Der Trend zur Ausgrenzung Ungeimpfter verstetigt sich in Deutschland immer mehr. Pünktlich zur Rückkehr der kostenlosen Bürgertests entschied nun die erste Universität, getestete Ungeimpfte von der Präsenz im Hörsaal auszuschließen. Für Ungeimpfte gilt wieder: Studieren nur vor dem Bildschirm. Erinnerungen an die Ausgangssperren und Lockdowns werden wach.
Von Max Bergmann
Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg führt, wie die BILD vorab erfahren konnte, ab Montag die 2G-Regel ein. Demnach ist es nur noch geimpften oder genesenen Studenten mit Covid-Impfzertifikat gestattet, die Räumlichkeiten der fränkischen Universität zu nutzen und somit an Vorlesungen in den Hörsälen teilzunehmen. „Studierende mit einem Non-2G-Status können nicht an Präsenzveranstaltungen teilnehmen, den Inhalten allerdings online folgen“, teilte die FAU auf ihrer Homepage mit. Auf Twitter sprach man nur von „Neuigkeiten zum Hygienekonzept“, bezog sich auf eine vermeintlich „verschärfende epidemische Lage“. Ohne ins Detail zu gehen verwies man auf eine E-Mail an die Studenten der Hochschule. Die Einführung von 2G wollte man in dem sozialen Netzwerk offenbar nicht thematisieren, das Direktorium fürchtete offenbar Gegenwehr und Shitstorms.
Unterschiedliche Reaktionen belegen tief gespaltene Gesellschaft
„Was sind das denn für Zustände nun? Sie diskriminieren ungeimpfte Studenten und verweigern ihnen das Präsenzstudium?“, kommentierte eine ehemalige FAU-Studentin auf Twitter. „Sie haben einen gewaltigen Shitstorm verdient.“ Andere freuten sich regelrecht über den Ausschluss zahlreicher Kommilitonen: „konsequent und vernünftig: 2G ist ein deutliches Zeichen – Glückwunsch zu dieser Entscheidung!“ Bislang war der Zugang zu Lehrveranstaltungen durch die 3G-Regel für alle Studenten gleichermaßen möglich, ob geimpft oder ungeimpft. Tests wurden teils an den Universitäten angeboten, in anderen Fällen waren sie selbst zu organisieren und bezahlen, doch es war eine Alternative. Diese Fällt nun an der ersten deutschen Uni vollständig weg.
Kein Zwang durch Landesregierung – Uni führt 2G auf eigenen Wunsch ein
Zu betonen ist, das Bekenntnis zu 2G ist nicht auf Grund von Vorgaben oder Verordnungen der Bayerischen Staatsregierung gefallen, sondern einzig und allein auf Basis von Entscheidungen von Verantwortlichen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Das Rektorat der Universität beteiligt sich mit diesem Entschluss direkt am Fortschreiten der Spaltung der Gesellschaft und nimmt billigend in Kauf, die Zwei-Klassen-Gesellschaft auch im Bildungssektor einzuführen – oder die ohnehin bereits vorhandene Spaltung zu verstetigen.
Kostenlose Bürgertests wieder da – doch das hilft Studenten an der FAU nichts
Besonders brisant ist die Entscheidung der Uni mit Hinblick auf die nun wieder eingeführten kostenlosen Bürgertests in Deutschland. Seit dem Wochenende hat wieder jeder Bürger in Deutschland die Möglichkeit, mindestens einen kostenlosen Schnelltest pro Woche in Anspruch zu nehmen. Im Rahmen der bisherigen 3G-Regel an der FAU hätten Hochschüler, die sich nicht für die Impfung mit einem der umstrittenen Vakzine entscheiden konnten oder wollten, ohne finanzielle Nachteile weiter am Präsenzveranstaltungen teilnehmen können.
FAU teilt Ausnahmen der 2G-Regel mit
Die fränkische Uni teilte außerdem mit, 2G sei nicht flächendeckend auf dem ganzen Campus implementiert. So dürften Studenten die Räume der Bibliothek auch weiterhin nutzen, wenn sie nicht geimpft oder genesen sind. Hier gilt dann aber ein strenger Maskenzwang. Auch Lernräume stünden Ungeimpften bis auf weiteres zur Verfügung. Die Teilnahme an Prüfungen und Klausuren soll im Rahmen der 3G-Regel möglich sein, wie man betonte. Doch das echte „Uni-Leben“ mit dem Kommilitonen werden Ungeimpfte in Erlangen und Nürnberg wohl weiterhin nicht kennenlernen. Die Teilnahme an Lehrveranstaltungen und Vorlesungen ist Ungeimpften ab Montag dann nur noch online gestattet.