Israel macht in Washington Druck, eine Militäroperation gegen den Iran durchzuführen. Dort scheint man diese Option mittlerweile tatsächlich in Betracht zu ziehen: insbesondere für den Fall, dass das Atomabkommen endgültig platzt.
Am Freitag trafen sich Israels Verteidigungsminister Benny Gantz und der Nationale Sicherheitsberater der Vereinigten Staaten, Jake Sullivan in Washington. Das Hauptthema der Gespräche war offensichtlich der Iran und dessen Atomprogramm, welches insbesondere Jerusalem als nationale Sicherheitsbedrohung betrachtet, weil Teheran damit in der Lage wäre, Atomwaffen zu bauen. Und das, obwohl Israel selbst entgegen dem Atomwaffensperrvertrag solche Massenvernichtungswaffen besitzt.
Israel drängt die Vereinigten Staaten schon lange dazu, eine militärische Operation gegen den Iran zu unterstützen. Bislang jedoch hielt man sich in Washington diesbezüglich eher zurück. Doch wie die „Times of Israel“ berichtet, scheinen die Amerikaner mittlerweile jedoch durchaus diese Option in Betracht zu ziehen. Wie die Zeitung unter Berufung auf einen hochrangigen Vertreter der israelischen Regierung erklärt, habe man seitens der US-Führung bei dem Treffen angedeutet, dass eine militärische Option vorbereitet werde. Der israelische Vertreter sagte der Zeitung, Gantz habe Sullivan gesagt, dass Israel die USA „braucht“, um eine glaubwürdige militärische Option gegen den Iran zu haben.
Demnach sagte der Regierungsvertreter der „Times of Israel“, die Idee der militärischen Option, die Israel anstrebe, bestehe darin, den Iran zu weiteren Zugeständnissen bei den Verhandlungen zu bewegen. Sollte dies nicht der Fall sein, könnten die USA an der Seite Israels militärische Maßnahmen gegen die Islamische Republik ergreifen.
Atomabkommen auf Messers Schneide
Der Iran hat indessen dem Westen ein Ultimatum gestellt, das darauf hindeutet, dass ein wiederhergestelltes Atomabkommen auf der „Ziellinie“ steht – was nicht bedeutet, dass das Vorhaben nicht noch scheitern kann. „Der iranische Präsident warnte am Montag, dass jeder Fahrplan zur Wiederherstellung des ramponierten Atomabkommens zwischen Teheran und den Weltmächten voraussetzt, dass die internationalen Inspektoren ihre Untersuchung der künstlichen Uranpartikel beenden, die an nicht deklarierten Standorten im Land gefunden wurden“, berichtet die AP.
Als besonders kritisch wird der Umstand betrachtet, dass die Anreicherung von Uran auf bis zu 5 Prozent Reinheit weitergeht. So berichtet Reuters: „Der Iran hat mit der Anreicherung von Uran mit einer von drei Kaskaden oder Clustern fortschrittlicher IR-6-Zentrifugen begonnen, die kürzlich in seiner unterirdischen Anreicherungsanlage in Natanz installiert wurden. Dies geht aus einem Bericht der UN-Atomaufsichtsbehörde an die Mitgliedstaaten hervor, den Reuters am Montag einsehen konnte.“
Dieser Umstand macht eine Einigung der Parteien deutlich schwieriger und erhöht das Potential eines Scheiterns der Verhandlungen. Dies wiederum wäre ein weiterer Grund dafür, dass es tatsächlich zu einem militärischen Angriff der Vereinigten Staaten und Israels auf den Iran kommt. Dies würde die globale Energiekrise deutlich verschärfen. Kann sich das Washington überhaupt leisten?