Wie unabhängig waren Österreichs sogenannte Experten in den verschiedenen Corona- und Impf-Kommissionen, Gremien und Taskforces wirklich? Die GGI-Initiative zeigt in einer aktuellen Aussendung auf, dass Personen, die die experimentellen Covid-Gentherapeutika empfahlen und oftmals auf aggressivste Weise bewarben, von Big Pharma finanziert wurden – natürlich ohne dass der Bürger darüber informiert worden wäre.
Experten der Corona-Krise – Unabhängigkeit sieht anders aus
Presseaussendung der GGI-Initiative am 03.08.2023
Nationales Impfgremium (NIG), Corona Taskforce, Covid 19-Beraterstab, Prognosekonsortium, Corona-Ampel-Kommission, Gecko oder Impfpflicht-Kommission – in der Corona-Krise spielten unzählige Expertenkommissionen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Strategien und Empfehlungen. Doch ihre Unabhängigkeit war nicht gewährleistet, die Auswahl erfolgte willkürlich und Ressourcen zur seriösen wissenschaftlichen Arbeit wurden ihnen nicht zur Verfügung gestellt. Wohl einer der Hauptgründe, weshalb Österreich derart schlecht durch die Krise kam.
Wahllose Experten?
Während der Corona-Krise wurden Expertenkommissionen zusammengesetzt, deren Auswahlkriterien von den politischen Entscheidungsträgern nicht transparent und nachvollziehbar gemacht wurden. Eine externe Qualitätskontrolle fand nicht statt, zahlreiche Expertenmeinungen und Prognosen wurden im Laufe der Zeit widerlegt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Situation dynamisch entwickelte und das Expertenwissen ebenso entsprechend zunehmen hätte müssen. Da aber die Expertenmeinungen oft nicht den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin bzw. Wissenschaft entsprachen und Grundlagenwissen sowie herrschende Lehre häufig ignoriert wurden, war in vielen Fällen die Widerlegung der Expertenempfehlungen absehbar.
Unbezahlte Experten?
Die externen Experten üben ihre Tätigkeit in der Regel ehrenamtlich aus. (1) Mag dies im ersten Moment altruistisch klingen, ist doch zu bedenken, dass – gemäß den zivilrechtlichen Normen – bei einem unentgeltlichen Auftrag den Auftragnehmer keine Sachverständigenhaftung trifft. Da die Expertenhaftung hier nicht greift, wie es beispielsweise bei einem bestellten, bezahlten Gutachter oder Sachverständigen der Fall wäre, ist de facto der Empfehlungsgeber für den Inhalt der Empfehlungen nur sehr eingeschränkt verantwortlich.
Die ehrenamtliche Arbeit bringt auch mit sich, dass die Experten diese Aufgabe neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit, also in ihrer Freizeit ausüben. Ihre Ressourcen sind daher naturgemäß begrenzt. Herwig Kollaritsch führte in einem Interview gegenüber dem Standard aus, dass dem Expertengremium des NIG nicht einmal wissenschaftliche Assistenten zur Verfügung gestellt würden. Das Erstellen von wissenschaftlichen Papieren, wie es beispielsweise in Deutschland der Fall ist, wäre aufgrund der mangelnden Ressourcen in Österreich gar nicht möglich.
Es ist jedenfalls in keinster Weise nachvollziehbar, dass für das Pandemiemanagement praktisch kein Budget zur Verfügung gestellt wurde, während man rund 70 Milliarden Euro für Krisenkosten ausgab.
Befangene Experten?
Mittlerweile ist unter anderem durch die Recherchen von News bekannt, dass zahlreiche der Regierungsexperten auch von Pharmafirmen finanziert werden bzw. engere berufliche Verbindungen mit den Impfstoffherstellern haben. Das Sozialministerium gibt jedoch an, dass die Expertinnen und Experten keine relevanten Interessenskonflikte aufweisen. Aber selbst Universitätsprofessor Herwig Kollaritsch führt in einem seiner Vorträge Folgendes aus:
Ich bin seit Pandemiebeginn als Mitglied des Beraterstabes des BM f. Gesundheit, für die Initiative „Österreich impft“ und sporadisch für das Bundeskanzleramt mit einem Gesamtaufwand bis dato von etwa 900 Arbeitsstunden unentgeltlich und ehrenamtlich tätig
Damit ich mir das leisten kann habe ich
• Vortragshonorare von Valneva, Ärztekammer, Apothekerkammer, Medicaldialogue, Teamworx, Grünes Kreuz, Novartis und Roche erhalten
• Aufwandsabgeltungen für die Tätigkeit als „data safety monitoring board“ Vorsitzender/Mitglied in 3 Impfstudien bekommen
Es leiten sich daraus keine Interessenskonflikte ab
Man beachte die Formulierung: „Damit ich mir das leisten kann…“. Kollaritsch stellt damit einen direkten, kausalen Zusammenhang zwischen seinen Auftragshonoraren und der Arbeit für die Bundesregierung im Rahmen der Corona-Pandemie her.
