Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu wies darauf hin, dass die jüngsten Atomwaffenübungen der Streitkräfte ein Training für einen massiven Vergeltungsschlag sind. Moskau verdeutlicht damit, dass ein Erstschlag für Russland offensichtlich nicht infrage kommt.
In Zeiten wie diesen, wo im Zuge des Ukraine-Krieges die Warnungen vor einer möglichen nuklearen Eskalation stetig lauter werden, werden die Aussagen von Spitzenpolitikern besonders kritisch betrachtet. Die jüngsten Übungen der strategischen Atomstreitkräfte Russlands, die auf ähnliche Übungen der NATO folgten, spielen hierbei durchaus eine gewichtige Rolle. In diesem Zusammenhang sind die Aussagen von Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu wichtig, da sie eine bestimmte Richtung vorgeben.
„Gemäß dem Ausbildungsplan der russischen Streitkräfte wird eine Übung abgehalten, um die Führung und Kontrolle der Streitkräfte zu üben, einschließlich der Aufgaben zur Durchführung eines massiven nuklearen Schlags durch die strategischen Nuklearstreitkräfte als Vergeltung für einen nuklearen Schlag des Gegners“, sagte Schoigu in einem Bericht an Präsident Wladimir Putin, wie die russische Nachrichtenagentur TASS berichtet.
Damit wird deutlich, dass Russland (entsprechend der geltenden Nukleardoktrin) keinen Erstschlag gegen die NATO plant. Vielmehr, so scheint es, will die russische Führung insbesondere Washington und Brüssel klar machen, dass ein Atomkrieg das Letzte ist, was Moskau möchte. Deshalb wurde auch ausdrücklich nur ein massiver Vergeltungsschlag geübt.
Im Rahmen des umfangreichen Trainings wurden laut TASS eine ballistische Interkontinentalrakete des Typs Yars vom Kosmodrom Plesetsk und eine ballistische Rakete des Typs Sineva vom Testgelände Kura in Kamtschatka an der Barentssee gestartet. Diese wurde vom Atom-U-Boot Tula abgefeuert. An der Übung waren zwei Langstreckenflugzeuge vom Typ Tu-95MS beteiligt. Beide feuerten Marschflugkörper ab. Alle Ziele seien dabei von den nicht nuklear bestückten Raketen getroffen worden, hieß es.
Dies war damit bereits der zweite Übungsdurchgang der russischen Nuklearstreitkräfte in diesem Jahr. Der erste fand im Februar, kurz vor dem Einmarsch in die Ukraine statt. Das Hauptziel der Übung im vergangenen Februar war es, wie Generalstabschef Waleri Gerassimow damals sagte, die Fähigkeit der strategischen Offensivkräfte zu testen, „dem Feind eine garantierte Niederlage zuzufügen“. Die Übung wurde damals in zwei Phasen durchgeführt: Zuerst wurde der Einsatz von Waffen mit erhöhtem Kampfpotenzial geübt, danach der autorisierte und massive Einsatz von Atomwaffen „in einem Vergeltungsschlag“.