Offensichtlich haben die zunehmenden Proteste der chinesischen Bevölkerung gegen die Endlos-Lockdowns Wirkung gezeigt. Die kommunistische Führung kehrt nun öffentlich von der „Null Covid“-Politik ab. Ein Regierungsberater geht davon aus, dass bald schon 90 Prozent der Chinesen mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnten.
In den letzten Wochen haben unzählige Chinesen in Dutzenden Städten gegen die Dauer-Lockdowns und die drakonischen Maßnahmen der Führung in Peking zur Verhinderung der Ausbreitung von Covid-19 protestiert. Diese bisher im Reich der Mitte noch nie gesehene Welle des Protestes scheint das kommunistische Establishment offensichtlich geschockt zu haben. Denn nun erfolgt Berichten zufolge eine 180-Grad-Wende in der Covid-Politik des Landes. Anstatt wie bisher die Menschen ganzer Wohnblocks bei positiven Tests kollektiv einzusperren, setzt man nun augenscheinlich langsam verstärkt auf das „Schwedische Modell“.
Feng Zijian, ein ehemaliger stellvertretender Leiter der chinesischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention und nunmehriger Berater der chinesischen Regierung erwartet nun, dass bis zu 90 Prozent der Chinesen mit dem Virus in Kontakt kommen könnten, so ein „Bloomberg„-Bericht. „Es wird für die meisten von uns unvermeidlich sein, sich einmal anzustecken, unabhängig davon, wie die Maßnahmen zur Covid-Bekämpfung angepasst werden“, sagte Feng am Dienstag auf einer Online-Konferenz der Tsinghua-Universität in Peking.
Einige der neuen Maßnahmen Pekings sehen vor, asymptomatische oder leichte Covid-Fälle zu Hause zu isolieren, anstatt sie sieben Tage lang in Quarantänelagern oder Krankenhäusern unterzubringen. Jeder, der mit Infizierten in Kontakt kommt, muss fünf Tage lang zu Hause in Quarantäne bleiben, anstatt acht Tage in einem Lager und dann zu Hause. Außerdem wurde die Vorschrift aufgehoben, dass Personen einen negativen Covid-Test vorweisen müssen, bevor sie öffentliche Einrichtungen betreten dürfen.
Es scheint also, dass auch die kommunistische Führung langsam erkennt, wie kontraproduktiv die Dauer-Lockdowns sind und wie der Rückhalt in der Bevölkerung dadurch schwindet. Eine „Durchseuchungspolitik“, wie sie beispielsweise Schweden praktizierte und damit gut gefahren ist, könnte nun auch sukzessive in der Volksrepublik umgesetzt werden. Wenngleich auch wohl mehr als zwei Jahre zu spät.