In seiner Offenlegung hat er jedoch vergessen anzuführen, dass beispielsweise die Österreichische Gesellschaft für Tropenmedizin, Parasitologie und Migrationsmedizin, deren Vizepräsident er ist, zu einem großen Teil von Impfstoffherstellern finanziert wird, wie etwa Pfizer, AstraZeneca, Novartis,… . Die finanziellen Verstrickungen sind daher weitreichender als angegeben. Kollaritsch entscheidet im Nationalen Impfgremium über die Zulassung und Empfehlung von Impfungen, wird dabei aber gleichzeitig von den Impfstoffherstellern finanziell unterstützt. Ein klassischer Interessenkonflikt würde man meinen.
Ein weiteres Beispiel ist Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt: Seit 2005 sitzt sie als Expertin im Nationalen Impfgremium in Wien, seit Frühling 2020 zusätzlich in der STIKO (Ständige Impfkommission) in Berlin. Und während das Sozialministerium bei all seinen Mitgliedern eine Befangenheit nicht einmal vermutet, listet die STIKO bei Wiedermann-Schmidt sieben Interessenkonflikte auf, “die den Anschein einer Befangenheit begründen” und laut Geschäftsordnung zum Ausschluss von Beratungspunkten führen, die eben diese Verbindungen berühren, wie News berichtete. Zwei der genannten betreffen Studien, die von Pfizer bezahlt wurden.
Weitere finanzielle Verstrickungen sind beispielsweise die engen Verbindungen der öffentlich auftretenden Expertinnen und Experten zur ÖGIT – Österreichische Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, die lt. Pfizer-Transparenzbericht im Jahr 2021 immerhin 123.100 Euro an Zuwendungen erhielt. Zum Vorstand zählen unter anderem die Infektiologen Christoph Wenisch, der stets aggressiv für die Impfung warb und Angst schürte („Für alle, die es immer noch nicht kapiert haben: Das ist ein Überlebenskampf.”) und Florian Thalhammer, der mit unwissenschaftlichen Radikalaussagen auf sich aufmerksam machte, wie “Wer sich nicht impfen lässt, wird auf der Intensivstation enden und über die Pathologie nach Hause gehen. Das muss man, glaub’ ich, klar aussprechen”. Zahlreiche Regierungsexpert:innen hielten für https://infektiologie.co.at/, die Medical Dialogue Kommunikations- und PublikationsgmbH Fachvorträge. Diese Gesellschaft ist eng verzahnt mit der ÖGIT und teilt auch denselben Firmensitz.
Da dies alles nach Angaben des Sozialministeriums keine relevanten Interessenskonflikte begründet, stellt sich die Frage, was denn dann nach Meinung des Sozialministeriums relevante Interessenskonflikte wären.
Unabhängige, bezahlte Expert:innen für zukünftige Krisen
Ein kluges Krisenmanagement kann nur gelingen, wenn keine anderweitigen Interessen im Spiel sind. Daher fordern wir zukünftig
- nur unabhängige Expertinnen und Experten ins Krisenmanagement einzubinden,
- Interessenkonflikte offenzulegen und nicht zu verleugnen und
- ausreichende Mittel für das Krisenmanagement zur Verfügung zu stellen, um bezahlte Experten, welche die volle Haftung für ihre Expertise trifft, einzusetzen.
Darüber hinaus ist es nicht verständlich, dass das Gesundheitsministerium mit den zahlreichen Mitarbeiter:innen überhaupt auf externe Expertise in diesem Umfang zurückgreifen muss. Sollte die Expertise im Ministerium nicht vorhanden sein, besteht Handlungsbedarf.
Quellen
(1) https://www.dwh.at/projects/covid-19/
Parlamentarische Anfragebeantwortung zur Corona-Taskforce und den Entscheidungsfindungsprozessen, wie auch der Frage, nach der unentgeltlichen Mitwirkung: (Antwort 31) Kollaritsch s.u. https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/AB/1635/imfname_805283.pdf