Der ehemals seriöse Tagesspiegel berichtete jüngst über das neueste Klimamärchen: Der Schneematsch in der Antarktis wäre problematisch. Dort würden sich auf dem „ewigen Eis“ große Mengen Schmelzwasser mit dem Schnee und Eis zu Matsch verbinden – und großen Einfluss auf das Weltklima und die Stabilität des Eises ausüben. Wir haben gröbere Zweifel an dieser Geschichte, die wieder einmal aus einem Themenkreis stammt, der mehr mit Glauben zu tun hat als mit der Überprüfbarkeit für jedermann.
Eine Gruppe um die Wissenschaftlerin Rebecca Dell von der Universität Cambridge behauptet auf Basis von Modellrechnungen, dass das Schmelzwasser in der Antarktis bislang übersehen wurde und eine große Rolle spiele, was das Abschmelzen und die Stabilität des arktischen Eises betrifft. Zudem würde die Rückstrahlung von Sonnenlicht beeinflusst und somit insgesamt das Weltklima. Vorweg, auf Basis von Modellrechnungen wurden auch die angebliche Gefährlichkeit von Covid-19 und die diversen „Wellen“ berechnet.
Das Wasser verringert die Stabilität des schwimmenden Schelfeises, was wiederum das Abfließen der Gletscher vom Festland zum Meer hin fördert. Mehr Schmelzwasser könne somit das Abschmelzen des antarktischen Eises beschleunigen.
Tagesspiegel
Eine schöne Theorie, die sich bei sauberer Wissenschaft erst einmal einer Überprüfung stellen müsste. Verifikation und Falsifikation sind in der Pseudowissenschaft von heute aber nicht mehr vorgesehen – alle Nachrichten müssen dem Narrativ folgen – wer daran zweifelt, gilt als „Leugner“.
Wir beantworten die Überlegungen der Wissenschaftler mit simpler Physik und Naturgesetzen. Wasser friert in der Regel ab -1 Grad. Unter bestimmten Umständen sind auch kühlere Temperaturen notwendig. Dass Wasser im Kühlschrank ganz gut friert, kann jeder, der ein Gefrierfach sein Eigen nennt, selbst experimentell überprüfen. Er kann dort auch ganz einfach Schneematsch herstellen – und herausfinden, ob ein Gemenge aus Schnee und Wasser oder Eis und Wasser andere Eigenschaften hat – oder ebenso einfriert.
Die Temperatur in der Antarktis liegt im Jahresdurchschnitt bei minus 55 Grad Celsius. Das ist keine Verschwörungstheorie und auch keine Schwurbelei, der Wert stammt vom Deutschen Umweltbundesamt. Dort kann man weiters nachlesen: „Die mittlere Wintertemperatur beträgt an den Küsten -20 bis -30°C. Im Sommer steigen die Temperaturen an den Küsten durchschnittlich auf -25 bis 0°C. Nur wenige Gebiete der Antarktischen Halbinsel erreichen im Sommer regelmäßig Temperaturen über dem Gefrierpunkt.“ Und: „Die Temperatur nimmt von den Küsten zum Landesinneren ab.“ Sowie:
Im Südwinter 2004 zeigten Satellitendaten eine neue Rekordtemperatur von -98,6°C auf einem Hochplateau in der östlichen Antarktis in etwa 3.800 Meter Höhe. Die bis dato tiefste Temperatur von -89,2°C wurde im Jahre 1983 an der russischen Forschungsstation Vostok gemessen. Im Sommer steigen die Temperaturen im Landesinneren auf durchschnittlich -40°C.
Deutsches Umweltbundesamt
Wenn also in der Antarktis Schmelzwasser vorhanden ist, ob in flüssiger Form oder in Form von Schneematsch, dann nur in wenigen Regionen und nur für wenige Tage im Jahr. Anders ist dies schlichtweg nicht möglich, da nahezu das ganze Jahr über in der gesamten Antarktis Temperaturen unter null Grad, meist weit unter null Grad herrschen. Wir haben zum aktuellen Wetter in der Antarktis mehrfach publiziert:
- Studien: Antarktis ist so kalt wie lange nicht!
- Vier Studien belegen zunehmendes oder gleichbleibendes antarktisches Eis
- Studie: Antarktis-Enteisung begann bereits zwei Jahrtausende vor dem CO2-Anstieg
- Neue Studie: Antarktis hat sich im letzten Vierteljahrhundert abgekühlt
- Klimaspinner aufgepasst: 661 Gigatonnen mehr Masse – antarktisches Schelfeis wächst weiter
- Extreme Kälte in der Antarktis kommt in diesem Jahr früher als erwartet
- Keine globale Erwärmung seit 8 Jahren – Antarktis seit 70 Jahren stabil
Dem gegenüber publiziert der Tagesspiegel:
In den üblicherweise genutzten Klimamodellen wird dieses Schmelzwasser bisher nicht berücksichtigt. Das liegt auch an technischen Problemen: „Es ist schwierig, Schneematsch zu kartieren, da er von einem Satelliten aus betrachtet wie andere Dinge aussieht, beispielsweise wie Schatten von Wolken“, betont Dell.
Der gesamte Bericht ist voll von „hätte“, „könnte“ und „würde“ – was klar ist, denn es handelt sich nicht um vor Ort gemessene Fakten, sondern um Modellrechnungen und KI-ausgewertete Satellitenfotos. Dabei ist spannend, wie der verantwortliche Redakteur Stefan Parsch aus sehr vorsichtigen, relativierenden Aussagen der Wissenschaftler Fakten macht – die es so nicht gibt. So setzt er den Zwischentitel: „Eis wird instabiler“ und manipuliert damit Leser, die nur flüchtig über den Text gehen.
Tatsächlich steht darunter, dass Schmelzwasser theoretisch Risse im Eis vergrößern könne und es dadurch instabil machen könne. Zudem wäre Wasser dunkler als Schnee oder Eis und würde deshalb weniger Licht reflektieren und sich mehr erhitzen. Tatsächlich ist es so, dass oberflächliches Schmelzwasser wohl kaum besonders tief in intaktes Eis eindringen kann, dieses ist, je tiefer man kommt, immer kälter und friert dieses Wasser ein. Dabei wäre in der Theorie möglich, dass das frierende Wasser Risse weiter aufsprengt, so wie es sich mit gefrierendem Wasser in Gesteinsspalten im Gebirge verhält.
Aussagen über Schnee, Eis und Eismenge in der Antarktis auf dieser Basis sind aber nur irgendwelche Vermutungen. Es gibt dazu weder Beobachtungen noch Versuche. Letztendlich wird die Mär vom Klimawandel durch CO2 genährt – und schon fließen Steuergelder – aber dass die Antarktis sich tendenziell eher abkühlt oder seit 70 Jahren stabil ist (siehe Links zu unseren Artikeln oben) bleibt unerwähnt.