Jetzt auch in Berlin: 110 Bewohner eines Pflegeheims müssen weichen, damit Flüchtlinge einziehen können. Besonders brisant ist, dass sowohl der Vermieter als auch der Betreiber als kirchliche Einrichtungen zur Berliner Diakonie gehören. Trotzdem geht auch hier Profitgier vor Nächstenliebe, denn die Unterbringung von Flüchtlingen ist schlichtweg lukrativer als Altenpflege.
Deutschland hat Platz, aber nicht für die, „die schon länger hier leben“. In der vergangenen Woche sorgte schon der Rauswurf von 40 Mietern aus städtischen Wohnungen im baden-württembergischen Lörrach für Schlagzeilen und einen Shitstorm. Nun gibt es einen derartigen Fall in Berlin und wieder sind die Schwächsten betroffen, dieses Mal 110 pflegebedürftige Senioren, die durch die Schließung des Altenpflegeheims „Wohnen & Pflege Schillerpark“ im Berliner Bezirk Wedding ihr Heim verlieren.
Eigentlich hatte die Berliner Johannesstift-Diakonie im Jahr 2006 das Gebäude in der Müllerstraße vom Paul Gerhard Stift für mindestens 25 Jahre angemietet, mit der Option zur Verlängerung. Doch 2021 meldete das Paul Gerhard Stift Eigenbedarf an, Mitte September wurde dann die Schließung bekannt gegeben. Von den 110 Bewohnern mussten knapp die Hälfte bereits zum Jahresende ihre Wohnungen räumen, die andere Hälfte muss bis Ende 2023 ausgezogen sein. Das Angebot, in andere Pflegeeinrichtungen der Johannesstift Diakonie umzuziehen, wurde wegen der dadurch entstehenden fehlenden räumlichen Nähe zu Angehörigen laut einer Sprecherin nur begrenzt angenommen.
Eine Stellungnahme, unterzeichnet von Pfarrer Martin von Essen, dem Vorsteher des Paul Gerhard Stifts, legt nahe, dass das Gebäude, in dem sich das Pflegeheim befindet, zukünftig als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden soll. Auf dem gleichen Gelände befindet sich seit Jahren eine Gemeinschaftsunterkunft für Einwanderer aus Somalia, Tschetschenien und Afghanistan namens Refugium, betrieben vom Paul-Gerhard-Stift. Ende 2022 hatte von Essen angekündigt, dass die Unterkunft die „Plätze für mehrfach traumatisierte Schutzbedürftige“ ab Ende 2022/2023 „erweitern“ werde, und zwar von 170 auf 300, was in etwa den gekündigten 110 Heimplätzen für Senioren entspricht. Bekanntermaßen ist der Betrieb einer Flüchtlingsunterkunft aufgrund der vielen Zuschüsse finanziell sehr viel lukrativer als der eines kostenintensiveren Altenpflegeheims.
Der Angehörige eines Pflegeheimbewohners hatte Focus online über den Fall unterrichtet und kritisiert, dass ausgerechnet religiöse Stifte der evangelischen Kirche keine gemeinsame Lösung gefunden hätten. „Pflegebedürftige Senioren vor die Tür setzen, die ihr ganzes Leben lang immer brav Kirchensteuer gezahlt und Kollekten gegeben haben, ist keine schöne Angelegenheit“, erklärte er.
Auch dieser Fall zeigt, wenn Profit winkt, kann die Nächstenliebe schon mal auf der Strecke bleiben. Des Weiteren wird immer deutlicher, dass Einheimische in diesem Land nichts mehr wert sind. Nach dem Motto: „Schaff und erwirb, zahl Steuern und stirb“ müssen hier Rentner für Zuwanderer weichen.