Tausende Armenier versuchen über den Luftweg die Enklave Bergkarabach zu verlassen, nachdem die Lage in den letzten Tagen erneut eskaliert war. Bei Gefechten mit aserbaidschanischen Truppen gab es Tote und Verletzte. Der Konflikt sorgt nun auch für massive innenpolitische Unruhen in Armenien. Es wächst die Furcht vor einem offenen Krieg zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken.
Nach intensiven Kämpfen zwischen aserbaidschanischen Streitkräften und ethnischen armenischen Milizen in der umstrittenen Enklave Bergkarabach wurde eine Einigung über einen vollständigen Waffenstillstand erzielt. Nach Angaben von Regierungsvertretern der Region kam es am Dienstag zu heftigen Schüssen, Artilleriefeuern und Angriffen auf Wohnviertel, insbesondere in der Hauptstadt der zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittenen Region, Stepanakert, die zum Verlust von mindestens 32 Zivilisten und Soldaten führten. Es gab mindestens 200 Verletzte. Das mehrheitlich von ethnischen Armeniern besiedelte Gebiet ist offiziell Teil des Territoriums von Aserbaidschan.
BREAKING — Complete capitulation of Armenian separatist forces in Nagorno-Karabakh, as they agreed to disband their forces, and remove heavy equipment from the region
— Ragıp Soylu (@ragipsoylu) September 20, 2023
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Berichten zufolge sollen die moslemischen Aserbaidschaner daran arbeiten, die Region faktisch ethnisch zu säubern und die christlichen Armenier zu vertreiben. Tausende Armenier haben sich bereits unter den Schutz der russischen Friedenstruppen gestellt und versuchen über den Luftweg die Hauptstadt zu verlassen.
New evidence of ethnic cleansing in Nagorno Karabakh, planned and organized by Azerbaijan. Tolerated by the entire international community. pic.twitter.com/9Mpg0s6UKT
— Edmon Marukyan (@edmarukyan) September 20, 2023
Trotz der Aufforderung der lokalen Behörden, sich nicht am Flughafen der Hauptstadt zu versammeln, strömten die Menschen zu Tausenden hin.
#Russian peacekeepers are evacuating residents of nearby #Askeran villages to the territory of #Stepanakert airport in Ivanyan settlement, where the headquarters of the Russian peacekeeping forces is located.#SaveArtsakh pic.twitter.com/unKFpI3G0m
— Alphanews Armenian Network (@AlphaNewsAM) September 20, 2023
In Armenien selbst sorgt der Konflikt mittlerweile für Unruhen. Demonstranten fordern den Rücktritt von Premierminister Paschinjan, der nicht in der Lage gewesen sei, die Armenier in Bergkarabach zu beschützen.
Protests in Yerevan, the capital of Armenia, have turned violent. Armenians are demanding the resignation of PM Pashinyan. They claim he has failed to protect Armenians in the disputed Nagorno-Karabakh region from Azerbaijan. pic.twitter.com/Pc3gh04QKm
— Steve Hanke (@steve_hanke) September 21, 2023
Indessen warnen armenische Vertreter davor, dass das von der Türkei unterstützte Aserbaidschan versuchen könnte, einen Korridor zu seiner Exklave Nachitschewan auf Kosten des armenischen Territoriums zu schlagen.
After Nagorno Karabakh's capitulation, we believe the Zangezur corridor project is next for Baku, difficult to predict when, but possibly before the Ukraine conflict ends. It could be carried out without major losses, as Armenia itself currently lacks deterrence capabilities. pic.twitter.com/b5OhL9YOhK
— Nagorno Karabakh Observer (@NKobserver) September 20, 2023
Offenbar ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein offener Krieg zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken ausbricht. Vor allem dann, wenn die armenische Regierung infolge des Bergkarabach-Konflikts stürzt und eine nationalistische Führung das Ruder übernimmt.