Am Ende der MFG-Oberösterreich Pressekonferenz vom 22. Dezember fragte die anwesende APA-Journalistin, wie der anwesende medizinische Experte, DDr. Christian Fiala, zur Grippeimpfung stehe. Dieser erklärte sehr prägnant, dass es sich bei den alljährlichen Grippeimpfungen quasi um den Versuch der Wahrsagerei handele. Ähnlich funktioniere das auch mit den aktuellen Covid-Impfungen, die gegen alte Erreger konzipiert wurden.
Sehen Sie die Ausführungen des Mediziners in diesem Video:
Frage: Halten Sie eine Grippeimpfung auch nicht für sinnvoll, weil da weiß man ja auch nicht, welche Virenstämme da im jeweiligen Jahr kommen?
DDr. Christian Fiala: Also es geht nicht darum, was ich für sinnvoll halte, sondern es geht darum, wie die Daten und Fakten sind. Ganz grundsätzlich ist das unverrückbar, dass man eben sich nur vor denjenigen Erregern schützen kann, die man kennt. Also in die Zukunft vorhersagen geht bei den Lottozahlen nicht, geht bei den Virusmutationen auch nicht.
Das heißt, wenn Sie sich impfen lassen möchten oder impfen lassen gegen eine Grippe im kommenden Winter, dann ist es in gewisser Weise ein Schmäh oder eine Täuschung, weil Sie nicht vor Viren geimpft werden, die erst kommen, sondern sie werden gegen Viren geimpft, die es in der Vergangenheit gegeben hat. Und gegen diese drei bis vier Viren sind Sie dann auch gut geschützt. Also so gesehen funktioniert die Grippeimpfung.
Allerdings funktioniert sie nicht in dem Sinne, was sich die meisten Menschen erwarten, weil sie eben definitionsgemäß nicht vor einem zukünftigen Virus sich impfen lassen können. Das heißt, es gibt große Studien, die auch durchgeführt wurden, die dann eben gezeigt haben: Wie oft erkranken Menschen an grippeähnlichen Symptomen. Der Fachbegriff ist ILI – Influenza Like Infection. Wie oft erkrankten Menschen an grippeähnlichen Symptomen, die geimpft sind, die eine Grippeimpfung bekommen und die, die keine Impfung bekommen? Und das erwartbare Ergebnis ist, dass die Häufigkeit ungefähr gleich groß ist.
Wenn man jetzt ins Detail geht und schaut, an welchen Erregern erkranken die zwei Gruppen, dann ist logisch, dass diejenigen, die geimpft sind, nicht an einem von den drei oder vier Erregern erkranken, sondern an einem von den tausenden Mutationen oder anderen Erregern, die es eben gibt. Und bei der Gruppe, die geimpft ist, gibt es einige, die an diesen drei, vier älteren Erregern erkranken. Das heißt, unterm Strich bringt eine Grippeimpfung keinen gesundheitlichen Vorteil – kann es nicht bringen, weil es eben unmöglich ist.
Und dieses grundsätzliche Problem haben wir natürlich auch mit SARS-CoV-2, weil wir eben nicht an dem Erreger oder an dieser Variante erkranken. Diese Alpha-Variante, die am Anfang war, die ist ja schon durch, an der erkrankt ja niemand mehr. Sondern wenn wir an einer erkranken, dann erkranken wir an Mutationen. Und deshalb ist es auch relativ absurd, dass jetzt in dem inzwischen dritten Winter mit dem gleichen Impfstoff gegen diese Alpha- Variante geimpft wird. Und man hofft, dass diese Impfung auch vor Mutationen schützt. Und gleichzeitig wissen wir aber, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es schützt, eben sehr gering ist.
Weil eine Impfung immer nur ein singuläres Antigen herausnimmt und vor diesem schützt. Die Viren verändern sich aber und eine natürliche Immunität schützt eben vor vielen anderen Erkennungsmerkmalen. Und das erklärt dann dieses Phänomen, das wir alle kennen, wo in einer Familie oder in einer Gruppe ein Teil erkrankt, oft einmal der Partner oder die Partnerin. Man teilt das gleiche Bett, der eine erkrankt, der andere nicht. Und man sagt, wie gibt es das? Die Erklärung dafür ist eben diese Kreuzimmunität. Der eine hatte eben einen ähnlichen Virus schon gehabt und ist über diese Kreuzimmunität vor einer Mutation geschützt. Der andere hatte diese Variante nicht und dann erkrankt er eben neu.
Frage: Okay. Und diese neuen Impfstoffe, die jetzt kommen von Novavax und Valneva, ändern die irgendwas dran oder sind sie der gleichen Meinung, dass die auch erst quasi für Alpha entwickelt wurden und jetzt nicht mehr sinnvoll sind, oder? Das ist ja eine andere Technologie. Sie haben ja vorhin auch diese mRNA kritisiert.
DDr. Christian Fiala: Also es ist so, wenn Sie das wirklich mit einem Lotto-Sechser vergleichen. Wenn Sie jetzt sagen, Sie tauschen jetzt die Würfel aus und sagen: Ja, aber mit den neuen Würfeln, können wir da jetzt die Lottozahlen zuverlässiger vorhersagen, wie mit den alten abgenutzten Würfeln. Das Prinzip bleibt das gleiche. Wir können eben nicht die Zukunft vorhersagen, aber wir brauchen das bei der Grippe oder bei den grippalen Infekten auch nicht, weil das Immunsystem in über 10.000 Jahren sehr gut gelernt hat uns zu schützen vor diesen Mutationen über die Kreuzimmunität. Die Kreuzimmunität ist an und für sich ein geniales Konzept der natürlichen Immunität, um uns auch vor den meisten Mutationen zu schützen. Und deshalb braucht es auch gar nicht diese Impfung.
Und diese neu produzierte Protein-Impfung, die muss man sich jetzt im Detail ansehen. Aber es ist halt grundsätzlich wenig sinnvoll, dass wir eben jetzt im dritten Winter noch vor dieser Alpha Variante impfen, wo in anderen Bereichen … Ich darf nur daran erinnern, es gibt geschätzt 17.000 Rauchertote in Österreich. Der Gesundheitsminister und der Bundespräsident sind bekennende Nikotin-Abhängige und das ist ihnen ja unbenommen.
Und es ertrinken mehr Kinder als wie sie an Corona versterben, auch das wurde schon angeschnitten. Also ich würde dringend raten, dass wir unsere Aufmerksamkeit und auch die finanziellen Mittel auf andere gesundheitliche Probleme richten, die es sehr wohl gibt in Österreich
Frage: Was wären das für gesundheitliche Probleme?
DDr. Christian Fiala: Ich habe das schon einmal angeschnitten. Rauchen ist sicher etwas. Es ist auch interessant, wenn Sie in die Intensivstationen gehen und sich anschauen, welche Patienten oder welche Beschwerdegruppen dort liegen, dann sind das im Wesentlichen Menschen, die direkt oder indirekt eben selbst schädigendes Verhalten gezeigt haben. Rauchen, Alkohol und Übergewicht, das sind eigentlich – der Bewegungsmangel – das sind eigentlich die großen gesundheitlichen Probleme in unserer Gesellschaft. Die haben ein großes Potenzial, ein großes Schadens-Potenzial und die wären eigentlich relativ leicht zu beheben mit Kampagnen und Maßnahmen. Und da bräuchten wir auch nicht teure Medikamente dafür.