Tausende Armenier versuchen über den Luftweg die Enklave Bergkarabach zu verlassen, nachdem die Lage in den letzten Tagen erneut eskaliert war. Bei Gefechten mit aserbaidschanischen Truppen gab es Tote und Verletzte. Der Konflikt sorgt nun auch für massive innenpolitische Unruhen in Armenien. Es wächst die Furcht vor einem offenen Krieg zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken.
Nach intensiven Kämpfen zwischen aserbaidschanischen Streitkräften und ethnischen armenischen Milizen in der umstrittenen Enklave Bergkarabach wurde eine Einigung über einen vollständigen Waffenstillstand erzielt. Nach Angaben von Regierungsvertretern der Region kam es am Dienstag zu heftigen Schüssen, Artilleriefeuern und Angriffen auf Wohnviertel, insbesondere in der Hauptstadt der zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittenen Region, Stepanakert, die zum Verlust von mindestens 32 Zivilisten und Soldaten führten. Es gab mindestens 200 Verletzte. Das mehrheitlich von ethnischen Armeniern besiedelte Gebiet ist offiziell Teil des Territoriums von Aserbaidschan.
Berichten zufolge sollen die moslemischen Aserbaidschaner daran arbeiten, die Region faktisch ethnisch zu säubern und die christlichen Armenier zu vertreiben. Tausende Armenier haben sich bereits unter den Schutz der russischen Friedenstruppen gestellt und versuchen über den Luftweg die Hauptstadt zu verlassen.
Trotz der Aufforderung der lokalen Behörden, sich nicht am Flughafen der Hauptstadt zu versammeln, strömten die Menschen zu Tausenden hin.
In Armenien selbst sorgt der Konflikt mittlerweile für Unruhen. Demonstranten fordern den Rücktritt von Premierminister Paschinjan, der nicht in der Lage gewesen sei, die Armenier in Bergkarabach zu beschützen.
Indessen warnen armenische Vertreter davor, dass das von der Türkei unterstützte Aserbaidschan versuchen könnte, einen Korridor zu seiner Exklave Nachitschewan auf Kosten des armenischen Territoriums zu schlagen.
Offenbar ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein offener Krieg zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken ausbricht. Vor allem dann, wenn die armenische Regierung infolge des Bergkarabach-Konflikts stürzt und eine nationalistische Führung das Ruder übernimmt.