern Auftrieb, die hoffen, mit neuartigen Produkten gut Kasse machen zu können. Ursprünglich hatte das Start-up „Biomilq“ aus North Carolina sich die Klimapropaganda auf die Fahne geschrieben, um Werbung für sein umstrittenes Produkt zu machen: In Anbetracht der jetzigen Krise hat sich die Argumentation des Unternehmens allerdings zügig gewandelt.
„Biomilq“ stellt Muttermilch im Labor her. Diese Milch soll jener einer Frau angeblich sehr ähneln und demnach „gesünder und bekömmlicher“ sein als Kuhmilch, die die Basis für herkömmliche Babynahrung ist. Das behauptete man jedenfalls 2021, als man sich freute, erstmals kultivierte Milch aus Brustzellen außerhalb der weiblichen Brust erzeugt zu haben. „Biomilq“ kann sich über namhafte Investoren freuen, die das Projekt unterstützen und ganz offensichtlich auf satte Gewinne hoffen: Investiert haben nicht nur Jeff Bezos und Mark Zuckerberg – sondern allen voran natürlich auch Bill Gates.
Forbes hat am 22. Mai über Biomilq und ein anderes Unternehmen mit gleichem Ziel („Helaina“) berichtet. Beide Start-ups hoffen demnach, dass sie die Babynahrungskrise mit ihrer synthetischen Milch lösen können werden. Die Krise dürfte immerhin die Bereitschaft verzweifelter Eltern erhöhen, derartige umstrittene Produkte auszuprobieren.
„Der Mangel zeigt uns, wie wichtig es ist, Innovationen in diesem Bereich voranzutreiben, um Eltern, die ihre Kinder mit etwas anderem als Muttermilch ernähren müssen, mehr und besseren Zugang zu ermöglichen“, erörterte Helaina-Gründerin Laura Katz. Der Kopf hinter „Biomilq“, Michelle Egger, sieht das ähnlich. Sie hat durch Gates und Konsorten mittlerweile 25 Millionen US-Dollar zusammenbekommen und hält ihre Labormilch für „bereit für Verbraucher“. Allerdings geht sie davon aus, dass ihr Produkt erst 2025 auf den Markt kommen wird, da es noch erprobt werden muss. Wie sicher die künstliche Milch für Babys ist, steht in den Sternen.
Am Ende wird die Labormilch durch die FDA zugelassen werden müssen. Die zeigt sich zwar interessiert daran, den Markt für herkömmliche Babynahrung in den Vereinigten Staaten möglichst einzugrenzen – ist aber andererseits stets gern bereit, experimentelle Präparate auf die Bevölkerung loszulassen, wie die Covid-Vakzine zeigen. Der Schutz von Kindern spielte hier bekanntlich immer nur eine sehr untergeordnete Rolle.
„Biomilq“-Gründerin Michelle Egger will aber keine falschen Hoffnungen bei weniger gut betuchten Familien aufkommen lassen, dass ihr Produkt günstig zu haben (und somit eine echte Notfall-Lösung für fehlende Babynahrung) wäre: Um die hohen Produktionskosten zu kompensieren, werde die synthetische Milch natürlich nur zum „Premiumpreis“ angeboten werden. Immerhin werden Gates, Bezos und Co. auch etwas mit ihren Investments verdienen wollen.